Ehrenamt: Blindenreporter bei Eintracht Braunschweig

Fußball-Schiedsrichtern wirft man zuweilen eine gewisse Fehlsichtigkeit vor, Fans den Blick durch die Vereinsbrille. Seit fast 20 Jahren sind sechs Sportfans tatsächlich die Augen von wirklich blinden Fans im Eintracht Stadion in Braunschweig. Ehrenamtlich. Einer ist Fred Lorenz. „Wir begleiten mit zwei Sehbehindertenreportern das Spiel 100 Minuten live on – alle 3-4 Minuten wechseln wir uns ab, denn wenn wir schweigen, sind die Sehbehinderten wieder blind.“

Fred Lorenz ist einer von sechs Sehbehinderten und Blindenreportern, die jeweils zu zweit ein Spiel kommentieren. Blinde und Sehbehinderte sind per Funknetz mit den Reportern verbunden, die nie aufhören dürfen zu reden. Keine Sekunde. „Man merkt das manchmal gar nicht, wenn man in Rage ist, dass man nichts sagt – dann bekommt man einen Knuff und die Ansage – Du darfst nicht schweigen, denn die Blinden sind ja auf uns angewiesen.“ Paul Bessler hat vor 20 Jahren damit angefangen und der Lehrer fand Mitstreiter im Kollegium. Fred Lorenz zum Beispiel trainierte an einer Schule eine Blinden-Fussballmannschaft. „Das war als Eintracht aufgestiegen ist, das ist nun auch schon 10 Jahre her  und acht Jahre war ich dazu noch beim VFL Wolfsburg.“

Geld gibt es nicht für den anstrengenden Job bei jedem Heimspiel – aber den Dank vieler Blinder und Sehbehinderter. Auch übrigens vom jeweiligen Gegner sagt Lars Vickenday.„Natürlich sind wir durch und durch blau-gelb. Aber wir werden uns nie von den Emotionen übermannen lassen und unfair werden.“Für ihn ist der Einsatz sogar sowas wie die Erfüllung seines Kindesheitstraums. „Als Kind wollte ich Sportreporter werden – bin dann Lehrer geworden. Und dann las ich im Internet etwas über das Blindenradio – und seitdem bin ich dabei.“

Übrigens: auch Basketball und Handball kommentieren die Reporter und Kollegen auch ganze Theaterstücke. Aber das ist eine andere Geschichte, die Frank Kornath dann vielleicht auch bald erzählt…