Das größte Konzert- und Opernhaus Deutschlands in Baden-Baden bot einen besonders feierlichen Rahmen für die 71. Verleihung von Deutschlands wichtigstem Medienpreis. Mit BAMBI, das einst im benachbarten Karlsruhe das Licht der Welt erblickte, wurden in 18 Kategorien Persönlichkeiten ausgezeichnet, die in diesem Jahr etwas Besonderes geleistet und andere Menschen mit ihren Leistungen begeistert und verzaubert haben – 2019 erstmals in Baden-Baden.
Der Showmaster und FernsehmoderatorFrankElstner(77) ist für sein Lebenswerk mit einem Bambi ausgezeichnet worden. Er bekam die Trophäe bei der Verleihung des Medienpreises am Donnerstag in Baden-Baden von Entertainer Thomas Gottschalk überreicht. «Ich bin platt», sagteElstner, der in Baden-Baden lebt. Gottschalk sagte:«Als Mensch wirst du immer mein Vorbild bleiben. Du bist ein toller Typ.»
«Wenn ich auch ein klein bisschen zittere - Sie haben ja in der Zwischenzeit gehört, dass ich da so 'ne kleine Krankheit bekommen habe - solang die mich auf 'ne Bühne führt, wo ich Bambis kriege, ist sie mir schnurzegal», sagteElstner, der Ende April öffentlich gemacht hatte, dass er an Parkinson erkrankt ist.
Hollywood im Rampenlicht: Als „Schauspielerin International“ wurde Naomi Watts geehrt. Die sympathische Britin kämpfte zehn Jahre lang in Hollywood für ihren Erfolg, bis sie 2005 durch „Mulholland Drive“ und „King Kong“ berühmt wurde. „Heute ist sie unverzichtbar – ein Weltstar: Wenn die Kamera sie filmt, passiert etwas. Sie leuchtet. Sie strahlt. Sie verzaubert“, schwärmte Laudator Oliver Masucci verzückt. Naomi verzauberte nicht nur durch ihr stilvolles, cremefarbenes Spitzen-Tüllkleid, sondern auch durch ihre Bodenständigkeit: „Einen Job zu haben, den man liebt und mit dem man andere begeistert, ist ein Privileg. Ich würde jeder jungen Frau empfehlen, ihren Traum zu verfolgen und dran zu bleiben.“
Als „Schauspielerin National“ wurde Luise Heyer von ihrem Kollegen, Laudator Franz Dinda, ausgezeichnet, den sie von ihrem ersten Dreh, „Westwind“, kannte. „Ich war nicht nur dieses eine Mal Zeuge der unglaublichen Tiefe, die du deinen Rollen schenkst“, lobt er auch ihre Performance in „Das schönste Paar“ und „Der Junge muss an die frische Luft“. Und die Schauspielerin, sonst so souverän, bekam bei ihrer Dankesrede eine ganz zittrige Stimme.
Den BAMBI in der Kategorie „Schauspieler National“ überreichte Anna Loos an Bjarne Mädel, bekannt als kultig-skurriler „Tatortreiniger“ in der gleichnamigen Comedyserie. Auch im Roadmovie „25 km/h“ beweist der Hamburger sein Talent für Komik. Und auf der BAMBI-Bühne ulkte er: „Alexander, Uwe, es tut mir leid, aber nur ein bisschen. Umso mehr freue ich mich für mich. Ich werde auch in Zukunft weiter Preise annehmen. Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt sich ohne ihr.“
Stephanie Stumph übergab das goldene Reh für „Film National“ an „Das perfekte Geheimnis“ von Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin. „Nicht nur mir hat es Spaß gemacht, diesem tollen Schauspielensemble beim Lösen von zwischenmenschlichen Problemen zuzusehen, sondern auch drei Millionen Zuschauern in nur drei Wochen. Hut ab“, lobte die Laudatorin.
Der „Ehrenpreis der Jury“ ging an drei TV-Größen: Uschi Glas, Gaby Dohm und Michaela May, die als starke Frauen und Rollenvorbilder eine ganze TV-Nation prägten. In „Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg“, „Die Schwarzwaldklinik“ und „Polizeiruf 110“. „Mit diesen drei wunderbaren Künstlerinnen haben wir erlebt, wie unsere Gesellschaft freier, offener und fairer wurde – und sie haben durch ihre Rollen eine ganze Menge dazu beigetragen“, erklärte Laudator Wayne Carpendale.
Frechheit siegt: Schauspieler und Komiker Chris Tall freute sich über einen „Comedy”-BAMBI von Laudator Martin Rütter. „Chris Tall ist direkt und gnadenlos ehrlich. Er grenzt niemanden aus, er schließt alle mit ein, die Normalos wie die schrägen Vögel, den Mainstream wie auch die Randgruppe – man könnte sagen, er macht integrative Comedy“, schwärmte Rütter über das erfrischend politisch unkorrekte Comedy-Schwergewicht.
From Sarah with Love: Auf der Bühne performte Sarah Connor im schwarz-silbernen Paillettendress, mit regenbogenfarbenem Schal und begleitet von einem Gospelchor, ihren Song „Vincent“ von ihrem neuen Album „Herz Kraft Werke“. Ein Plädoyer für mehr Liebe und Toleranz und ein Hit, bei dem schon in den ersten Minuten der Sendung das Publikum aufstand, mitklatschte und tanzte.
„Spürt ihr die Liebe?“, fragte Laudator Rea Garvey das Publikum, bevor er seiner guten Freundin Sarah Connor später den BAMBI „Musik National“ überreichte. Und er lobte ihre fast 20-jährige Karriere in den höchsten Tönen. „Du wirst immer die beste Sängerin aller Zeiten sein. Du begeisterst alle.“ Sarah blieb bescheiden: „Man könnte denken, ich bin ein richtiger Popstar, dabei bin ich eigentlich nur eine Mama von vier Kindern, die zur Arbeit geht“, sagte sie schmunzelnd.
Und auch Rocktitan Peter Maffay brachte im anschließenden „Forever Young“-Duett mit Johannes Oerding das Publikum in Stimmung.
Wow-Auftritt mit Lampenfieber: Youtube-Queen Shirin David hat auf Youtube 2,7 Millionen Abonnenten und war bei der Übergabe des „Shootingstar”-BAMBIs trotzdem nervös. Obwohl sich ihre Laudatorin Nazan Eckes als echter Fan „outete“: „Shirin David ist ein Gesamtkunstwerk: Youtuberin, Stylerin, Entertainerin, Rapperin, Glamourqueen und erfolgreiche Unternehmerin. Ihre Power steckt an und macht Mut. Ihre Karriere ist die Sorte von Senkrechtstart, die es sonst nur in Hollywood gibt.“ Shirins Message: „Verfolgt immer euren Traum!“
Drei top Künstler kämpften beim Live-Auftritt auf der Bühne gemeinsam – und gegeneinander – um den Publikums-BAMBI. Lena mit „Thank You“, Nico Santos mit „Unforgettable“ und Max Giesinger mit „Legenden“. Und Miss BAMBI Susanne übergab den Preis an… Max Giesinger, der sich wie verrückt freute: „Wow. Krass. 200 Meter von hier habe ich in Baden-Baden mal Straßenmusik gemacht und bekam auch mal einen 5-Euro-Schein. Jetzt hab‘ ich nen BAMBI. Danke an alle und an meine Fans. Auf `ne schöne Party und Applaus für Nico und Lena!“
Der BAMBI in der Rubrik „Legende” ging an die britische Popband Simply Red, die seit den Achtzigern Millionen von Fans weltweit begeistert. Laudator Johannes Oerding: „Mick Hucknall hat einen unglaublichen Stimmumfang. Einer der größten Balladensänger die es gibt.“ Ein Highlight mit Lichtshow und Bühnen-Feuerwerk: Bei dem Simply Red-Medley aus „Fairground“ und „Thinking of You“ hielt es niemanden im Publikum auf seinem Sitz. Auch Thomas Gottschalk und seine Karina Mroß tanzten mit.
Mit dem „Charity“-BAMBI wurde Königin Mathilde der Belgier gewürdigt. Sie setzt sich für die Stärkung der Rechte von Frauen und Kindern ein, für Bildung, Gesundheit und Armutsbekämpfung.
EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger würdigte die Monarchin: „Sie hat Sachverstand und Herz, um mit Glaubwürdigkeit und Nachdruck für Kinderrechte einzutreten.“ Als Königin Mathilde auf die Bühne schritt, gab es Standing Ovations. Und die Monarchin erklärte: „Ich nutze jede Gelegenheit Kindern eine Stimme zu geben, die nicht für sich sprechen können. Was immer häufiger wird, ist Cyber-Mobbing und die Zahlen der Opfer sind alarmierend hoch.“
In der Kategorie „Mut“ wurde Nobelpreisträgerin Nadia Murad geehrt. Die Jesidin, die 2014 Opfer des IS-Terrors wurde, war 2015 über das Hilfsprogramm für jesidische Frauen nach Baden- Württemberg gekommen. Seit 2016 engagiert sie sich als UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Opfer von Menschenhandel und kämpft dafür, die IS-Verbrechen vor den Internationalen Strafgerichtshof zu bringen. „Sie erhebt ihre Stimme gegen Gewalt und Terror. Ihre Stärke und ihr Mut beeindrucken uns tief“, sagte Laudator, Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Auf einem Zettel las Nadia Murad, sichtlich gerührt, ihre Dankesrede ab. „Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung und es ist wichtig, dass wir sie bekommen. Denn der Völkermord geht noch weiter.“
Melati Wijsen, „Unsere Erde“-BAMBI-Gewinnerin 2017, würdigte in dieser Kategorie Willie Smits, eine Legende im Arten- und Naturschutz, Gründer der „Borneo Orangutan Survival Foundation“ und Retter des von Bränden bedrohten Regenwalds, dem Lebensraum der Menschenaffen. Unter tosendem Applaus übergab Laudatorin Linda Zervakis ihm den BAMBI. „Es gibt noch viel zu tun, auch weil der Klimawandel die Bäume weiter zerstört“, sagte Smits.
Sie ahnten nichts und freuten sich umso mehr als Sasha im Publikum auf Andrea Riedmann und Anette Hrdlitschka zuging und sie unter Applaus auf die Bühne holte. Die Gründerinnen des Münchner Vereins „Kleine Helden e.V.“ bekamen von ihm den „Stille Helden“-BAMBI, weil ihr Verein Familien bei der Betreuung schwerstkranker Kinder unterstützt. „Es gibt nichts Schöneres, als Menschen ein bisschen Glück zu schenken, wie diese beiden stillen, wahren Heldinnen“, sagte Laudator Sasha sichtlich bewegt.
Den BAMBI „Unsere Zukunft“ hatte sich das „Projekt 72 Stunden“ verdient. 160.000 Kinder und Jugendliche setzten sich in dieser Initiative des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend für gemeinnützige Projekte ein. 100 davon waren in einer BAMBI-Loge live dabei, vier davon durften mit Thomas Gottschalk auf die Bühne, berichteten von ihren Projekten und wurden von Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis mit einem BAMBI überrascht. „Respekt. Die Jugend von heute ist großartig“, schwärmte Thomas Gottschalk.
Der BAMBI in der Kategorie „Sport” ging an Niklas Kaul als jüngster Weltmeister in der Geschichte des Zehnkampfs sowie Florian Wellbrock vom SC Magdeburg, der als erster Schwimmer Weltmeister im Becken und im Freiwasser wurde. Die ehemalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel sagte in ihrer Laudatio: „So ein Sieg wappnet einen für die anderen Härten des Lebens, aber noch viel stärker macht einen der Weg zum Sieg.“ Die Eltern der Sportler saßen stolz im Publikum und die Geehrten hatten vor Aufregung feuchte Hände.
Eine besondere Überraschung war der „Millenium“-BAMBI. Er ging an Europa als Vision und wurde stellvertretend von zehn Erasmus-Studenten entgegengenommen. Die neu gewählte EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen erinnerte in einer leidenschaftlichen Rede: „In Westeuropa sind wir seit 70 Jahren in der längsten und glücklichsten Friedensphase dieses Kontinents aufgewachsen, und manchmal vergessen wir zu leicht, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, grenzenlos und in Frieden und Freiheit zu leben. Und der BAMBI, versprach von der Leyen, die die Studenten nach Brüssel einlud, bekommt „einen Ehrenplatz“ im EU-Parlament in Straßburg und hat dadurch eine ganz besondere Rolle: Als kleines, goldenes Mahnmal für eine große Idee: „In Vielfalt geeint“.
Es gab durchaus mal Zeiten, in denen der Bambi als Filmpreis nur im kleinen Rahmen verliehen wurde.
Jetzt, gut sechs Jahrzehnte später, ist er zu einemder bedeutsamsten deutschen Medienpreise geworden.
Und nicht nur das: In all den Jahren haben sich natürlich auch einige Fun-Facts und Rekorde angesammelt, die wir Euch nicht vorenthalten wollen: