Praxistest in Ostthüringen - zwei Haushalte bekommen ihre Zeitung mit der Drohne
Mit einem Surren kommt die Drohne am Himmel geflogen, verliert an Höhe und bleibt wenige Meter über dem Boden in der Luft stehen. Dann fällt eine Plastikhülse samt Zeitung im Innern zu Boden und die Drohne mit sechs Rotoren fliegt wieder davon. So wie am Dienstag auf dem Flugplatz Altenburg-Nobitz demonstriert, sollen voraussichtlich im November erstmals zwei Ostthüringer Haushalte die Tageszeitung auf dem Luftweg erhalten. Bis das System serienreif sei, könne es aber drei bis fünf Jahre dauern, erklärte Klaus Hiller vom Europäischen Drohnenzentrum. Experten zufolge müsste es im Regelbetrieb über längere Zeiträume und in verschiedenen Jahreszeiten erprobt werden.
Seit rund zwei Jahren wird in Ostthüringen an der Zustellung von Tageszeitungen auf dem Luftweg getüftelt - in diesem Jahr endet das Projekt. Es wird vom Bund mit 185 000 Euro gefördert. Am Projekt sind die Madsack-Mediengruppe und die Funke-Mediengruppe beteiligt. Es habe gezeigt werden können, dass eine punktgenaue Belieferung aus der Luft möglich sei, sagte Hiller. Dabei fliege die Drohne autonom und es werde nur noch im Notfall eingegriffen.
Hintergrund sind hohe Kosten der Verlage für die Zustellung von Zeitungen vor allem im ländlichen Raum. Abgelegene Häuser und Höfe könnten künftig von fliegenden Zeitungsboten beliefert werden, so die Idee. Die Drohnenexperten denken auch an weitere Einsatzbereiche, etwa die Zustellung von Briefen oder Medikamenten. Hiller: «Und wenn die Drohne etwas ausliefern kann, dann kann sie auch etwas abholen.»
Die bei dem Projekt erprobte Drohne kann in ihrem Magazin bis zu sechs Zeitungen laden und wiegt damit den Angaben zufolge etwas mehr als 14 Kilogramm. Den Experten zufolge kann sie mit einer Akkuladung etwa eine halbe Stunde lang fliegen - auch bei heftigerem Wind. Nach der Erprobungsphase auf dem Flugplatzgelände folgt nun der Test unter realen Bedingungen: Dabei soll je einem Haushalt in Lödla und Ponitz im Altenburger Land die Zeitung gebracht werden.
Drohnen-Testzentrum ab 2021 auch in Cochstedt
Ähnliche Ideen werden auch in der Region Köln verfolgt. Dort wurde ein ursprünglich für dieses Frühjahr geplanter Test bei mehreren Haushalten auf den Herbst verschoben. Zunächst sei die Konstruktion der Drohne - eine Spezialanfertigung - optimiert worden, erklärte Johannes Heinen, Co-Geschäftsführer des Heinen-Verlages, der die «Kölnische Rundschau» herausgibt. So soll das Fluggerät auch stärkerem Wind standhalten. Inzwischen lägen alle Genehmigungen von den Behörden vor, so dass die Belieferung von Abonnenten im Oktober oder November erprobt werden könne, sagte Heinen.
Die Ostthüringer Drohnenexperten wollen den Flugplatz in Nobitz über das Zeitungsprojekt hinaus zu einem Übungs- und Testgelände für Drohnentechnik etablieren. Auf solche Fluggeräte setzen auch andere Landeplätze im Südosten. In Cochstedt bei Magdeburg baut das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ein Testzentrum für unbemannte Flugsysteme. Der Flughafen dort soll dabei als Freiraumlabor dienen. Im ostsächsischen Kamenz ist ein Kompetenzzentrum für autonomes und elektrisches Fliegen geplant. Dort sollen gewerbliche Drohnen mit neuartigen Antrieben getestet werden. Zu den Gründungsmitgliedern gehören mehrere Fraunhofer-Institute und die TU Dresden.