Bundeskanzlerin muss umkehren

Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Olaf Scholz ist nach einem schwerwiegenden technischen Defekt an ihrer Regierungsmaschine auf dem Weg zum G20-Gipfel wohl nur dank des Können des Flugkapitäns vor Schlimmerem bewahrt worden!

Nach nur einer Stunde Flugzeit bekam die Kanzlerin beunruhigende Kunde von der Crew ihrer Regierungsmaschine. Der Kapitän sprach später vom Ausfall elektrischer Systeme.Die Maschine vom Typ A340-300 mit Merkel an Bord war um 19.00 Uhr in Berlin gestartet und hatte nach etwa einer Stunde Flugzeit über den Niederlanden umkehren müssen. Sie landete gegen 21.00 Uhr in Köln. «Es war eine ernsthafte Störung», sagte Merkel nach der Landung.Leichtfertig abgebrochen hat der Pilot den Flug nicht. Die Lage war offenbar ernst. Nach «Spiegel»-Informationen fiel an Bord der «Konrad Adenauer» das ganze System zur Kommunikation mit dem Boden aus. Ein solcher Komplettausfall der Kommunikation, die durch mehrere Ersatzsysteme abgesichert sei, gilt dem Magazin zufolge in der Luftfahrt als gefährlicher Notfall. Deswegen hätten sich die Piloten sofort entschlossen, den Flug abzubrechen.

Beim G20-Gipfel muss umdisponiert werden. Statt Gipfelgespräche in Buenos Aires zu führen, musste Merkel erst einmal in Bonn übernachten.Am Abend (Ortszeit) wollte Merkel dann - über zwölf Stunden später als geplant - in Buenos Aires eintreffen und zumindest noch am Abendessen mit den anderen Staats- und Regierungschefs in der argentinischen Hauptstadt teilnehmen. Auch das klappte auch nicht so einfach. Am Freitagmorgen gegen 4.30 Uhr wollten Merkel und Vizekanzler Scholz, mit einer anderen Maschine der Flugbereitschaft der Luftwaffe nach Madrid und von dort mit einem Linienflug nach Buenos Aires weiterfliegen. Die Organisation des Linienflugs von Madrid aus gestaltete sich kompliziert, dafür mehr als ein Dutzend Personen an Bord Plätze besorgt werden mussten - Merkel reist ja zusammen mit Entourage und Personenschützern.

Für Freitag geplante bilaterale Treffen am Rande des Gipfels, etwa mit US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping, kommen wegen der verspäteten Anreise Merkels zunächst nicht zustande. Offen war, ob die Termine während des G20-Treffens, das bis Samstag dauern soll, nachgeholt werden können. Ungeachtet der Panne ihres Regierungsflugzeugs wird Bundeskanzlerin AngelaMerkelbeim G20-Gipfel in Argentinien mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem bilateralen Gespräch zusammenkommen. Das Treffen solle am Samstagmorgen wie geplant stattfinden.

Ursache für die Panne am Regierungsflugzeug von Bundeskanzlerin AngelaMerkelwar nach Angaben der Flugbereitschaft der Ausfall eines einzelnen Bauteils. Dabei handele es sich um eine elektronische Verteilerbox, sagte Oberst Guido Henrich, Kommandeur der Flugbereitschaft der Luftwaffe, am Freitag in Köln. «Das war ein klassischer Ausfall eines Bauteils, wie es heute jederzeit passieren kann.» Inzwischen sei das Problem behoben. «Das Bauteil ist gewechselt, die Maschine ist funktionstüchtig.» Auf die Frage, welches Gefahrenpotenzial der Vorfall gehabt habe, antwortete Henrich: «Keins.»

Die Kanzlerin äußerte sich ausgesprochen lobend über den Flugkapitän und die Besatzung: Sie habe «eine sehr, sehr exzellente Crew gehabt» und das Kommando habe «der erfahrenste Kapitän der Flugbereitschaft» geführt. Als sie gegen 20.00 Uhr von einem Mitglied der Crew mit den Worten «Es ist wichtig» aus einem Briefing mit Journalisten geholt wurde, dachte Merkel nach eigenen Worten zunächst daran, dass in Deutschland etwas vorgefallen sein könnte.

Auf die Frage, ob es nach mehreren Vorfällen mit Regierungsmaschinen notwendig sei, die Sicherheit der Flugzeuge in Frage zu stellen, erwiderte sie am Freitagmorgen: «Ein einzelner Vorfall sollte uns nicht dazu bringen, das System zu verändern.»

Auf dem Flughafen Köln/Bonn erwarteten mehrere Feuerlösch-Fahrzeuge Merkels Flugzeug, das eine harte Landung hatte. Der Flughafen ist der Heimatstandort der Regierungsflugzeuge.

Regierungssprecher Seibert zufolge wird Merkels Ehemann Joachim Sauer die Kanzlerin nicht mehr nach Buenos Aires begleiten, sondern nach Berlin zurückkehren. Wegen der Verzögerung bei der Anreise würde Sauer zu viel vom Partnerprogramm verpassen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verlässt mit einem Regenschirm in der Hand auf dem Rollfeld des Flughafens in Köln den Kanzler-Airbus «Konrad Adenauer».
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