Der Begriff «Zeitenwende» ist das «WortdesJahres» 2022. Das gab die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache am Freitag in Wiesbaden bekannt. «Zeitenwende» steht im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und wurde unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgegriffen und geprägt. «Der russische Überfall auf die Ukraine markiert eine Zeitenwende. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung», hatte Scholz Ende Februar gesagt, als er Waffenlieferungen an die Ukraine begründete.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählt für ihre Aktion regelmäßig Begriffe aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland nach Ansicht der Jury in einem Jahr sprachlich besonders bestimmt haben. 2021 war «Wellenbrecher» das «WortdesJahres» gewesen. Das aus dem Küstenschutz und Schiffbau bekannteWortwurde als Sammelbegriff für alle Schutzmaßnahmen benutzt, um die vierte Corona-Welle zu brechen.
In diesem Jahr gingen mehr als 2000 Einsendungen ein. Beim Begriff «Zeitenwende» sei sich die Jury schnell einig gewesen, dass dieser das «WortdesJahres» sei, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Peter Schlobinski.
Der Jury zufolge steht das keineswegs neueWort«speziell für den Beginn der christlichen Zeitrechnung, in allgemeinerer Bedeutung auch für jeden beliebigen Übergang in eine neue Ära». Bei vielen Menschen habe durch den Krieg und seine Folgen auch eine «emotionale Wende» stattgefunden. «Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa, gar vor einem dritten Weltkrieg waren vielfach zu spüren.»
Weitere Krisenbegriffe sind in den Top Ten vertreten: So landete «Krieg um Frieden» auf Platz zwei vor der «Gaspreisbremse». Auch der «Doppel-Wumms», mit dem die Ampelkoalition neben der Gaspreisbremse auch eine Strompreisbremse ankündigte, um die explodierenden Energiekosten zu dämpfen, schaffte es in die engere Auswahl (Platz sechs). Das «9-Euro-Ticket» liegt auf Platz acht.