Der frühere Radstar Jan Ullrich hat am Mittwoch, 22. November, erstmals explizit zugegeben, während seiner Karriere Dopingmittel genommen zu haben.
"Ich habe gedopt", sagte der Tour-de-France-Champion von 1997 nach jahrelangem Schweigen bei der Vorstellung der Amazon-Dokumentation «Jan Ullrich - Der Gejagte» in München.
Doping sei damals Teil des Systems gewesen. "Ich kann dazu sagen, aus reinem Herzen, ich wollte wirklich niemanden betrügen. Ich wollte mir keinen Vorsprung verschaffen. Das war damals eine andere Zeit. Damals hat der Radsport schon ein System gehabt, wo ich auch reingekommen bin. Für mich war das damals eine Art Chancengleichheit", erklärt sich Ullrich.
Ob die neuen Aussagen Folgen haben für Ullrichs frühere Siege - allen voran bei der Tour 1997 - ist unklar. Ullrichs einstigem Rivalen Lance Armstrong wurden beispielsweise nach seiner lebenslangen Sperre im Jahr 2013 alle sieben Tour-Siege von 1999 bis 2005 aberkannt. Bjarne Riis, der bereits 2007 Doping gestand, wird dagegen immer noch als Gesamtsieger 1996 geführt.
Ullrich musste 2006 unfreiwillig seine Karriere beenden, nachdem er als Kunde des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes enttarnt worden war.
Nach seinem abrupten Karriereende sorgte Ullrich für Negativ-Schlagzeilen. Nachdem seine Ehe mit Frau Sara zerbrochen war, kam es auf Mallorca zum "Totalabsturz". Ullrich trank "Whiskey wie Wasser" und kokste, gestand er in der Amazon-Doku. Nach einem Streit mit Nachbar Til Schweiger landete Ullrich für eine Nacht im Gefängnis und wenig später in der Privatklinik für Suchterkrankungen.
Nun will Ullrich ein neues Leben beginnen. Er hofft nach seiner öffentlichen Beichte sogar auf eine Rückkehr in den Radsport - dort wird er seit nun fast schon zwei Jahrzehnten zumeist geächtet.
"Ich habe so viel Erfahrung und ich liebe den Sport nach wie vor. Das ist meine Leidenschaft".
Wir drücken ihm die Daumen!