In Corona-Zeiten ohne Reisemöglichkeit und mit Ausgangsbeschränkungen bieten Gärten einen willkommenen Zufluchtsort. Wem das Geld für ein eigenes Grundstück fehlt, kann einen Kleingarten pachten. Und tatsächlich steigt dort die Nachfrage. «Im Durchschnitt gab es in den letzten zwei Wochen in den Vereinen vier bis sechs Anfragen», sagt der Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt (Magdeburg), Olaf Weber, der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist viel. Normalerweise sind es im Durchschnitt sechs bis sieben Neuanmeldungen im Jahr.» Besonders für junge Familien mit Kindern eigne sich ein solcher Garten. «Ich hoffe, dass ein Teil dauerhaft den Garten behält, vielleicht auch als Urlaubsersatz.»
«Die verstärkte Nachfrage von Bewerbern können wir bestätigen», sagt der Leiter der Geschäftsstelle des Stadtverbandes der Gartenfreunde Halle, Constantin Neuß. «Da dieses Jahr Reise- und Ausflugsziele fehlen, werden sich deutlich mehr Familien um einen Garten bemühen.» Die Vereine erlebten teils auch in Randlagen der Stadt Halle einen Ansturm. »Die Anmeldungen werden nicht ausdrücklich mit dem Kontaktverbot durch Corona-Virus begründet, sondern mit dem Bedürfnis nach Bewegung an frischer Luft und dem Anbau von gesundem Obst und Gemüse», sagt Neuß.
90 Prozent der Vereine in Halle müssen ablehnen
Wenn die Nachfrage dieses Jahr in Halle anhält, müssen den Angaben zufolge etwa 90 Prozent der Vereine bereits Bewerber zurückweisen. «Mit einem Leerstand von 1000 Parzellen bei 12250 Gärten stehen wir gegenüber dem ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt noch sehr gut da», sagt Neuss. «Nach und nach werden die Vereine auch wieder brach liegende Gärten aufarbeiten, so dass verpachtet werden kann.» Allerdings rate Neuß zur Umsicht bei der Verpachtung. «Wenn Leute nur aufgrund der Corona-Krise anpachten, werden sie möglicherweise bei Lockerung der Kontaktregeln den Verein wieder verlassen», sagt er.
Auch Nachfrage auf dem Land
Obwohl im ländlichen Raum traditionell deutlich mehr Menschen Haus und Hof besitzen als in den Städten, gibt es auch hier die Sehnsucht nach dem Kleingarten. Inder Naumburger Region ist die Nachfrage spürbar. «Bislang hatten wir 20 Anfragen», sagt die Geschäftsführerin des Regionalverbandes der Gartenfreunde Saale-Unstrut-Querne, Christina Jakel. «Dasschöne Wetter geht ja erst los. Da kommen auf alle Fälle noch mehr Anfragen.»
«Vorige Woche wurden vier Pachtverträge ausgefüllt. Es ist die Frage, ob es mit der aktuellen Situation zusammenhängt, möglich ist es», sagt die Geschäftsführerin des Kreisverbandes der Gartenfreunde Köthen, Regina Veeth. In Merseburg gab es bislang rund 30 Anfragen. «500 Parzellen sind noch frei», sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Kreisverbandes der Gartenfreunde Merseburg, Lutz Georgi.
In Sachsen-Anhalt gibt es mehr als 104 400 Kleingartenparzellen zwischen 350 und 400 Quadratmetern. Derzeit sind mehr als 17000 Kleingärten noch unverpachtet.