Die eigene Familie nicht mehr erkennen oder zuhause die Orientierung verlieren – für viele ist das wohl ein Alptraum. Für Betroffene von Demenz wird das aber häufig zur Realität. Das kann für sie selbst und ihre Angehörigen eine Last sein. Dann versucht die Alzheimer-Gesellschaft Sachsen-Anhalt zu helfen. Swantje Langwisch war vor Ort und hat sich die Arbeit der Ehrenamtlichen angeschaut.
Betritt man das alte Pfarrhaus, hüllt einen die Wärme ein. Weihnachtsdeko und Wohnzimmermöbel wie von Oma erzeugen Gemütlichkeit. Eine Frau und ein Mann – jeweils im Sessel – spielen sich kichernd einen Luftballon zu, nach dem Motto: der Boden ist Lava. Das ist die Tagesbetreuung von Demenzkranken in Diesdorf. Hier werden Angehörige entlastet und Betroffenen ein geschützter Raum für Kreativität und Selbstständigkeit gegeben. Das Motto dabei: „Es geht nicht darum was fehlt, sondern um das, was noch da ist.“ Was das für die Arbeit der Ehrenamtlichen bedeutet, erklärt Jeanette Böhm, Leiterin der Beratungs- und Betreuungsstelle.
„Für unsere Arbeit heißt das, dass wir nicht auf Defizite gucken, sondern wir schauen eben, was jemand noch kann und versuchen das, so gut es geht, zu animieren.“
Das trifft auch auf das „Strickstübchen“ im Haus zu, wo zurzeit Schals und Mützen für den weihnachtlichen Bazar am 15.12. angefertigt werden. Hier hilft Eva-Maria Fricke den Tagesgästen. Sie ist seit fast 25 Jahren Mitglied und hat uns erzählt, warum sie immer noch da ist.
„Ich kann schlecht loslassen, vor allem wenn ich merke, dass ich noch gebraucht werde. Und gebraucht werde ich eben hauptsächlich bei den Handarbeits-Damen. Und das mache ich gern. Weil ich noch eine Arbeit machen wollte, die nützlich ist – die Menschen nützlich ist.“
Immer wieder kommt auch Dieter Böhm mit seiner Geige vorbei und sorgt für musikalische Begleitung. Seit 5 Jahren ist er hier als Ehrenamtlicher tätig. Grund für sein jahrelanges Engagement sind auch die schönen Momente, die dadurch entstehen.
„Ich kann mich da an einen Mann erinnern, der fortgeschrittene Demenz hatte und er hat die ganze Zeit nur so dagesessen und so grimmig geguckt. Und dann kam der Schneewalzer. Dann guckte er auf einmal, die Mundwinkel gingen nach oben, die Augen fingen an zu blitzen. Dann sprang er auf, und forderte die Dame, die neben ihm saß, zum Tänzchen auf. Und dann haben sie getanzt. Das sind so Momente, die machen einen selbst auch so froh und glücklich. Das ist Freude, pure Freude.“
Neben der Tagesbetreuung gehören auch individuelle Hilfen zum Angebot der Alzheimer-Gesellschaft. Wie die Vermittlung an den richtigen Arzt, Unterstützung bei Anträgen für die Krankenkasse oder Beistand in Selbsthilfegruppen. Wenn ihr mehr über die Arbeit der Ehrenamtlichen wissen - oder helfen - wollt, meldet euch bei der Alzheimer-Gesellschaft Sachsen-Anhalt oder folgt den untenstehenden Links.