Zehn Jahre nach der großen Krise herrscht wieder reger Betrieb in Deutschlands Vorzeigeregion für Solarenergie. Der Marktführer stockt seine Investitionen in Sachsen-Anhalt nochmals auf und stellt Forderungen an die Politik.
Der Solarzellen-Anbieter Q-Cells investiert weitere 15,5 Millionen Euro in seine globale Forschungs- und Entwicklungszentrale im sachsen-anhaltischen Thalheim. Das Geld werde in die Entwicklung von Maschinen und Anlagen der nächsten Generation der Photovoltaik-Technologie fließen, kündigte das Unternehmen am Montag an.
Noch in diesem Jahr wolle Q-Cells neue, hocheffiziente Solarmodule auf den Markt bringen. Insgesamt investiere die Firma bis 2023 mehr als 140 Millionen Euro in Thalheim. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben im Vertrieb von Solarmodulen und -systemen Marktführer in Deutschland und Europa.
In Deutschland sind laut Bundesverband Solarwirtschaft im vergangenen Jahr 184 000 neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von rund 4,9 Gigawatt installiert worden. Rund 18 Prozent der installierten Leistung liefern nach Firmenangaben Q-Cells-Module. In Europa beschäftigt das Unternehmen demnach rund 630 Menschen, etwa 475 davon in Thalheim.
Das Wirtschaftsministerium begrüßte die Investition von Q-Cells. DasEngagement zeige beispielhaft, dass die Solarindustrie in Sachsen-Anhalt neuen Schwung aufnehme, sagte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Mit Unternehmen wie Q-Cells, die im Land auch nach der Krise der Branche konsequent auf Forschung und Entwicklung setzen würden, könne es in den kommenden Jahren gelingen, Sachsen-Anhalt «weiter zu einem Land der Zukunftstechnologien zu entwickeln», sagte der Minister.
Q-Cells forderte von der Politik mehr Tempo beim Ausbau der Solarenergie. Wenn Deutschland die Pariser Klimaziele erreichen wolle, müssten die jährlichen Installationen verdreifacht werden, sagte Oliver Beckel, Direktor für öffentliche Angelegenheiten des Unternehmens. Zudem müssten «Marktbarrieren, wie die Solarsteuer auf selbst verbrauchten Solarstrom abgeschafft werden».
Die Thalheimer Forschungszentrale liegt im sogenannten Solar Valley, das vor 20 Jahren im einstigen Chemie-Dreieck der DDR entstanden war und als eines der größten Zentren der Solarindustrie Europas mit bis zu 3500 Arbeitsplätzen in zahlreichen Firmen galt. Dann stürzte die Konkurrenz billiger Solarmodule aus Asien das Valley in die Krise. Zahlreiche Unternehmen gingen pleite. Q-Cells wurde 2012 vom südkoreanischen Konzern Hanwha übernommen. Die Fertigung wanderte nach Asien ab, Forschung und Entwicklung blieben in Thalheim. Zehn Jahre nach der großen Krise füllt sich das Solar Valley nun wieder.