Jahrestag rückt näher

Dezentrales Gedenken zum Halle-Anschlag geplant

Ein Jahr nach dem rechtsterroristischen Anschlag von Halle wollenGemeinde, Stadt und Land mit mehreren Veranstaltungen an die Opfer und Überlebenden erinnern. Zu große Ansammlungen sollen wegen der Corona-Pandemie aber vermieden werden.

Mit mehreren DEZENTRALEN Gedenkveranstaltungen sowie der Enthüllung eines Mahnmals und einer Gedenktafel wollen Sachsen-Anhalt, die Stadt Halle und die jüdische Gemeinde den ersten Jahrestag des Anschlags am Freitag, 9. Oktober 2020 begehen.

Um 12:01 Uhr, dem Zeitpunkt der ersten Schüsse auf die Tür der Synagoge, soll das öffentliche Leben in Halle für zwei Minuten stillstehen und alle Kirchenglocken der Stadt läuten, wie Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand, der Präsident der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Donnerstag, 3. September 2020 ankündigten.

Im Hof der Synagoge will die Gemeinde am Nachmittag ein Mahnmal enthüllen, in das auch die frühere Tür der Synagoge eingearbeitet ist. Anschließend sollen dann zunächst vor der Synagoge und im Anschluss auf dem Bürgersteig vor dem Döner-Imbiss jeweils eine Gedenktafel eingeweiht werden. Um 17.30 Uhr soll in der Ulrichskirche eine Gedenkveranstaltung stattfinden. Wegen der Pandemie sollen nur 100 Gäste eingeladen werden, darunter Überlebende des Anschlags. Die Veranstaltung soll aber unter anderem in die Marktkirche, die Martin-Luther-Universität und die Oper Halle übertragen werden.

Neben den Gedenkveranstaltungen will die Landesregierung rund um das Gedenken auch mehrere politische Signale setzen. So kündigte Haseloff eine auswärtige Kabinettssitzung inHalle an. Dabei soll das Kabinett am 6. Oktober ein Landesprogramm gegen Antisemitismus verabschieden. Das sehe unter anderem vor, dass der Schutz jüdischer Einrichtungen im Land mit in den Staatsvertrag der jüdischen Gemeinden mit dem Land aufgenommen werden soll. Grimm-Benne kündigte außerdem eine Demokratie-Konferenz am 9. Oktober in Halle an. Daran sollen neben Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD)auch Überlebende des Anschlags teilnehmen.

Geplanter Ablauf

  • • 12:01 Kirchenglocken läuten/das öffentliche Leben steht still, anschließend kurzes Carrillon-Konzert vom Carillon Roter Turm
  • • ca. 15:45 Enthüllung Mahnmal in der Synagoge
  • • ca. 16:00 Gedenktafel vor der Synagoge
  • • ca. 16:45 Gedenktafel im Gehweg vor dem Kiez-Döner, Ludwig-Wucherer-Straße
  • • Gedenkfeier 17.30 Ulrichskirche, Live-Übertragung in die Marktkirche, Oper Halle, MLU, Neues Theater und das Lionel Feininger Gymnasium

Ein schwer bewaffneter Mann hatte am 9. Oktober 2019 schwer bewaffnet versucht, am höchstenjüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge von Halle zu gelangen und dort ein Massaker anzurichten. Der Attentäter scheiterte und erschosszweiMenschen. Vor dem Landgericht Naumburg läuft derzeit der Prozess um den Anschlag, angeklagt ist der 28-jährige Stephan B.

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