Unwort des Jahres

2020 zwei "Unwörter des Jahres" gekürt

Die Jury hat entschieden

Die Jury der sprachkritischen Aktion hat dieses Mal ein Unwörter-Paar gekürt. Die Unwörter des Jahres 2020sind Corona-Diktaturund Rückführungspatenschaften.

Die Begründungen

Das vergangene Jahr sei in bisher kaum gekannter Weise von einem einzigen Thema geprägt worden, teilte die Jury zur Begründung mit. Mit der Wahl einesUnwort-Paares nehme man darauf Rücksicht, dass die Pandemie in der Öffentlichkeit, wie auch in den Vorschlägen dominiert habe. Sie mache aber zugleich darauf aufmerksam, dass auch in anderen Themenbereichen inhumane und unangemessene Wörter geprägt und verwendet wurden.

«Rückführungspatenschaften» sei ein Begriff der EU-Kommission, mit dem neue Mechanismen der Migrationspolitik bezeichnet wurden. Das Wort sei zynisch und beschönigend. Mit Rückführung sei nichts anderes gemeint als Abschiebung und die Patenschaft sei ein eigentlich positiv besetzter Begriff. Der Begriff der «Corona-Diktatur» sei seit Beginn des öffentlichen Diskurses in der Pandemie von selbst ernannten «Querdenkern» und rechten Propagandisten gebraucht worden, um regierungspolitische Maßnahmen zur Eindämmung zu diskreditieren.

Im Gegensatz zum "Wort des Jahres" kann das "Unwort" ausschließlich von der Bevölkerung vorgeschlagen werden. Bis 31.12.2020 gingen 1.826 Einsendungen mit 625 unterschiedlichen Vorschlägen ein. 75 der Wörter entsprächen einer der vierUnwort-Kriterien und kämen in Frage, reine Schimpfwörter beispielsweise zählen nicht.Die Jury richtet sich dabei nicht nach der Menge der Vorschläge für ein einzelnes Wort, sondern nach den Unwort-Kriterien..

Die Unwort-Kriterien

Unwort wird, was einen unangemessenen Sprachgebrauch zeigt. Dabei werden Wörter quasi "gerügt", die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistische, verschleiernde oder irreführende Formulierungen sind. Vorschläge müssen eines der Kriterien erfüllen.

  • weil siegegen das Prinzip der Menschenwürdeverstoßen (z. B.Geschwätz des Augenblicksfür Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche),
  • weil siegegen Prinzipien der Demokratieverstoßen (z. B.alternativlosals Haltung/Position in der politischen Diskussion, um eine solche zu vermeiden und sich der Argumentationspflicht zu entziehen),
  • weil sieeinzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren(z. B. durch unangemessene Vereinfachung oder Pauschalverurteilung,wie etwaWohlstandsmüllals Umschreibung für arbeitsunwillige ebenso wie arbeitsunfähige Menschen),
  • weil sieeuphemistisch, verschleiernd oder gar irreführendsind (z. B.freiwillige Ausreiseals Behördenterminus für die nur bedingt oder gar nicht freiwillige Rückkehr von Asylbewerbern in ihre Heimatländer aus Abschiebehaftanstalten).

Die Jury besteht aus vier SprachwissenschaftlerInnen und einem Journalisten und beruft jährlich wechselnd ein weiteres Mitglied aus dem Kultur- und Medienbetrieb.

Für 2020 dominiert das fast alles beherrschende globale Thema der Corona-Pandemie die Einsendungen.

Das "UnwortdesJahres" wird seit 1991 gekürt. "Klimahysterie", "Volksverräter" oder "Sozialtourismus" waren bereits "UnwortdesJahres".

Das Wort des Jahres wurde Ende November von derGesellschaft für deutsche Sprachebekannt gegeben: Es war "Corona-Pandemie"

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