Wolfsburgs Max Kruse zeigt mit dem Finger

Kruse wehrt sich gegen Vorwürfe

Nach Rauswurf in Wolfsburg

Nur wenige Minuten nach dem ersten Saisonsieg in Frankfurt bestätigte Niko Kovac, was viele schon seit Monaten vorausgesagt hatten:MaxKrusewird unter ihm kein Spiel mehr für den VfL Wolfsburg bestreiten. Den Rauswurf seines bekanntesten Spielers verkündete der neue Trainer live im Fernsehen und so direkt, wie man es von ihm kennt. "Wir verlangen von jedem Spieler eine 100-prozentige Identifikation und Konzentration und den Fokus auf den VfL. Das Gefühl hatten wir beiMaxnicht", sagte Kovac bei Sky.

Er sehe bei dem 14-maligen Nationalspieler "keine Impulse, kein konstruktives Miteinander", erklärte Kovac später weiter. Man habe ihm deshalb bereits am Tag vor dem 1:0-Erfolg bei Eintracht Frankfurt mitgeteilt, "dass er nicht dabei ist und für uns in Zukunft keine Rolle spielen wird. Das heißt: Kein Spiel mehr!"

Max Kruse äußert sich via Instagram zu den Vorwürfen

Kruseselbst erklärte am Sonntagabend, "die Meinung des Trainers zu respektieren". Der 34-Jährige wehrte sich jedoch gegen den Vorwurf, sich nicht mehr mit dem VfL und seiner Aufgabe dort zu identifizieren. "Jeder, der mich kennt, weiß: Ich habe nicht nur beim VfL Wolfsburg, sondern in den letzten zehn, zwölf Jahren, in denen ich Profifußball spiele, wenn ich auf dem Platz stand, immer alles für den Verein gegeben, für den ich gespielt habe", sagte er in einem bei Instagram veröffentlichten Video. Und fügte noch selbstbewusst hinzu: "Ich glaube, ich entscheide selber, wann meine Zeit in der Bundesliga vorbei ist. Das entscheidet niemand anderes für mich!"

Kruses Präsenz auf diversen Online-Kanälen ist ein Grund dafür, dass das Verhältnis zu seinem Arbeitgeber nun derart zerstört ist. Dass er in Krisenzeiten dort öffentlich vorrechnete, für ein Millionen-Gehalt im Grunde nur vier Stunden am Tag zu arbeiten, sorgte beim VfL wie auch beim Mutterkonzern Volkswagen für große Verärgerung.

Auch andere Vereine reagierten bereits aufKruses körperlicheVerfassung

Der Grundkonflikt zwischen Kovac undKrusewar aber schon an dem Tag im Mai angelegt, an dem der neue Trainer in Wolfsburg als Nachfolger des engenKruse-Vertrauten Florian Kohfeldt verpflichtet wurde. Nichts ist Kovac wichtiger als Fitness und Disziplin. Der prominente Stürmer dagegen ist erkennbar nicht austrainiert und änderte offenbar auch in diesem Sommer nichts an seiner Haltung zu Professionalität und Trainingsfleiß. Schon der damalige Bundestrainer Joachim Löw warf ihn 2016 mit einer beinahe wortgleichen Begründung aus der Nationalmannschaft: "Ich möchte Spieler, die sich auf den Fußball und die EM konzentrieren, auch zwischen den Spielen."

Trotz seiner erfolgreichen Zeiten in Freiburg, Mönchengladbach oder Bremen: Dass Clubs und Trainer immer weniger bereit sind, Kruses Fitness-Defizite und seinen Individualismus zu tolerieren, zeigte sich schon in der vergangenen Saison bei Union Berlin. Auch dort setzte ihn Urs Fischer auf die Bank. Auch dort störten sich viele an Privilegien wie Kruses Hochzeit einen Tag nach und zwei Tage vor dem nächsten Spiel. "Er ist ein begnadeter Spieler", sagte Sportchef Oliver Ruhnert im ZDF-Sportstudio. "Man muss aber auch wissen, dass er seinen Kopf und seine eigene Sicht auf die Dinge hat."

Kruse und Kovac fanden nicht zusammen

Auch zwischen Kovac undKruseschien es anfangs noch zu passen. "Maxist ein toller Junge, ich habe nur Positives zu berichten", sagte der neue Trainer im Juli. Doch die von vornherein bestehenden Gräben wurden immer größer. Kovac predigt seit Wochen den Gemeinsinn,Krusedagegen "präsentierte sich weiterhin als Entertainer in eigener Sache", kommentierte der "Kicker". Jetzt kam es zum großen Knall.

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