Martin Michaelis

Sachsen-Anhalt: Kirche entzieht Pfarrer Beauftragung

Wegen Kandidatur auf AfD-Liste

Weil er als parteiloser Kandidat für die AfD bei den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt antreten will, ist einem Pfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) der Pfarrbereich entzogen worden. Die Kandidatur eines Pfarrers für die AfD sei auch als Parteiloser nicht mit der Treue- und Loyalitätspflicht vereinbar, teilte die EKM am Montag mit. «Es ist zwar im Interesse der Kirche, dass sich Pfarrerinnen und Pfarrer auch politisch engagieren, dies gilt jedoch nicht für das Engagement in Parteien, die verfassungsrechtlich fragwürdige Positionen einnehmen», sagte Personaldezernent Michael Lehmann. Mit der Kandidatur unterstütze Pfarrer Martin Michaelis das Gedankengut der AfD.  

Michaelis kritisiert die Kirchenleitung für die Entscheidung

Michaelis kritisierte die Kirchenleitung scharf. Diese bewege sich außerhalb des Rechts, sagte er auf Anfrage. Es gebe keine stichhaltige theologische Begründung für die Entscheidung. Es handele sich um freie Wahlen, die Kandidatur dürfe ihm nicht zum Nachteil ausgelegt werden. Gespräche dürften auch mit der AfD nicht verweigert werden. Dass der Verfassungsschutz die Partei in Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextremistische Bestrebung einstuft, halte er für ein durchsichtiges Manöver. Politisch gehe es ihm in Quedlinburg vor allem um Fragen des Denkmalschutzes. 

Der Pfarrer war schon zuvor in Kritik geraten

Michaelis war in der Corona-Pandemie öffentlich in Erscheinung getreten und in die Kritik geraten. Er trat auch immer wieder bei regierungskritischen Demonstrationen auf, bei denen die Corona-Maßnahmen kritisiert wurden. Erst im November vergangenen Jahres war Michaelis mit den Aufgaben im Pfarrbereich Gatersleben (Salzlandkreis) betraut worden. Bei der Stadtratswahl in seinem Wohnort Quedlinburg im Juni dieses Jahres tritt Michaelis auf der Liste der AfD für den Stadtrat an. 

Die Evangelische Kirche will nach eigenen Angaben demnächst das Gespräch mit dem Pfarrer suchen. Michaelis bleibe grundsätzlich Pfarrer der Kirche, erklärte Personaldezernent Lehmann. Er habe derzeit nur keine Stelle. Da Pfarrer aber in den Gemeinden in der Regel gewählt werden müssten, könne es schwierig werden, einen Ort zu finden, an dem Michaelis wieder ein Pfarramt ausüben könne. 

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