Handwerk

Sachsen-Anhalts Wirtschaft optimistischer

HWK und IHK geben Frühjahrkonjunkturergebnisse bekannt

Trotz anhaltender Probleme blickt Sachsen-Anhalts Wirtschaft optimistischer in die Zukunft als in vergangenen Jahren. Der Geschäftsklimaindex liege mit 86 Punkten deutlich über den Vorjahreswerten seit Beginn der Corona-Pandemie, teilte die Handwerkskammer Magdeburg am Mittwoch, 10. Mai 2023 mit. Wegen der weiter bestehenden Risiken, etwa durch Inflation oder Energieversorgung, blieben die Herausforderungen der Betriebe aber groß, sagte Kammerpräsident Hagen Mauer bei der Vorstellung der Frühjahrskonjunkturumfrage.

Die durchschnittliche Auslastung der Kapazitäten in den Betrieben sei im Vergleich zum Frühjahr 2022 um vier Prozentpunkte auf 81 Prozent gestiegen. Besonders hoch sei die Auslastung im Bauhandwerk. Gut die Hälfte der Betriebe berichtete von einem konstanten Umsatz, während 15 Prozent eine Umsatzsteigerung verzeichnen konnten.

Ähnlich klingt es von der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage ist die Lage wegen hoher Kosten angespannt, der Pessimismus lasse aber nach. Die Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts sehen sich zwar immer noch in der Krise, sind aber nicht mehr so stark verunsichert wie noch Ende vergangenen Jahres heißt es in einer Mitteilung. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) für das erste Quartal 2023 zeigt aber auch: Die hohen Preise für Energie und Rohstoffe haben spürbar auf die Geschäftslage vieler Branchen durchgeschlagen. Der IHK-Geschäftsklimaindikator – je hälftig aus Einschätzungen zu Geschäftslage und -aussichten gebildet – steigt unter dem Strich leicht auf 5,6 Punkte an.

„Die schlimmsten Befürchtungen bezüglich explodierender und dann anhaltend auf Höchstniveau verfestigter Preise sind zwar nicht eingetroffen, aber eine Mehrheit der Unternehmen ist mit Blick nach vorn immer noch pessimistisch“, erklärt Hendrik Senkbeil, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik. „Die Unternehmen müssen handfeste negative Auswirkungen bei Gewinnen, Umsätzen und Aufträgen verkraften.“ Von Zuversicht oder Erholung zu sprechen sei somit verfrüht, bemerkt Senkbeil.

IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier erklärt, die Entwicklung bewerte er im Gegenteil sogar als besorgniserregend. „Angesichts einer unberechenbaren deutschen Wirtschaftspolitik sehe ich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen hier in der Region beeinträchtigt – das wird uns Wachstum und Wohlstand kosten!“ Insbesondere die Energiepolitik der Bundesregierung sei weder plan- noch nachvollziehbar. Brockmeier forderte grundsätzliche Technologieoffenheit beim Energieangebot, für dessen Ausweitung alle verfügbaren Energieträger zu nutzen seien. Zudem kritisierte er die geplante Steuerung der Energienachfrage und nannte beispielhaft die Regierungspläne, bestimmte Heiztechnologien zu verbieten. „Das ist Planwirtschaft pur!“

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:

In derIndustriesorgt die Preisentwicklung der vergangenen Monate inzwischen für verschlechterte Umsätze und eine allgemeine Eintrübung der Lagebewertung. Die Auftragseingänge und die Kapazitätsauslastung gehen zurück. Die Geschäftserwartungen hellen sich dagegen etwas auf, auch wenn sie per Saldo negativ bleiben. Weitere Preisanstiege werden kaum noch erwartet. Im Ergebnis bleibt der Geschäftsklimaindex der Branche mit 6,8 Punkten auf Vorquartalsniveau.

ImBaugewerbetrübt sich die Geschäftslage ebenfalls ein. Die seit Herbst sinkenden Auftragseingänge wirken sich jetzt auch negativ auf die Umsatzentwicklung aus. Das Auftragspolster schmilzt weiter ab. Ungünstige Rahmenbedingungen wie steigende Immobilienzinsen belasten auch mittelfristig die Nachfrage. Saisonal bedingt sehen die Bauunternehmen die kommenden Monate allerdings nicht mehr ganz so negativ – die Erwartungen hellen sich etwas auf. Der Geschäftsklimaindikator auf dem Bau steigt verglichen mit dem Vorquartal auf 12,0 Punkte.

DieDienstleistungswirtschaftscheint dagegen von den Nachwirkungen der letzten Krisenquartale kaum betroffen – von hier kommt ein kräftiger Aufwärtsimpuls. Die Geschäftslage verbessert sich angesichts guter Auftragseingänge. Die Erwartungen der Unternehmen sind ebenfalls weniger pessimistisch. Es wird mit weitgehend konstanten Umsätzen gerechnet. Der Klimaindex steigt entsprechend auf 12,9 Punkte an.

Aus demHandeldagegen gibt es aktuell keine Verbesserungen zu vermelden. Das Geschäftsklima kühlt sich nach der Verschnaufpause im Vorquartal ab (-16,0 Punkte) und liegt damit auf dem niedrigen Vorjahres-niveau. Dabei verschlechtert sich die Bewertung der Geschäftslage wieder, die Gewinnsituation bleibt angesichts des anhaltenden Preisdrucks angespannt. Die Erwartungen verbessern sich kaum und bleiben aufgrund negativer Umsatzperspektiven weiter sehr pessimistisch.

ImVerkehrsgewerbebelastet der Güterverkehr die ansonsten verbesserte Stimmung. Verkehrsunternehmen, die für das produzierende Gewerbe fahren, berichten von einem merklich zu geringen Auftragsbestand. Positive Entwicklungen im Personenverkehr und im Verkehrsnebengewerbe wiegen diesen Trend nicht auf. In der Folge geht die Kurve, wie die Geschäftslage eingeschätzt wird, bis auf die Nulllinie zurück und die Erwartungen bleiben per Saldo negativ. Folglich ist der Geschäftsklimaindikator mit -8,3 Punkten weiter sehr verhalten.

Zur Methodik:Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.

Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.

Lesebeispiel:Wenn 60 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als schlecht einschätzen, 25 Prozent als neutral und 15 Prozent als gut, dann beträgt der resultierende Wert -45 Punkte. Im Gesamtindex werden Lagebewertung und Erwartungen zusammengefasst.

Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.

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