Vier Jahrzehnte nach ihrem ersten Auftritt als Die Ärzte sind sich die Berliner Musiker der mit ihrer Bekanntheit gewachsenen Bedeutung bewusst. «Ganz am Anfang war Applaus optional», sagte Gitarrist Farin Urlaub (58) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin 40 Jahre nach dem Debüt am 26. September 1982 im Berliner «Besetzereck», einem besetzten Haus im Szene-Kiez Kreuzberg. «Für dieses erste Konzert haben wir auch noch Plakate selber gezeichnet.»
«Du hast auch manchmal ein Lied beendet und dann halt zugehört, wie die Leute Bier trinken», so Farin Urlaub. «Man fühlte sich da nicht so wie Rockstars. Das ist jetzt schon ein bisschen anders. Wir haben ziemlich viel Aufmerksamkeit, und wir gehen hoffentlich auch verantwortungsvoll damit um.» Die Musiker («Schrei nach Liebe», «Zu spät») engagieren sich einzeln oder als Band mit vielen Aktionen für kleine Clubs in der Krise, gegen Rechtsextremismus oder für Flüchtlingsinitiativen.
«Unsere erste Tour durch den deutschsprachigen Raum haben wir Welttournee genannt, den Größenwahn haben wir uns geleistet», sagte Bela B rückblickend der dpa. «Schließlich dachten wir, das ist alles in ein, zwei Jahren wieder vorbei.»
Der erste Auftritt im «Besetzereck» sei mit 50 oder 60 Leuten nicht ausverkauft gewesen. «Während des Konzerts gab es ein bisschen Unmut, weil einige der Anwesenden uns von Soilent Grün kannten, eine sehr schnelle Punkband mit zum Teil politischen Texten. Den hatte unsere neue Ausrichtung erst mal weniger gefallen.» Die Ärzte waren auch Pop und Klamauk.
Grundlegendes hat sich für Farin Urlaub seitdem im Repertoire verändert. «Wir spielen jetzt natürlich ein bisschen besser als früher, und es sind mehr Leute da. Was aber ein Riesenunterschied ist: Wir haben ja auf den ersten Konzerten mit Mühe und Not 20 Lieder gespielt, weil wir gerade mal 18 Songs geschrieben hatten und zusätzlich zwei Coverversionen gespielt haben.» Heute hat das Trio mehrere hundert Songs zur Auswahl.