Kostenloser Nahverkehr?

In deutschen Städten stinkt es gewaltig, zumindest wenn es nach den EU-Richtlinien geht. Die Umweltverschmutzung nehme immer mehr zu und dagegen muss umgehend etwas unternommen werden. Passiert nichts, droht Deutschland im schlimmsten Fall eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.

Hauptschuldiger der dreckigen Luft: Private Fahrzeuge

Um Fahrverboten in Großstädten vorzubeugen, kam der Bundesregierung eine kontrovers diskutierte Idee. Der öffentliche Nachverkehr, wie Bus und Bahn, soll für die Bundesbürger kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Die Idee klingt gut: Weniger Verkehr in der Stadt verspricht eine geringere Belastung für die Umwelt ohne Kosten für die Bürger.

Wer soll das bezahlen?

Nach kurzer Freude folgt jedoch Ernüchterung und die Frage: Wie und wer soll das alles finanzieren? Welche Aspekte werden zum jetzigen Zeitpunkt nicht berücksichtigt?

Die Verkehrsbetriebe finanzieren sich laut Sprecherin des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit rund zwölf Milliarden Euro jährlich zur Hälfte aus dem Fahrkartenverkauf. „Das müsste am Ende der Steuerzahler finanzieren.“, so die Sprecherin.

Neue Fahrzeuge müssen besorgt werden

Ein weiterer Kritikpunkt wäre der enorme Anstieg an Fahrgästen, besonders zu Stoßzeiten. Wer regelmäßig Bus und Bahn fährt, weiß wie kuschelig es da werden kann. Dementsprechend müssten mehr Wagen eingesetzt, mehr Personal eingestellt und eventuell sogar neue Linien geschaffen werden, um dem Ansturm gerecht zu werden.

Diese Umstrukturierung könnte einige Jahre dauern, aber nicht jeder Fahrgast wäre so geduldig. Die Konsequenz: Genervte Pendler steigen wieder auf das Auto um, der gewünschte Effekt verpufft. Deutschland wäre es so nicht möglich, die Luftreinhalte-Auflagen der EU zu Genüge zu erfüllen.

Kritiker sehen im kostenlosen Nahverkehr noch mehr negative Aspekte, wie das künftige Benehmen einiger Fahrgäste auf den Bahnhöfen und in den Zügen. Dort könnte dann das Motto lauten: Für was ich nicht bezahle, muss ich auch noch wertschätzen. Die Kosten, für die Beseitigung solcher Schäden, müsste dann vom Bund oder den Ländern getragen werden.

Der letzte Kritikpunkt ginge zu Lasten der Deutschen Bahn. Seit der Bahnreform 1994 ist es dem Unternehmen gelungen, marktwirtschaftlich und effizient zu werden. Sollte der Nahverkehr nun kostenlos werden, dann könnten sich die Verkehrssysteme mehrheitlich in ineffiziente und schlecht gepflegte Millionengräber umwandeln.

Deutschland muss sich eine gute Alternative überlegen, um die Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden einzuhalten.
Wenn die Bundesregierung es aber nicht schafft, die Vorgaben der EU zu erfüllen, wird es wahrscheinlich zu Fahrverboten für Dieselfahrzeuge kommen.

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