Leipzig: Ex-Stasi-Mitarbeiter wegen Mordes angeklagt

34 Jahre nach Mauerfall

Knapp 34 Jahre nach dem Mauerfall hat die Berliner Staatsanwaltschaft einen Ex-Stasi-Mitarbeiter wegen heimtückischen Mordes angeklagt. Der inzwischen 79-Jährige aus Leipzig soll am 29. März 1974 einen Polen in Ost-Berlin am früheren Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße erschossen haben, wie am Donnerstag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mitteilte. Laut Anklage soll der Mann das 38 Jahre alte Opfer «mit einem gezielten Schuss in den Rücken aus einem Versteck heraus» getötet haben.

Laut Staatsanwaltschaft sind die Ermittlungen über viele Jahre nicht vorangekommen. Erst 2016 habe es einen entscheidenden Hinweis aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv gegeben, erklärte der Sprecher. Anders als heute sei man jedoch zunächst von einem Totschlag ausgegangen. In diesem Fall wäre die Tat verjährt gewesen. Inzwischen sieht die Berliner Staatsanwaltschaft jedoch das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt, wie der Behördensprecher sagte.

Laut Anklage soll der Beschuldigte zur Tatzeit einer Operativgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit angehört haben. Er soll mit der «Unschädlichmachung» des Polen beauftragt worden sein. Vorangegangen sein soll, dass der 38-Jährige in der polnischen Botschaft versucht haben soll, seine Ausreise nach West-Berlin zu erzwingen.

Die Stasi soll dann zum Schein entschieden haben, dem 38-Jährigen die Ausreise zu genehmigen. Dafür soll er auch die entsprechenden Ausreisedokumente bekommen haben und Ministeriumsmitarbeiter begleiteten ihn zum damaligen Sektorenübergang am Bahnhof Friedrichstraße. Als er dort jedoch den letzten Kontrollpunkt passiert hatte, fiel der Schuss.

Der Prozess gegen den früheren Stasi-Mitarbeiter soll vor dem Landgericht Berlin erfolgen. Zunächst muss jedoch eine Kammer darüber entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Ausschlaggebend wird dabei sein, ob das Gericht der Argumentation der Staatsanwaltschaft folgt und ausreichend Hinweise für einen Mordverdacht sieht.

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