Burg: Wohlfahrtsverbände gründen Landesarmutskonferenz

Lösungen von Sachsen-Anhalts Politik gefordert

Mit einer neugegründeten Landesarmutskonferenz wollen Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, wissenschaftliche Institutionen und Vereine in Sachsen-Anhalt Armut und sozialer Ungleichheit entgegenwirken. Ziel des Bündnis ist es, das Thema Armut an die Öffentlichkeit zu bringen, Lösungswege aufzuzeigen und diese von der Politik einzufordern, wie die Initiatoren am Mittwoch, 15. November 2023 mitteilten. 30 Mitglieder riefen das Netzwerk demnach am Mittwoch in Burg im Jerichower Landins Leben und wählten einen Sprecherrat.

Zu den Gründungsmitgliedern gehören die Landesverbände der Arbeiterwohlfahrt (AWO), des Roten Kreuzes (DRK) und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Auch der Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt und die Hochschule Magdeburg-Stendal sind Teil des Bündnis. «Armut in einem Sozialstaat und einem reichen Land ist ein gesellschaftliches Problem», heißt es in der Gründungserklärung der Konferenz. Schuld seien strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen.

«Die Folgen für Menschen aller Altersgruppen sind inakzeptabel: die Tafeln verfremden zur Regelversorgung statt der Nothilfe/ Lebensmittelrettung, Bildungsgerechtigkeit wird zur Illusion, Alter zur Armutsfalle, Gesundheit zum Luxusgut und der unaufschiebbare Klimaschutz zur gesellschaftlichen Zerreißprobe», heißt es weiter.

Nach Angaben des Bündnis sind in Sachsen-Anhalt rund 430 000 Menschen und damit jeder fünfte Bürger von Armut betroffen. Im Bundesvergleich stehe das Land damit an vorletzter Stelle. Es sei wichtig, die Perspektive der Betroffenen stärker in den Vordergrund zu stellen, erklärte AWO-Vorständin Steffi Schünemann. «Ihre Beteiligung an Lösungen und ihre Erfahrungen sind maßgeblich, wenn es darum geht, Strukturen und Gesetze auf ihre Wirksamkeit gegen Armutsbekämpfung hin zu bewerten. Armut in Statistiken abzubilden, reicht nicht.»

Das Sozialministerium begrüße die Initiative, teilte ein Sprecher auf Anfrage der dpa mit. Mit der Landesarmutskonferenz stehe künftig ein Raum zur Verfügung, in dem gute Strategien und externe Impulse zur Armutsvermeidung gemeinsam in angepasste Maßnahmen überführt werden könnten. Das Ziel, die Entstehung und Verfestigung von Armut zu bekämpfen, werde ausdrücklich geteilt.

«Die Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut ist ein zentrales Anliegen der Politik auf Landes- und Bundesebene», erklärte Sozial-Staatssekretärin Susi Möbbeck (SPD). Da Familienarmut in erster Linie Einkommensarmut der Eltern sei, setze das Ministerium zuerst auf Teilhabe am Arbeitsmarkt. «Ziel ist, dass auch Menschen mit schwierigeren Startbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ankommen - mit guten Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen.»

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