Das Bachfest in Leipzig erinnert in diesem Jahr an ein besonderes Jubiläum: Vor 300 Jahren, am ersten Sonntag nach Trinitatis im Jahr 1723, hat Johann Sebastian Bach sein Amt als Thomaskantor in Leipzig angetreten. Den Jahrestag nimmt das Klassikfestival vom 8. bis 18. Juni zum Anlass, Bach sowohl ganz traditionell als auch gänzlich neuinterpretiert zu zeigen, wie Intendant Michael Maul sagte. Rund 160 Veranstaltungen stehen auf dem Programm.
Bach (1685-1759) wirkte 27 Jahre lang in Leipzig - und schuf in dieser Zeit zahlreiche Werke, die bis heute gehört und gespielt werden. Intendant Maul ist überzeugt, dass der Künstler seiner Zeit voraus war. «Eigentlich hat Bach seine Musik "for future" komponiert. Man brauchte einfach ein paar Jahrhunderte, um die Komplexität des Bachschen Werkes zu verstehen», sagte der Festivalchef.
Im klassischen Teil des Programms schaue das Bachfest zurück auf das Wirken des Thomaskantors vor 300 Jahren. An den ersten vier Abenden des Festivals werden Stücke aus seinem ersten Kantatenjahrgang erklingen - und zwar in den beiden «Bach-Kirchen», der Thomaskirche und der Nikolaikirche. Bei einem Knabenchorgipfel im Rahmen des Bachfestes werden vier Chöre Motetten singen.
Zu den neuen Formaten zählt ein Abend mit der Sopranistin Julia Sophie Wagner. Sie hat aus Arien und Chören aus Bach-Kantaten ein neues Requiem zusammengestellt, für das der Leipziger Lyriker Thomas Kunst einen Text beigesteuert hat. Es soll im prächtigen Hörsaal des Anatomischen Instituts in Leipzig aufgeführt werden.
Der Vorverkauf für das Bachfest sei gut gelaufen, sagte der Geschäftsführer Ulrich Wingerter. Es hätten sich Gäste aus rund 40 Nationen angekündigt. 2022 hatte das Bachfest mit 51 Ländern einen Internationalitätsrekord aufgestellt. Wie alle Kultureinrichtungen merke auch das Festival, dass die Menschen sich nach Corona kurzfristiger entscheiden, sagte Wingerter. Es gebe noch für etliche Veranstaltungen Karten zu kaufen.