Brexit... und jetzt?!

Großbritannien ab 1.2. nicht mehr in EU

Nach fast vier Jahren Verhandlungen ist es soweit: Großbritannien verlässt am 31. Januar um 0 Uhr die Europäische Union.50 Jahre lang war das Vereinigte Königreich Teil der EU. Zuvor hatten die 27 verbliebenen Mitgliedsstaatenden Ausstiegsvertrag gebilligt.Bis Ende 2020 gilt noch eine Übergangszeit. Zu spürbaren Änderungen kommt es daher erst einmal nicht. Dennoch werden schon jetzt die Weichen gestellt, wenn Großbritannien endgültig nicht mehr Teil der EU ist.

Premierminister Boris Johnson plant eine Brexit-Party.

Ursprünglich wollte Boris Johnson anlässlich des Brexit den Big Ben läuten lassen. Doch daraus wird nichts. Das Londoner Wahrzeichen wird derzeit restauriert und steht daher still. Stattdessen soll jetzt mit einem Beamer eine Uhr auf das Regierungsgebäude in der 10 Downing-Street projiziert werden. Hier sehen die Londoner dann mit einem Countdown die Zeit zum offiziellen Brexit verstreichen. Außerdem will die Regierung eine neue Münze prägen lassen. Darauf soll das Brexit-Datum verewigt werden.

Reisen ist nach wie vor möglich - noch.

BeimBrexitEnde Januar müssen EU-Bürger zunächst keineÄnderungenfürchten. Dies bekräftigten EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der kroatische Regierungschef Andrej Plenkovic am Freitag in Zagreb. "Wenn Sie verreisen, wird sich nichts ändern", versicherte Plenkovic. Auch die Aufenthaltsrechte der 3,2 Millionen EU-Bürger mit Wohnsitz in Großbritannien und der rund 1,2 Millionen Briten in EU-Staaten seien bis an ihr Lebensende gesichert, ergänzte von der Leyen. Immer mehr Briten wollen im SAW-Land leben. 2018 habe man 20 Personen von der Insel in Thüringen einbürgert, sagte uns Steffi Strömer, Sprecherin des Thüringer Landesamt für Statistik. In den Jahren vor Beginn der Brexit-Verhandlungen habe es nahezu keine Verfahren gegeben. Auch in Sachsen zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Im Zeitraum von 2015 bis 2018 hat sich die Zahl der eingebürgerten Briten um das 14-fache erhöht. 2015 zählte das Statistische Landesamt fünf Einbürgerungen, 70 waren es 2018. In Sachsen-Anhalt sind die Zahlen geringer, aber dennoch ist eine Steigerung zu erkennen.2018 ließen sich 13 Briten einbürgern. Drei Jahre zuvor, 2015, war es nur eine einzige Person.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt entspannt.

Die Bundesagentur für Arbeit erwartet vom bevorstehenden EU-Ausstieg Großbritanniens kaum Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gering und temporär sind", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele, am Donnerstag in Nürnberg. Das Außenhandelsvolumen Deutschlands mit Großbritannien sei zu klein, um große Ausschläge durch denBrexiterwarten zu lassen. "Wir gehen überhaupt nur davon aus, dass es temporär leichte Auswirkungen haben wird, die sich aber relativ schnell wieder nivellieren", betonte er. "Keine Panik, was die Auswirkungen desBrexitfür den deutschen Arbeitsmarkt angeht." Es müsse jetzt daran gearbeitet werden, die einzelnen Regelungen, etwa für deutsche Arbeitnehmer in Großbritannien, etwa bezüglich Anerkennung von Sozialversicherungsleistungen, für die Zeit nach der Übergangsperiode anzupassen. In der mindestens bis Ende des Jahres vereinbarten Übergangsfrist gebe es ohnehin keinerlei Änderungen zum Status Quo.

Zustimmung für die EU in anderen Mitgliedsstaaten gestiegen.

Nach dem Brexit gehören auch die britischen Abgeordneten nicht mehr dem EU-Parlament an. Als das Abkommen am 29. Januar mit einer Mehrheit von 621 zu 49 Stimmen ratifiziert wird, wird im Plenarsaal gemeinsam gesungen. Präsident des Europäischen Parlaments David Sassoli, hat diese Eindrücke auf seinem Twitter-Account geteilt.
="" src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"> Wie wirdder Brexit die EU als Institution verändern?Werner Weidenfeldist Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung der Universität München und hat im Gespräch mit der dpa die Lage eingeschätzt. In allen Mitgliedsstaaten sei die Zustimmung für die EU in den letzten Jahren gestiegen."Was die Europäische Union auch abgibt, ist ein Bremser für die europäische Außen- und Sicherheitspolitik." Wenn die EU den Austritt Großbritannien als Weckruf verstehe, könne sie aus der Situation gestärkt hervorgehen. Großbritannien könnte Weidenfelds Meinung nach, geschwächt aus den Abtrittsverhandlungen hervorgehen. "Ja, aber sie werden sich bemühen aus ihrer großen Tradition der Weltmacht Großbritannien weiter mit an Bord zu sein." Damit meint er unter anderem deren besondere Rolle bei der Nato. Das Land werde versuchen, überall aktiv mitzuwirken,um keinen geschwächten Eindruck zu erwecken.

Deutsche Wirtschaft exportiert weniger nach Großbritannien.

Im Zuge des Brexits sind die deutschen Exporte nach Großbritannien deutlich gesunken. Von Januar bis November 2019 führten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 73,6 Milliarden Euro nach Großbritannien aus - das waren drei Milliarden Euro oder vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie aus Zahlen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervorgeht. «Der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs ist für die deutschen Unternehmen ein historischer Einschnitt», sagte der DIHK-Präsident Eric Schweitzer der Deutschen Presse-Agentur. Am 31. Januar um 24.00 Uhr (MEZ) soll Großbritannien die Europäische Union verlassen. «Die Übergangsphase bis Ende des Jahres mindert den Druck für die deutschen Unternehmen zwar etwas, die wirtschaftlichen Verwerfungen sind jedoch bereits heute sichtbar.» So sei Großbritannien innerhalb der vergangenen drei Jahre von Platz fünf auf Platz sieben der wichtigsten Handelspartner Deutschlands gerutscht. Besonders bei den Exporten sei in diesem Zeitraum ein deutlicher Rückgang von minus 6 Prozent zu verzeichnen, während die Ausfuhren in die anderen Länder Europas um fast 7 Prozent gestiegen seien. Laut einer Umfrage erwarte mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen in Großbritannien für 2020 eine schlechterewirtschaftlicheEntwicklung im Land. Aufgrund der unklaren zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen hielten sich die Unternehmen bei ihren Investitions- und Beschäftigungsabsichten deutlich zurück. Jedes fünfte deutsche Unternehmen im Vereinigten Königreich sehe sich gezwungen, sogar Stellen abzubauen.
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