Es gibt nicht wenige, die Union Berlin zu den Aufstiegskandidaten zählen, darunter auch Torsten Lieberknecht. Und obwohl sein Kollege Jens Keller ein erfahrener und guter Trainer ist, hat Lieberknecht akkribisch analysiert, wie seine Löwen gegen die „Eisernen“ im eigenen Stadion im Zaum zu halten sind, trotz höchster Motivation nach der Last-Minute-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf. Die von einigen Fans befürchtete „Klatsche“ gab es nicht – stattdessen hätte die Blau-Gelben mit ein wenig Glück fast einen Dreier mitgenommen.
Das Spiel begann mit einer halben Stunde Verzögerung. Viele Eintracht-Fans standen noch im Stau auf der A2 und darauf reagierte der Köpeniker Traditions-Verein, vorbildlich. Auf dem Rasen allerdings ging es gleich zur Sache. Eintracht begann forsch, setzte hinter jedem verlorenen Ball nach und schnürte die Unioner erst einmal in der eigenen Hälfte ein. Selten gelang mal ein Vorstoß vor den Eintracht-Kasten. In der Offensive versuchten die Löwen immer wieder das stabile Berliner Abwehr-Bollwerk auseinander zu reißen – und notfalls wurde einfach mal draufgehalten, leider stimmte das Visier noch nicht – aber taktisch eine gute Variante, um die Verteidigung zu fordern. Viele Schüße wurden zudem abgeblockt.
Beeindruckt von der entschlossen auftretenden Braunschweiger Eintracht kam der Gastgeber nicht ins Spiel – erst nach einer halben Stunde gelang Felix Kroos eine weite Vorlage auf Hedlund, der aber klar verzog. Ein Weckruf war es dennoch, den Berlinern gelang mehr, aber immer wieder konternde Eintracht-Mittelfeldakteure zwangen sie zum schnellen Umschaltspiel in die Rückwärtsbewegung. Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware – aber nach „Punkten“ führte Eintracht zur Halbzeit deutlich.
Der erwartete Sturmlauf nach dem Wechsel wurde mit viel Einsatz neutralsiert – stattdessen versuchte die Löwen das erlösende Tor zu schießen – und lief prompt in die Konterfalle. Nach einem Einwurf servierte Polter eine gut proportionierte Flanke auf den lauernden Hedlund, der nur wenige Meter lief und an dem herauslaufenden Fejzic ins Tor einschob. 1:0 in der 52. Minute. Angefeuert von über 2000 mitgefahrenen Eintracht Fans schüttelten sich die Löwen kurz und nahmen den Rhtymus wieder auf. Motiviert durch den Treffer gelang den Berlinern aber mehr. Das Spiel wurde offener und auch der hohe Einsatz der Braunschweiger machte sich bemerkbar – über 90 Minuten kann man das nicht konsequent durchhalten.
Und doch – schnackelte es endlich auch für Eintracht. Abdellahi hatte nach einer Balleroberung versucht, Abwehr und Keeper auszutanzen, geriet dabei etwas zuweit neben das Tor und versuchte aus spitzem Winkel den Ball unterzubringen. Außennetz (60.)! Khelifi startete einen seiner Sturmläufe, lies sich auch von zwei Berlinern nicht vom Ball trennen, servierte einen Pass nach innen, den Christoffer Nyman nur noch zum 1:1 einschieben musste (62.). Und auch Eintracht versuchte gleich nachzulegen, trotz der Gefahr durch die Berliner, die nun erst Recht wütend agierten.Aus der Distanz versuchte es Hartel, an die Latte! Kurz drauf ging Polter durch, Felzic war zur Stelle. Eintracht überstand auch diese Druckphase, konnte auch vereinzelt für Entlastung durch den einen oder anderen Konter sorgen.
Sekunden vor dem Abpfiff hätten sich die Löwen für den engagierten Einsatz fast noch belohnt. Einen Freistoss von Khelfi köpfte Valsvik auf das untere Eck, aber der Berliner Keeper hatte noch die Fingerspitzen dran. Alles in allem ein gerechtes Unentschieden und die Erkenntnis: Am Engagement mangelt es nicht...und wieder einmal bleibt die Frage – woher nimmt dieser Boland eigentlich die Energie für 92 Minuten Vollgas-Fussball?
Aufstellung:
Union Berlin:
Busk Jensen, Trimmel, Hedlund (G), Leistner, Schönheim, Pedersen, Kroos (69. Daube), Kreilach, Hartel (90. Hosiner), Gogia (G., 73. Skrzybski), Polter.
Mesenhöfer, Parensen, Uchida, Fürstner, Hosiner, Daube, Skrzybski.
Trainer: Jens Keller
Schiedsrichter: Sören Storks
Eintracht Braunschweig:
Jasmin Fejzic, Robin Becker, Joseph Baffo, Gustav Valsvik (G.), Ken Reichel, Mirko Boland, Louis Samson, Onel Hernandez (G.), Suleiman Abdullahi (83. Moll), Salim Khelifi, Christoffer Nyman (87. Kumbela).
Marcel Engelhardt, Steffen Nkansah, Jan Hochscheidt, Maximilian Sauer, Ötzkan Yildirim, Quirin Moll, Dome Kumbela.
Trainer: Torsten Lieberknecht/Darius Scholtysik