Sorge um weitere Erdgasversorgung

Sicht der Stickstoffwerke Piesteritz

Die Stickstoffwerke in der Lutherstadt Wittenberg blicken mit Sorge auf die gedrosselten Erdgaslieferungen aus Russland. Bei voller Auslastung sei man einer der größten industriellen Erdgasverbraucher Deutschlands, sagte der Finanzchef der SKW Stickstoffwerke Piesteritz, Carsten Franzke, am Montag. Bereits Ende 2021 hatte das Unternehmen wegen hoher Gaspreise die Produktion drastisch gedrosselt. In den Werken wird unter Einsatz von großen Mengen Erdgas unter anderem Stickstoffdünger sowie der Dieselzusatz AdBlue hergestellt.

Am Montag, 27. Juni 2022 hatten Sachsen-Anhalt Wirtschaftsminister Sven Schulze und der Parlamentarische Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums, Michael Kellner, die Werke besucht. Es sei wichtig, der Bundesregierung zu zeigen, welche energieintensive Industrie in Sachsen-Anhalt ansässig sei, sagte Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) bei dem Besuch. SKWPiesteritz sei für die ostdeutschen Bundesländer «systemrelevant». Man müsse daher klar kommunizieren, welche Auswirkungen eine Drosselung der Gaslieferung bis zum «Worst-Case-Szenario» hätte.

Die verringerten Gaslieferungen bereiteten ihm Sorgen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Kellner. Das Werk sei ein Herzstück der Stickstoffproduktion in Deutschland. Ziel sei es Wertschöpfungsketten zu erhalten, aber auch Gas einzusparen und die Speicher zu füllen. Am Standort müsse es und soll es auch weitergehen, stellte er klar. Die Produktion setze eine Reihe weiterverarbeitender und somit wertschöpfender Arbeiten in Gang.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Ende Februar gilt die Versorgung Europas mit Gas aus Russland als gefährdet. Schon jetzt hat Moskau die Lieferungen an Deutschland und andere EU-Staaten gedrosselt oder komplett gestoppt. Die EU versucht, ihre Abhängigkeit von Russland zu reduzieren. Die Bundesregierung rief am Donnerstag die sogenannte Alarmstufe im Notfallplan Gas aus. Die Energiepreise sind stark gestiegen. Für den Fall, dass die russischen Gaslieferungen komplett ausfallen, gehen Ökonomen von einer Wirtschaftskrise aus.

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