Mehr Ärzte auf dem Land

Landtag stimmt für Quotenregelung

Sachsen-Anhalt reserviert an den Universitäten in Magdeburg und Halle Studienplätze für angehende Landärzte. Ein entsprechendes Gesetz wurde am Donnerstagabend vom Landtag in Magdeburg verabschiedet. Vom Wintersemester 2020 an sollen 20 der 400 Medizinstudienplätze pro Jahr an junge Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss zehn Jahre lang auf dem Land zu arbeiten.

Aus Sicht von Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) ist dieser Schritt ein sinnvoller Baustein, um die hausärztliche Versorgung nahe am Wohnort sicherzustellen.

In Sachsen-Anhalt sind Hausärzte rar. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sind 140 Standorte nicht besetzt. Bis 2032 werden den Prognosen zufolge mehr als 250 Hausärzte fehlen.

Der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Tobias Krull:

„Mit der heutigen Beschlussfassung zur Landarztquote hat das Land einen weiteren Schritt zur Sicherung der ärztlichen Versorgung in ganz Sachsen-Anhalt getan. Inhalt des Gesetzes ist eine Quote von 5 Prozent, also 20 Studienplätzen, für angehende Ärzte zu reservieren. Sie erklären sich dann bereit, nach Abschluss ihres Studiums in unterversorgten Gebieten in Sachsen-Anhalt zu praktizieren. Die CDU-Landtagsfraktion begrüßt ausdrücklich die Einführung einer solchen Quote.

Bereits heute könnten rund 150 Hausarztstellen mit Medizinern besetzt werden. Daher sind weitere Maßnahmen notwendig, um angehende und bereits praktizierende Ärzte davon zu überzeugen, in unserem Land zu arbeiten. Dabei sind nicht nur die Kassenärztliche Vereinigung, die Zahnkassenärztliche Vereinigung sowie die Ärzte- und Zahnärztekammer gefragt. Auch die Kommunen sind gefordert, Rahmenbedingungen zu verbessern, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Praxisräumen oder Stipendien. Möglichkeiten der Digitalisierung, wie Telesprechstunden können ein weiterer Baustein zur Deckung des Bedarfs sein. Unser Ziel ist und bleibt eine ausreichende medizinische Versorgung im ganzen Land.“

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Verena Späthe:

„Durch das Landarztgesetz für Sachsen-Anhalt erhalten wir ein weiteres Instrumentarium, um die medizinische Versorgung im ländlichen Bereich sicherzustellen und zu stärken. Mit Beginn des Wintersemesters 2020/21 sollen fünf Prozent aller Medizinstudienplätze im Land explizit für zukünftige Landärztinnen und Landärzte reserviert werden. Das sind rund 20 Plätze pro Semester für Studierende, die sich verpflichten, nach ihrer Facharztausbildung zehn Jahre in bisher unterversorgten Regionen tätig zu werden. Dieses Gesetz ist ein richtiger und wichtiger Weg für die Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse im ländlichen Raum.“

Dennoch sieht die SPD-Fraktion das Gesetz nur als einen Baustein von vielen: „Es ist nicht nur wichtig, die Allgemeinmedizin zu sichern. Auch die Medizinischen Versorgungszentren, die weitere Entwicklung der Telemedizin oder die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis sind wichtig für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum“, so Späthe.

Eigenes Angebot der Uni Magdeburg

Die Uni Magdeburg will das neue Instrument durch ein eigenes Angebot ergänzen, wie der Dekan der Medizinischen
Fakultät, Hermann-Josef Rothkötter, mitteilte. Von Oktober an soll es das Programm «Klasse Hausärzte» geben - mit regelmäßigen Praxistagen bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern.

Zudem soll jedem Studierenden ein Hausarzt als Mentor zur Seite gestellt werden.Dieser zeigt ihm die Arbeitsabläufe in seiner Niederlassung, leitet ihn bei kleinen Aufgaben am Patienten an und bringt ihm die Besonderheiten seiner Gemeinde nahe. In begleitenden Seminaren wird zum Beispiel vermittelt, wie man mit typischen Anliegen in einer Hausarzt-Sprechstunde umgeht. Darüber hinaus behandeln Wahlfächer Themen zur Arbeit als Landarzt.

Die „Klasse Hausärzte“ startet bereits im Wintersemester 2019/20, zunächst als rein freiwilliges Angebot. Ab Herbst 2020 wird die Teilnahme dann für jene Studierenden Pflicht, die ihren Studienplatz über die Landarztquote erhalten haben. Alle anderen können auf freiwilliger Basis ebenfalls teilnehmen. So sollen auch über die Landarztquote hinaus Medizinstudierende für den Beruf des Allgemeinmediziners in der Region begeistert werden.

An der Otto-von-Guericke-Universität beginnen jährlich circa 190 Erstsemester ihr Medizinstudium.

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