Flucht aus Gaza-Stadt

Israel: Lage bleibt angespannt

Panik in Gaza vor drohender Bodenoffensive - Vermisste tot gefunden

Das israelische Militär hat den Einwohnern des nördlichen Gazastreifens am Samstag einen weiteren Zeitraum ohne Angriffe zugesichert, um sich in den Süden der abgeriegelten Küstenenklave zu begeben.

Angesichts einer drohenden Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas herrscht unter der palästinensischen Bevölkerung in dem dicht besiedelten Gebiet Angst und Verzweiflung. Seit dem beispiellosen Massaker an israelischen Zivilisten durch Terroristen vor genau einer Woche fliegt das israelische Militär massive Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen. Dabei wurde nach Angaben des israelischen Militärs einer der mutmaßlichen Hamas-Drahtzieher der blutigen Angriffe getötet.

Neuer Zeitraum für Evakuierung

Bewohner von Beit Hanun im Norden der Küstenenklave sollten zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr (09.00 bis 15.00 Uhr MESZ) auf einer vorgegebenen Fluchtroute nach Chan Junis im Süden gehen, wie ein Sprecher der Armee auf der Plattform X mitteilte.Auf der Route sei in den angegeben Stunden Bewegung «ohne Schaden» möglich.

Seit der Aufforderung zur Evakuierung haben sich nach Schätzungen der Vereinten Nationen bis Freitagabend bereits Zehntausende Menschen auf die Flucht begeben.

Die UN befürchten nach Angaben eines Sprechers eine «katastrophale Situation», sollte die Armee in das dicht besiedelte Küstengebiet einmarschieren. Augenzeugen berichteten von Panik unter der Bevölkerung.Die UN forderten Israel auf, die Anweisung zur Evakuierung der etwa 1,1 Millionen Menschen zu widerrufen.UN-Generalsekretär António Guterres forderte sofortigen Zugang zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe. «Auch Kriege haben Regeln», betonte er am Freitag in New York.

Mutmaßlich Verantwortlicher des Hamas-Massakers getötet

Bei Bombenangriffen auf Einsatzzentralen der Hamas im Gazastreifen hat das israelische Militär nach eigenen Angaben den Leiter des Hamas-Luftüberwachungssystems in Gaza-Stadt, Merad Abu Merad, getötet. Er sei maßgeblich für die Steuerung der Terroristen während des Massakers verantwortlich gewesen, teilte das israelische Militär am Samstag mit.

Das israelische Militär teilte zudem mit, Soldaten hätten eine «Terrorzelle» identifiziert, die versucht habe, vom Libanon aus nachIsrael einzudringen. Mehrere Terroristen seien getötet worden.

Israelische Vermisste tot gefunden

Neben Bombenangriffen auf Hamas-Ziele unternahm das israelische Militär zudem erste begrenzte Vorstöße in den Gazastreifen. Dabei hätten die Soldaten am Freitagabend Leichen vermisster Landsleute entdeckt, berichtete die Zeitung «Jerusalem Post».

Nach Angaben des militärischen Arms der Hamas sollen 13 der rund 150 aus Israel verschleppten Geiseln bei den israelischen Luftangriffen auf das Küstengebiet getötet worden sein. Darunter seien auch ausländische Staatsangehörige, behaupteten die Al-Kassam-Brigaden. Das konnte nicht unabhängig überprüft werden.

Israels Armee wollte dem Bericht nach eigenen Angaben nachgehen.

Hintergrund des Konflikts

Terroristen im Auftrag der Hamas hatten am Samstag vergangener Woche ein Massaker unter israelischen Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet - das schlimmste seit Israels Staatsgründung. Mehr als 1.300 Menschen kamen dabei ums Leben. Auch wurden mehr als 3.000 Verletzte gemeldet. Die Zahl der bei den israelischen Gegenangriffen getöteten Palästinenser im Gazastreifen gab das dortige Gesundheitsministerium am Freitagabend mit mindestens 1.900 an. Darunter seien 614 Kinder und Jugendliche. Mindestens 7.696 Menschen wurden demnach verletzt.

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