Das neue Bauhaus-Museum in Dessau

100 Jahre Bauhaus

Erste Bilder aus dem neuen Museum

100 Jahre nach seiner Gründung hat das Bauhaus in Dessau ein Museum. Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde der Neubau am Sonntag mit einem Festakt eröffnet. Bei ihrer Ankunft vor dem Glasbau wurde sie mit Beifall begrüßt. Mehrere Hundert Menschen warteten vor dem Museum geduldig auf die Eröffnung.

Schon Wochen vorher warder Ansturm groß.«Wir sind komplett ausgebucht in diesem Jahr», sagte die Direktorin der StiftungBauhausDessau, Claudia Perren, mit Blick auf die vorgebuchten Führungen. Viele Gruppen kämen aus Deutschland, es seien aber auch viele Europäer, Italiener und Spanier dabei, genauso wie Besucher aus Asien und Amerika. Individuelle Tickets können weiterhin erworben werden, Wartezeiten am Museum müssten eingeplant werden, ergänzte eine Sprecherin.

ImBauhaus-Jubiläumsjahr 100 Jahre nach der Gründung der Architektur- und Designschule ist Dessau nach Weimar das zweite neueBauhausMuseum. In Weimar haben laut der Klassik Stiftung bislang mehr als 160 000 Menschen das Anfang April geöffnete Haus besucht.

Bis heute gilt das Bauhausals weltweit einflussreichste Schule und Bewegung für Kunst, Architektur und Design des 20. Jahrhunderts. 1919 wurde es in Weimar gegründet,1925 zog es nach Dessau und erlebte dort seine Blütezeit. Später ging es nach Berlin, wo es 1933 auf Druck der Nazis endgültig geschlossen wurde. An allen drei Standorten in Deutschland wird das Bauhauserbe gepflegt.

DasBauhaus-Archiv in Berlin ist seit dem vergangenen Jahr geschlossen und wird für 64 Millionen Euro bis 2022 saniert sowie um ein zweites Gebäude ergänzt. Der Neubau - ein gläserner Turm - soll Platz für Ausstellungen schaffen.

In Dessau gibt es mit dem Museum nun erstmals einen Ort, an dem die Sammlung der StiftungBauhausDessau umfassend gezeigt werden kann. Die Sammlung ist laut der Stiftung mit rund 49 000 Exponaten die zweitgrößte weltweit, nach Berlin.Bisher konnte in Dessau aus Platzmangel nur ein Bruchteil der Stücke gezeigt werden.

Das Museum

Die dunkle, langgezogene quaderförmige Glashülle des Museums im Zentrum von Dessau spiegelt die Umgebung - ein Einkaufszentrum auf der einen, den Stadtpark auf der anderen Seite. Wer das neue Museum betritt, fühlt sich mittendrin in Dessau. Und ein bisschen wie auf einem öffentlichen Platz. Genau so ist es gedacht: Eintritt kostet nur die Ausstellung, die in einem scheinbar schwebenden schwarzen Riegel im oberen Teil des Gebäudes Platz findet.

Großzügigkeit strahlt das Museum für die Direktorin der StiftungBauhausDessau, Claudia Perren, aus. Dabei sei es ein kleines Haus mit einem kleinen Budget, sagt die Architektin. Die Fassade schwanke zwischen Transparenz und Spiegeln, wie es bei Glas sei. Sie spricht von einer Umarmung der Stadt. Die Architektur übe hier keinen Zwang aus. Sie biete Raum für Begegnungen und die Infrastruktur für die Sammlung. Das Gebäude wirkt von innen rau, edle Materialien sucht man vergebens.

Einen Kontrapunkt bilden große verschiebbare bunte Glaspaneele, die an dieBauhaus-Farbenlehre erinnern und mit denen sich der Lichteinfall inszenieren lässt. Lucy Raven gewann mit ihrem «Lichtspielhaus» einen Kunst-am-Bau-Wettbewerb. Auch Rita Mc Brides «Arena», eine große gelbe stufenförmige Konstruktion ist ein Hingucker inmitten von Glas und Beton. Hier soll die offene Bühne Platz bieten für Debatten, Vorträge, Begegnungen. Die Dessauer sollen das Museum auch als ihren Ort verstehen.

Die eigentliche Ausstellung findet auf 1500 Quadratmetern im scheinbar schwebenden Riegel darüber Platz.

Drei ganz unterschiedlich gestaltete Ausstellungsräume erwarten die Besucher: ein rund 50 Meter langer Raum und zwei kleinere. Im ersten geht es in einem weißen Kubus um die Fragen, die sich dasBauhausgestellt hat. Kommunikation und Schrifttypen spielen ebenso eine Rolle wie Biologie, Architektur, Textil- und Bühnenkunst.

Eine Sound-Installation gibt den Zeitgeist und die Zeitungsdebatten der DessauerBauhaus-Zeit wieder. In Zeiten des Mangels und der Wohnungsnot finanzierte die Stadt die Schule. Zunehmende Kritik folgte. «Die Debatten sind ziemlich harsch», fasst Kuratorin Bittner zusammen. 1933 wurde die Architektur-, Kunst- und Designschmiede auf Druck der Nazis geschlossen.

In Dessau waren bis dahin schon viele bleibende Zeugnisse entstanden - Gropius' Bauhausgebäude, die Meisterhäuser, die Bauhaussiedlung in Dessau-Törten, gekrönt als Unesco-Welterbe. «Unsere größten Sammlungsobjekte» nennt Bauhauschefin Claudia Perren sie gern. Im Museum können die Besucher nun in dem riesigen zentralen Ausstellungsraum erleben, wie Schüler und Lehrer zusammenarbeiteten, wie sie sich beeinflussten und welche Ideen und Produkte schließlich entstanden. Architektur, Möbel von der Lampe bis zum Stuhl und Textilien schafften es in den Alltag vieler Menschen.

Und schließlich beleuchtet das Museum die DessauerBauhaus-Sammlung selbst. In galerieartiger Atmosphäre wird das ersteKonvolut mit 148 Objekten samt Rechnung über 145 000 DDR-Mark gezeigt, das 1976 den Grundstein für die inzwischen weltweit zweitgrößteBauhaus-Sammlung legte. Schon damals wurde die Bandbreite des Bauhauses deutlich, sagt Sammlungsleiter Thöner. Von Keramik bis zu Möbelstücken, von Fotos bis zu grafischen Arbeiten.

Langer Weg bis zur Eröffnung

Claudia Perren sagt, in Dessau sei man froh, dass das Museum noch im Jubiläumsjahr öffnen könne. 28,5 Millionen Euro hat der Bau gekostet. Das Geld von Bund und Land warEnde 2014 zugesagt. Ein internationaler Architektenwettbewerb wurde ausgerichtet, unter 830 Einreichungen setzte sich das junge spanische Architekturbüro Gonzáles Hinz Zabala durch.

Die Bauzeit betrug rund zwei Jahre.Im Dezember 2016 wurde der Grundstein gelegt, seit Mai 2017 wurde im Stadtpark von Dessau-Roßlau gebaut. Die Stadt stellte ein insgesamt 5670 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung. Das Museum mit seiner Hülle aus Glas ist den Angaben zufolge 105 Meter lang, 25 Meter breit und 12 Meter hoch.

Wo gebaut wird, wird auch diskutiert und kritisiert. Zuerst ging es in Dessau um den Standort für das Museum, der Stadtpark setzte sich schließlich durch. Die Glasfassade als Gefahr für Vögel brachte Umweltschützer auf den Plan. Daraufhin wurden senkrechte schwarze Streifen auf die Glasfront aufgebracht. Und in Dessau ist Kritik zu hören, der Bau sei nicht so transparent wir ursprünglich erhofft. Claudia Perren sagt dazu, über Architektur kann man immer diskutieren.

Und schließlich wurde auch an die Nachbarn in Plattenbau-Wohnhäusern gedacht. Dort wo jetzt dasBauhausMuseum steht, fehlt nun ein Stück des Stadtparks. Die Lösung für die Architekten: Das Museum hat ein Gründach, kann von Bienen und Schmetterlingen angeflogen werden, erzählt Perren. «Die Anwohner sehen wieder Grün.»

Öffnungszeiten

9. September bis 31. Oktober täglich 9.00-18.00 Uhr

ab 1. November täglich 10.00 bis 17.00 Uhr

Eintritt: Einzelticket Bauhaus Dessau für eines der Bauhausbauten 8,50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro; Gesamtticket Bauhaus Dessau für alle Bauhausbauten 15,00 Euro, ermäßigt 11,00 Euro. Bis 18 Jahre ist der Eintritt frei.

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