Russische Botschaft Berlin

Machtkampf im russischen Militär eskaliert

Söldner ziehen sich zurück - Aufstand wohl beendet

In Russland hat sich der Konflikt zwischen der Führung in Moskau und der privaten Söldnertruppe Wagner zu einem beispiellosen Machtkampf entwickelt.

Angesichts des bewaffneten Aufstands des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin haben die Behörden in Moskau und Umgebung den Anti-Terror-Notstand ausgerufen. "Um mögliche Terroranschläge in der Stadt und dem Gebiet Moskau zu verhindern, ist ein Regime für Operationen zur Terrorbekämpfung eingeführt worden", teilte das nationale Anti-Terror-Komitee am Samstag mit. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft.

Die mehreren Tausend Wagner-Kämpfer waren für Moskau bislang eine der wichtigen Gruppen im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Prigoschin wirft dem russischen Verteidigungsministerium seit langem falsche Taktik und schlechte Führung vor.


+++ UPDATE ++++ Söldner ziehen sich zurück - Aufstand wohl beendet

25.06.2023, 07 Uhr - Sonntagmorgen gaben die Wagner-Truppen ihre gehaltenen Positionen in der südrussischen Millionenstadt Rostow am Don auf. Unter dem Applaus der Zivilbevölkerung verließen zunächst die ersten Fahrzeuge mit Söldnern das - erst Stunden zuvor von ihnen eingenommene - Hauptquartier des russischen Militärkommandos Süd, ehe später auch Panzer und Gefechtsfahrzeuge die Innenstadt verließen.

Prigoschin selbst werde unbehindert ins Nachbarland Belarus gehen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Als Garantie für den freien Abzug habe der einstige Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin "das Wort des Präsidenten". Auch die Kämpfer der Wagner-Truppe sollen angesichts ihrer Verdienste an der Front in der Ukraine nicht strafrechtlich verfolgt werden, wie Peskow versicherte. Vielmehr werde einem Teil der Söldner ein Angebot unterbreitet, sich vertraglich zum Dienst in den russischen Streitkräften zu verpflichten.


+++ UPDATE +++ Prigoschin stoppt nach eigenen Angaben Vormarsch auf Moskau

24.06.2023, 20 Uhr - Der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat den Vormarsch seiner Truppen auf die russische Hauptstadt Moskau nach eigenen Angaben gestoppt. "Unsere Kolonnen drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager zurück", sagte er in einer Sprachnachricht.

Unmittelbar zuvor hatte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko mitgeteilt, dass dieser Prigoschin zur Aufgabe bewogen habe. Lukaschenko habe sich in Absprache mit Russlands Präsident Wladimir Putin als Vermittler eingeschaltet, hieß es weiter.


Außenministerin Baerbock: Bundesregierung beobachtet Entwicklung in Russland genau

Die Bundesregierung steht nach den Worten von Außenministerin Annalena Baerbock wegen des gewaltsamen Aufstands der russischen Söldnerarmee Wagner in "engstem Austausch" mit Deutschlands Partnerländern. "Die Entwicklungen in Russland beobachten wir seit gestern Abend sehr aufmerksam2, schrieb sie am Samstag auf Twitter. Zugleich aktualisierte das Auswärtige Amt seine Reise- und Sicherheitshinweise für Bundesbürger in Russland.

Zu den Reise- und Sicherheitshinweisen

Bundesverteidigungsministerium zurückhaltend bei möglichen Folgen von Aufstand in Russland

Aus Sicht von Verteidigungsminister Boris Pistorius lassen sich mögliche Konsequenzen des bewaffneten Aufstands der Söldnerarmee Wagner in Russland für den Ukraine-Krieg derzeit kaum absehen. "Das lässt sich schwer abschätzen, zumal wir nicht wissen, wie instabil Russland werden wird und wer am Ende die Oberhand behält und wer sich mit wem zusammentut", sagte er am Samstag.

Es sei zu früh für eine Bewertung, sagte Pistorius.

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