Erstmals gehört eine Region in Sachsen-Anhalt zu den Risikogebieten für die meist von Zecken übertragene Hirnentzündung FSME.
Es handelt sich um die StadtDessau-Roßlau, wie aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin hervorgeht.
Insgesamt sind fünf Regionen in Deutschland neu als Risikogebiete eingestuft worden. Dazu gehören jeweils ein Kreis in Sachsen (Mittelsachsen) und Thüringen (Weimarer Land) sowie in Bayern (Dillingen a. d. Donau) und Hessen (Fulda).
Insgesamt sind demnach nun 169 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Generell bestehe in Deutschland ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem im südöstlichen Thüringen und in Sachsen sowie in Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen, hieß es vom RKI. Einzelne Risikogebiete befänden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen.
Die Einstufung als Risikogebiet basiert auf Erkrankungsdaten mehrerer Jahre. In diesen Regionen wird Menschen, die zum Beispiel in der Freizeit oder beruflich mit Zecken in Berührung kommen könnten, eine FSME-Impfung empfohlen.
2020 wurden mit 704 FSME-Erkrankungen so viele wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 gemeldet. Im Vorjahr hatte die Zahl bei 445, im bislang fallstärksten Jahr 2018 bei 583 gelegen. Untersucht werde derzeit, ob der deutliche Anstieg während der Corona-Pandemie möglicherweise mit einem veränderten Freizeitverhalten zusammenhängen könnte, heißt es im Bericht.
Die Fallzahlen schwanken generell von Jahr zu Jahr erheblich. Die Mehrzahl der Erkrankungen findet den RKI-Daten zufolge in den Monaten Mai bis Oktober statt. FSME beginnt mit Beschwerden wie Kopfschmerzen und Fieber. Bei einem kleinen Teil der Infizierten kann es nach einer Zeit ohne Symptome zu einer zweiten Phase mit Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung kommen. Die Krankheit kann tödlich verlaufen: 2020 in einem Fall. Den zuverlässigsten Schutz gegen FSME bietet eine Impfung. Die Impfquoten in den betroffenen Regionen seien aber oft noch sehr niedrig, so das RKI.
Typische Lebensräume für Zecken sind unter anderem lichte Wälder und Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen, wie es im Bericht heißt. Auch Gärten und städtische Parks bieten gute Bedingungen.
Gegen FSME ist eine Impfung möglich. Nach dem Infektionsschutzgesetz müssen FSME-Erkrankungen in Deutschland an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet und von dort über die zuständigen Landesbehörden an das Robert Koch-Institut gemeldet werden. Auf der Basis der dokumentierten Erkrankungsfälle veröffentlicht das Robert Koch-Institut jährlich aktualisierte Karten zu den FSME-Risikogebieten in Deutschland.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die FSME-Impfung für folgende Personenkreise:
Die Impfstoffe sind allgemein gut verträglich. Vor allem bei jüngeren Kindern werden jedoch häufig fiebrige Reaktionen beobachtet. Für Kinder unter drei Jahren sollte der Arzt oder die Ärztin gemeinsam mit den Eltern deshalb besonders sorgfältig die Notwendigkeit der Impfung prüfen.
Da eine Impfung nur gegen FSME, nicht aber gegen Borreliose möglich ist, sollten Sie Zeckenstiche nach Möglichkeit vermeiden:
Zecken sollten möglichst sofort entfernt werden. Die FSME-Viren befinden sich in den Speicheldrüsen der Zecken. Durch den Stich können sie rasch in die Blutbahn des Wirtes gelangen. Anders die Borrelien: Sie befinden sich im Darm der Zecken, sodass die Erreger erst bei längerem Saugen – in der Regel nach circa 12 Stunden – übertragen werden. Wird die Zecke rasch entfernt, ist das Übertragungsrisiko der Borreliose-Erreger sehr gering.