Jahrtausendturm

20 Jahre Magdeburger Elbauenpark!

Last oder neuer Schwung? Was aus Gartenschau-Geländen wurde

Blumen so weit das Auge reicht, neu angelegte Spielplätze, Wege und Parks: Die großen Gartenschauen ziehen binnen weniger Monate Hunderttausende Menschen an. Aber was bleibt, wenn der große Trubel vorüber ist?

Ob nun vom Bund oder die kleineren Ausgaben der Länder: Gartenschauen kosten Millionen Euro und locken binnen weniger Monate große Besuchermengen. Im Osten profitierten einige ehemalige Militärgelände von den Blumenschauen, es gab aber auch schon andere Konzepte. Die riesigen Gelände attraktiv zu halten, kann aber auch eine große Bürde sein. Lohnt es sich? Ein Blick in die ehemaligen Bundes- und Landesgartenschau-Städte:

Magdeburg

Vor 20 Jahren wurde die Bundesgartenschau im neu angelegten Elbauenpark eröffnet. Das rund 90 Hektar große Gelände auf einer ehemaligen Militärbrache erhielt eine Seebühne, weitläufige Grünflächen und Sportstätten. Der Hang einer eigens rekultivierten Mülldeponie dient bis heute als Sommerrodelbahn. Als neues Wahrzeichen für Magdeburg kam der aus Holz gebaute, 60 Meter hohe, kegelförmige Jahrtausendturm hinzu - auch er ist bis heute geöffnet.

2,3 Millionen Besucher kamen 1999. Inzwischen sind es laut Geschäftsführer Steffen Schüller jährlich rund 300 000, die Hälfte davon bei Konzerten und anderen Veranstaltungen. Die Betriebskosten lägen bei jährlich drei Millionen Euro, allein eine Million davon geht für die Grünpflege drauf. Investiert wird auch: Zum Beispiel sollen ab Sommer Kinder mit Rutschsäcken einen neuen Turm mit mehreren Bahnen heruntersausen können. "Als Park können wir ja nicht von der historischen Substanz leben, wir brauchen jedes Jahr neue Angebote, damit die Besucher kommen", sagt Schüller.

Havelberg

Havelberg richtete 2015 gemeinsam mit vier anderen Orten der brandenburgischen Havelregion die Bundesgartenschau aus. In der Kleinstadt wurden dafür keine Flächen neu angelegt, sondern Bestehendes mit den Extra-Geldern aufgehübscht. An der Pflege der Grünflächen beteiligen sich seither verschiedene Ehrenamtliche vom Heimatverein über den Rotary-Club bis zur Kirchengemeinde, wie Bürgermeister Bernd Poloski (parteilos) berichtet.

Die seinerzeit ausgebildeten Stadtführer führen auch heute durch die Areale. Und auf den Flächen finden Veranstaltungen statt, im Juni etwa Konzerte und Vorträge unter dem Motto «Kunst im Gartensommer». Nachweislich seien die Übernachtungs- und Besucherzahlen durch die Buga gestiegen, sagt Bürgermeister Poloski.

Positives von der Buga 2015 im Havelland wie auch schon der Landesgartenschau 2006 berichtet auch Rathenow. "Der Bekanntheitsgrad der Havelregion hat deutschlandweit zugenommen. Das wäre mit keinem Marketinginstrument ohne Großereignis möglich gewesen", sagt Stadtsprecher Jörg Zietemann.

1995 wurde in Cottbus die erste Bundesgartenschau in den neuen Bundesländern auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz gestaltet. Auch die Bundesgartenschau 2001 lief in POTSDAM auf früherem Militärgelände. Heute liegt dort der Volkspark Potsdam.

Gera / Ronneburg / Greiz

Mit Gera, Ronneburg und dem Landkreis Greiz in Ostthüringen wurde 2007 erstmals eine Region anstelle einer einzigen Stadt zum Schauplatz einer Bundesgartenschau. 146 Millionen Euro wurden im Zusammenhang mit der Schau investiert. Etwa 1,5 Millionen Besucher überzeugten sich von den Fortschritten, die in der einst vom Uranerzbergbau geschundenen Landschaft gemacht wurden. Denn die Buga erwies sich als wahrer Glücksfall: Das Bergbauunternehmen Wismut zog die Sanierung um fünf bis zehn Jahre vor. Nun verfügt Ronneburg über die «Neue Landschaft», ein Areal von rund 800 Hektar, in dem ein naturnaher Landschaftspark entstand. Eigentlich sollte auf einem Teil des Buga-Areals ein Fantasy-Park Touristen locken. Allerdings gingen die Investoren schon vor der Eröffnung 2009 pleite.

Auch in Gera wurde vieles verwirklicht, was es ohne die Fördermittel für die Bundesgartenschau sonst wohl nicht gegeben hätte. Der Hofwiesenpark entlang der Weißen Elster samt Sportstätten wurde auf Vordermann gebracht, bei schönem Wetter ist er Ziel vieler Familien, Spaziergänger und Sportler. Zudem hat er sich zum Ort verschiedener Großveranstaltungen fest etabliert. Zur Buga wurde zudem eine neue Stadtbahnlinie gebaut, Straßen wurden saniert sowie das Theater und das Barock-Ensemble von Orangerie und Küchengarten aufpoliert.

Frankenberg / Oschatz

Sachsen ist das einzige Ost-Bundesland, das bislang keine Buga ausgerichtet hat. Es gab aber eine Reihe von Landesgartenschauen - die achte findet in den kommenden Monaten im mittelsächsischen Frankenberg statt. Zuletzt wurde in Oelsnitz das Gelände eines früheren Steinkohle-Bahnhofs in einen Bürger- und Familienpark verwandelt. Die Bevölkerung erwarte den Erhalt der Parkanlage, sagte Bürgermeister Bernd Birkigt (parteilos). Das sei der Stadt jährlich 100 000 Euro wert. Beetpaten helfen bei der Pflege.

Einen anderen Weg ging die Stadt Oschatz. Sie übergab das Gelände der Landesgartenschau 2006 dem Regionalverein der Lebenshilfe, die den neuen Park mit mehr als 30 Menschen mit Handicap pflegt. Die Stadt zahlt jährlich einen Zuschuss von 85 000 Euro. "Der O-Schatz-Park ist das Highlight hier in der Region, er ist eintrittsfrei und jeden Tag sehr gut besucht", sagt Stadtsprecherin Anja Seidel. "Vor der Landesgartenschau war es auch ein kleiner Heimattierpark und mit der Gartenschau wurde er groß, schick und modern."

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