„Kurt Krömer live: Die Rückkehr der lebenden Legende“. So kündigte sich der Berliner Komiker schon Ende 2015 in einem Radiospot für seine neue Show „„Heute stimmt alles“ „ selber an. Mittlerweile tourt er mit diesem Programm nun schon im dritten Jahr, wohl weil sich das Publikum deutschlandweit von der bekannten „Kackbratze“ (fast schon masochistisch veranlagt) gern beleidigen, beschimpfen und veralbern lassen will. Das ist auch in Leipzig nicht anders. Gestern und heute gastiert der markante Brillenträger mit dem überaus losen Mundwerk im Haus Leipzig.
Starbucks, Pegida Handwerker oder entenfütternde Omas– viele kriegen bei Krömer etwas ab. Am stärksten ist der Berliner, wenn er den Zuschauern die Chance gibt, sich durch Fragen einzubringen. Doch der Reihe nach: Kurz nach Showbeginn schreitet er von der Bühne ins Publikum und sucht sein erstes Opfer. Diesmal ist es Rene', den er umarmt und wenig später die Aufgabe überträgt – alle Zuschauer auf diese Art und Weise in seinem Namen so begrüßen. „Du bekommst jetzt meine ganze Liebe für Leipzig und gibst sie gefälligst weiter“, beauftragt er den verdutzten jungen Mann. Beim Rückweg auf die Bühne streichelt er einem Glatzkopf über die Platte und pflaumt ihn an: "Bedecke gefälligst dein Haupt, deine Glatze blendet mich...“
Wenig später geht es dann um die Entsorgung von Plastemüll. Er wünsche sich auch Gelbe Tonnen wie in Leipzig, wohne in Berlin aber in einem Sacksammelgebiet. Deshalb könne er keine gelbe Tonne bekommen, teilte ihm die Berliner Stadtreinigung mit. Irgendwann benötigt Krömer ein Taschentuch und fragt beim Publikum nach. Prompt kommt eine Packung auf die Bühne geflogen. Er zieht sich ein Tempo, schnaubt herzhaft rein und wirft es dann zum Spender zurück...„
Ja, Krömers Humors muss man mögen. Aber die meisten im ausverkauften Haus Leipzig wussten wohl worauf sie sich einlassen.
„Sind Kinder hier?“ ruft er in den Saal. Der 15-jährige Leon ruft mutig zurück. Krömer macht sich erst lustig, dass er mit 15 doch um diese Zeit besser beim Flatrate-Saufen aufgehoben wäre. Sekunden später bietet er dem Schüler eine Zigarette an. Das Publikum grölt. Krömer ist in diesem Moment ziemlich böse. Aber Leon schmunzelt darüber, genauso wie die anderen Zuschauer, die teils derbe Sprüche einstecken müssen. Außerdem bekommt er immerhin ein Selfie mit Krömer vor den Augen aller mitten auf der Bühne. Im Haus Leipzig will auch immer mal wieder ein Zuschauer durch Witzigkeit glänzen. Jeder bekommt seinen Spruch zurück, wird dann etwas kleiner im schwarzen Stuhl und ist am Ende wohl dennoch stolz, Teil zu sein von diesem Humor-Duell an der Schmerzgrenze. Erst abknutschen, dann beleidigen. Genau das müssen sich Kurt Krömer-Fans gefallen lassen, wenn sie furchtlos in seine Show stapfen. Seine (gespielt) cholerischen Wutanfälle können dabei jederzeit eintreten. Wer ihm nicht ganz durchdachte oder unflätige Worte entgegen wirft, wird mit der hohen Kunst von verbalen Kontern klein gemacht Dabei improvisiert Krömer perfekt, wenn auch häufig unter der Gürtellinie.
Vor Aufregung tropft ihm Schweiß über das Gesicht, noch vor der Pause lüftet er sein Hemd und offenbart seine nackte Wampe. Vorwitzige Bemerkungen dazu kommen diesmal nicht aus dem Publikum. „Was wollt ihr“, fragt er. „Ich habe vorhin eine Mandel verschluckt!“ Lachen ist gesund, besonders auf Kosten der Anderen. Insofern ist es irgendwie befreiend, wenn man über den Frust des Alltages so öffentlich lachen kann.
„Macht’s gut, Nachbarn“, schließt der Berliner dann auch versöhnlich nach über zwei Stunden seinen Auftritt ab.