Auch dieses Jahr zeichnet die Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg Menschen und Projekte in Sachsen-Anhalt aus, die sich auf besondere Art und Weise engagieren, mit dem Friedensengel aus.
Es sind wieder tolle Projekte und beeindruckende Menschen aus dem SAW-Land nominiert, so auch das Coffee to stay in Bernburg.
radio SAW Redakteurin Swantje Langwisch hat sich im Caféeinmal umgesehen:
Die abschüssige Wilhelmstraße in Bernburg führt mich zu einem außergewöhnlichen Café. Die Sonne scheint verheißungsvoll, als ich auf dem Weg ins coffee to stay bin.
Seit 2017 ist es vor allem ein Ort der Begegnung und Unterstützung. Die Gründerinnen um Jeanne Colgan wollten einen ersten Anlaufpunkt im neuen, vielleicht nur vorübergehenden Zuhause schaffen.
„Unser Konzept war einfach: Wir müssen was tun. Wir wollten den Eindruck geben, man ist willkommen. Ein Willkommen-Café kann man sagen. Es fing an, dass Leute wussten, hier kann an Kaffee, Tee oder sowas haben. Und dann hat es sich entwickelt, dass meine zwei Partnerinnen hier Anträge ausfüllen.“
Ich nippe an meinem Kaffee. Der Holzstuhl, auf dem ich sitze erinnert mich etwas an meine Schulzeit, aber die Frauen, die mir gegenübersitzen, haben gar nichts strenges an sich. Sie wirken offen und herzlich. Madeleine Buchta beginnt zu erzählen, dass sie hier alle zwei Wochen einen Deutschkurs gibt, der nicht nur denjenigen hilft, die eine neue Sprache lernen.
„Ich hab auch einige Vorurteile abgebaut dadurch. Als es anfing mit den ganzen Flüchtlingen dachte ich damals auch: „dass so viele reingelassen werden.“, also das war ehrlichgesagt meine Meinung. Aber wenn du jemanden vor dir sitzen hast, der einen Abschiebungs-Bescheid zum Beispiel hat, und du hast den Menschen da vor dir sitzen, also ich finde das furchtbar.“
Schicksale wie diese waren für Jeanne Colgan auch ein Grund, diesen Ort ins Leben zu rufen. Wofür dieses Café noch da ist, sieht man an der kleinen Computer-Ecke, der gemütlich aussehenden Couch, über der eine Weltkarte an der Wand hängt und an einer Spiel-Ecke für Kinder.
Es gibt eine Küchenzeile und an einem runden Tisch sitzt die 16-jährige Rayana mit ihrem Bruder. Sie erzählt, dass beide regelmäßig für Mathe-Nachhilfe hierherkommen und ihre Eltern an Madeleines Deutschkursen teilnehmen.
„Also ich merke, dass meine Eltern Deutsch schon besser verstehen und auch mehr lernen. Und ich hoffe, dass sie bald richtig gut Deutsch sprechen.“
Geflüchtete und Zugewanderte haben es oft nicht leicht in Kleinstädten im Osten Deutschlands, findet Jeanne Colgan. Dank der engagierten Frauen um sie herum gibt es das coffee to stay in Bernburg.
Ein Lichtblick für die Menschen, die hierherkommen, sodass sie keine Fremden bleiben und es für sie irgendwann bergauf geht.
Das Coffee to stay sucht übrigens noch Menschen, die sich mit ihren Ideen einbringen möchten.