Der Oberkörper muskulös und nackt, das lackschwarze lange Haar von einem schmalen Lederband zusammengehalten - und ein Blick, der einen in den Bann zog.
Wenn er auf dem DDR-Fernsehbildschirmen auftauchte, gerieten Mädchen und Frauen reihenweise ins Schwärmen.GojkoMitić, der in den Defa-Indianerfilmen verschiedene Rollen spielte, wurde ein Leinwand-Star mit Millionenpublikum. In vielen Jugendzimmern im Osten hing ein Poster von ihm.Gojko, der von seinen Fans auch heute immer noch mit dem Vornamen angesprochen wird, wird am 13. Juni 80 Jahre alt.
Schon immer hielt er sein Privatleben privat. Auch kurz vor diesem Jubiläum mag Mitić, geboren im ehemaligen Jugoslawien, nicht über seinen runden Geburtstag sprechen. Er mag keine Interviews und bittet das zu akzeptieren. Erst vor wenigen Jahren war bekannt geworden, dass der Frauenschwarm eine Tochter hat. Er hatte es nicht bekannt gemacht.
Anfang des Jahres hatte Mitić in einem Interview gesagt, dass dieser runde Geburtstag ihm nichts bedeute und es einfach nur eine Zahl sei. Er habe den Plan, vielleicht alles etwas ruhiger angehen zu lassen. «Und etwas selektiver in dem sein, was ich mache», sagte er der Zeitschrift "Super Illu". Rückblickend resümierte der Schauspieler: "Ich hatte nie eine Traumrolle, wollte nie unbedingt dieses oder jenes spielen. Ich habe die Dinge immer auf mich zukommen lassen und versucht, aus allem das Beste zu machen."
Bevor er in der DDR ein Star wurde, hatte Mitić in Belgrad Sport studiert und dort auch eine Schauspielausbildung absolviert. In Jugoslawien wurden damals viele Filme gedreht - auch die Indianer-Abenteuer von Karl-May - und die Regisseure verpflichteten als Stuntmen gerne Sportstudenten. Die Karriere von Mitić als Indianer-Darsteller begann in den 1960er Jahren im Westen Deutschlands. In "Winnetou 2" (1964)war er neben Pierre Brice auf der Kino-Leinwand zu sehen. Die DDR-Filmgesellschaft Defa bot ihm kurz darauf die erste Hauptrolle an. Deutsch hatte Mitić schon in der Schule gelernt.
Seine Karriere als Defa-"Chefindianer" begann 1965. In "Die Söhne der großen Bärin" schlüpfte Mitić in die Rolle des Indianers Tokei-ihto. Mehr als 9 Millionen Besucher strömten in die Kinos, es wurde einer der kommerziell erfolgreichsten Filme der DDR-Kinogeschichte. Mitić kämpfte danach als Chingachgook gegen die Siedler - in "Chingachgook, die große Schlange". Als Tecumseh gelang es ihm, Indianerstämme zu einigen ("Tecumseh – Der Übermacht unterlegen2).
1992 bekam er die Rolle als Winnetou in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) angeboten und trat dort in die Fußstapfen von Pierre Brice. Mehr als 1000 Mal stand er damit auf dieser Bühne, ritt tollkühn und kämpfte mutig für die Rechte der Indianer. Die Herzen der Fans flogen dem charismatischen Darsteller zu. 2006 war für ihn in Bad SegebergSchluss. Da war er Mitte 60 und der bis dahin dienstälteste Winnetou auf dieser Bühne.
Die Theaterbühne ließ ihn auch danach nicht los: 2007 bis 2009 war er im MecklenburgischenStaatstheater Schwerin Indianer-Häuptling Bromden in "Einer flog übers Kuckucksnest". Danach zeigte Mitić sein Gesangstalent als Alexis Sorbas - eine seiner Traumrollen, wie er bekannte - bei den Schweriner Schlossfestspielen 2009.
Zu seinem 75. Geburtstag ritt er mit sichtbarer Freude hoch zu Ross auf die Bühne in der Oderstadt Schwedt. Diesmal aber nicht als Indianer, sondern als Graf Hans Georg von Arnim in einem Fantasie-Stück. Im Reformationsjahr 2017 dann war er wieder ein Indianerhäuptling - an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul, in dem Stück "In Gottes eigenem Land".
Mitić spielte viele Indianerrollen, aber auch anderes. Er flog etwa vor der Kamera als Kosmonaut in den Weltraum oder war als Kundschafter in Südamerika unterwegs. Auch in TV-Serien war er zu sehen, wie "Notruf Hafenkante", "Wege zum Glück" oder "Forsthaus Falkenau".
Dem Schauspieler, der ursprünglich Sportlehrer werden wollte, ist gesunde Ernährung wichtig. Er habe nie geraucht und meide Alkohol, hatte er vor seinem 65. Geburtstag berichtet. Und zum Thema Schönheits-OPs sagte er damals im Gespräch mit der dpa, das finde er "doof". "Wenn ich mich im Spiegel sehe, muss ich mich mögen." Dazu gehörten Falten oder graue Strähnen. Sein Haar ist inzwischen eindeutig grau.
Ende 2019 wurde Mitić von der Defa-Stiftung für sein filmkünstlerische Lebenswerk geehrt. Diesen Februar erhielt er auf der "Berlinale" den "Premio Bacco", einen Preis italienischer Filmkritiker. Er steht damit in einer Reihe mit Sophia Loren oder Claudia Cardinale. Gerade ist beim Verlag Bild und Heimat ein Fanbuch herausgekommen, das das Leben des Stars Revue passieren lässt.