Oberstaatsanwalt Markus Hartmann, Kriminaldirektor Michael Esser

Razzien wegen Kinderpornografie

Auch Durchsuchungen in Bernburg

Bei einer bundesweiten Razzia wegen Kinderpornografie rund um den Missbrauchsfall Bergisch Gladbach hat die Polizei auch zwei Objekte in Sachsen-Anhalt durchsucht. Bei der Aktion im Raum Bernburg seien zahlreiche Mobiltelefone, Laptops und Datenträger sichergestellt worden, teilte die Polizei in Köln am Mittwoch, 3. September 2020 mit. Rund 25 Polizeibeamte und Spezialeinsatzkräfte waren im Einsatz. Der Verdächtige, gegen den sich die Ermittlungen richten, wurde bei dem Einsatz leicht verletzt.

Bundesweit fanden 1000 Polizisten in 60 durchsuchten Gebäuden und Wohnungen mehr als 2000 Beweise und sicherten sie. Dabei handele es sich vor allem um Datenträger, sagte Ermittlungsleiter Michael Esser in Köln. Die Auswertung werde sehr viel Zeit einnehmen. Auch zwei Tresore seien beschlagnahmt worden. Verhaftungen gab es nicht.

Bei den Razzien hatten die Ermittler, die schon gegen viele Beschuldigte ermitteln, 50 neue Tatverdächtige im Visier, 48 Männer und 2 Frauen. Ihnen werde der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Beschuldigten selbst Kinder missbraucht hätten, sagte Esser. Die Verdächtigen kommen aus zwölf Bundesländern.

Anlass für die Aktion ist die Arbeit der Ermittlungskommission «Berg». Sie wurde gegründet, nachdem vorigen Oktober bei einem Familienvater im nordrhein-westfälischen Bergisch Gladbach Unmengen an kinderpornografischem Material gefunden wurden. Ausgehend von diesem Fall fanden die Ermittler inzwischen mehr als 200 namentlich bekannte Verdächtige.

«Wir geben den Kampf gegen Pädokriminelle nicht auf», sagte Ermittlungsleiter Esser. Die Ermittler setzten immer mehr Puzzleteile zusammen, um Kinder aus den Fängen ihrer Peiniger zu retten und die Täter dingfest zu machen. Niemand, der Missbrauch begehe oder an Bildern davon Gefallen finde, solle noch ruhig schlafen können.

Der Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) bei der Kölner Staatsanwaltschaft, Markus Hartmann, sprach von einem «neuen Deliktbild». Es handele sich um «vernetzte Strukturen» im Internet und in sozialen Medien, bei denen die Beteiligten «in Kommunikationsbeziehungen zu den Themen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie eintreten».

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