Weihnachtsmarkt - das sind leuchtende Lichter, dampfende Glühweinkessel und prall gefüllte Verkaufsstände. Das alles kostet Strom und verursacht Müll. Städte suchen nach Lösungen.
Das Milliardengeschäft Weihnachtsmarkt hat auch erhebliche Umweltfolgen. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Schausteller und Marktkaufleute gibt es in Deutschland rund 2500 Märkte, auf denen Schätzungen zufolge an die 5 Milliarden Euro umgesetzt werden. Wenn auf den Touristenmagneten wie dem Christkindlesmarkt in Nürnberg oder dem Dresdner Striezelmarkt reichlich Glühwein ausgeschenkt und viele Waren verkauft werden, fallen auch hoher Stromverbrauch und Müllmengen an.Die Städte haben das Umweltthema im Blick - aber ganz so einfach ist es nicht immer:
PLASTIK: Plastikbecher, Plastikgeschirr und Plastikbesteck sind vielerorts verboten. Beim Getränkeausschank setzen die Märkte auf Keramik - also die klassische Weihnachtsmarkttasse gegen Pfand. Schwieriger wird es beim Geschirr. Hier sind kompostierbare Teller wie auf dem Striezelmarkt in Dresden gern gesehen, aber auch Pappschalen sind wie in Leipzig zugelassen. Auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche, einem von mehr als 90 in der Hauptstadt, drohe der Schaustellerverband Händlern mit einer Geldbuße, wenn sie Plastikgeschirr verwenden, teilte Sprecherin Angelika Grüttner mit. «Plastiktüten gibt es nur an Ständen, wo es unvermeidlich ist», erklärte der Chemnitzer Ordnungsbürgermeister Miko Runkel. Allerdings geschehe das auf freiwilliger Basis.
STROM:Viele Märkte haben ihre Weihnachtsmarktbeleuchtung auf LED-Technik umgestellt. Seitdem die große Tanne auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt mit LEDleuchtet, sei der Energieverbrauch um 90 Prozent gesunken, teilte die Stadtverwaltung mit. Erfurt, dessen großen Baum bisher 1400 bis 1500 Birnen mit jeweils 15 Watt erstrahlen ließen, hat dieses Jahr auf 20 000 LED-Lämpchen umgestellt. In Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg gibt es in diesem Jahr ebenfalls neueste LED-Lampen. Das nehmen die Marktbetreiber zum Anlass, um es richtig leuchten zu lassen: Mehr als eine Million LED-Lämpchen und 60 große Leuchtelemente sollen aus der Innenstadt eine große Lichtinstallation machen, sagte Betreiber Paul-Gerhard Stieger.
MÜLL:Auf dem Dresdner Striezelmarkt hinterließen die mehr als zwei Millionen Besucher im vergangenen Jahr 47 200 Kilogramm Müll und 8500 Kilogramm kompostierbare Abfälle. Dazu kamen Glas- und Kartonage-Abfälle. Die Stadt sei dabei, ihr Abfallwirtschaftskonzept weiterzuentwickeln. Dabei werde sich «ausführlich mit dem Thema Abfallvermeidung, gerade im Veranstaltungsbereich, auseinandergesetzt», erklärte Sprecher Karl Schuricht.
TANNENBÄUME: KeinWeihnachtsmarkt ohne Tannengrün. Leipzig stellt rund 1000 Tannenbäume zur Dekoration auf. Kommen die aus heimischen Wäldern oder doch vom größten Nordmanntannen-Exporteur Dänemark? Sie werden bei einem einheimischen Gartenbaubetrieb bestellt, der aber vermutlich auf Großhändler zurückgreifen werde, erklärte ein Stadtsprecher: «Zur Herkunft kann deshalb keine Aussage getroffen werden.» Immerhin landen die Bäume nach Ende des Marktes nicht direkt auf der Deponie. Die Stadt verschenkt sie am letzten Tag, auch Chemnitz macht das dieses Jahr erstmalig. Leipzigs Erfahrungen aus den zurückliegenden Jahren: «Bis auf ganz wenige Ausnahmen wurden auch alle mitgenommen.»
BIO- ODERMEHRWEGGESCHIRR:Die sächsische Stadt Großenhain hat nach einem Testlauf im Vorjahr 2019 vertraglich vereinbart, dass die Händler Biogeschirr und -besteck benutzen müssen, zum Beispiel aus Maisstärke. Das habe aber nicht zwangsläufig weniger Müll zur Folge, erklärte Stadtsprecherin Diana Schulze. «Die Menge bleibt fast gleich, nur das Ergebnis der Verwertung ist anders.» Den Großenhainern wäre es am liebsten, wenn alles auf Mehrweggeschirr umgestellt werden könnte. Dafür die Voraussetzungen zu schaffen, sei aber fast unmöglich. Nachhaltigkeit auf dem Weihnachtsmarkt «ist und bleibt ein schwieriges Feld», so die Stadtsprecherin.