Steine, Flaschen und Pyrotechnik flogen vor gut zwei Jahren am Magdeburger Hasselbachplatz, mehr als 30 Polizisten wurden verletzt - eine Feier zum vorzeitigen Aufstieg des 1. FC Magdeburg war außer Kontrolle geraten. Die Polizei richtete daraufhin die Ermittlungsgruppe «Aufstieg» ein. Am Mittwoch legte sie ihre Bilanz vor: 80 Täter im Alter zwischen 16 und 53 Jahren seien ermittelt worden, sagte die Leiterin der EG «Aufstieg», Anja Liebe. 35 von ihnen gehörten der organisierten Fanszene des 1. FC Magdeburg an. Bei den anderen handele es sich quasi um «normale» Fans.
Die Ermittler hätten 80 Stunden Videomaterial ausgewertet, Material von der Polizei als auch aus sozialen Netzwerken. «Es war eine sehr mühevolle, akribische Arbeit, jeden Handelnden zu ermitteln und die Taten zu zählen», sagte Liebe. Sieben Öffentlichkeitsfahndungen seien zwischen Juni 2018 und März 2020 gelaufen. Dabei seien insgesamt 62 Personen veröffentlicht worden, 35 davon seien auf diesem Weg als Täter bekannt gemacht worden. Die Resonanz sei sehr gut gewesen. «Die Bevölkerung hat uns tatkräftig unterstützt.»
Insgesamt habe die EG «Aufstieg» 120 Ermittlungsverfahren abgeschlossen. Dabei hebt sie den Zeitraum zwischen 22.26 Uhr und 22.35 Uhr als besonders gravierend heraus und wertet das als ein Verfahren wegen besonders schweren Landfriedensbruchs mit 51 Beteiligten. Dieser Kernkomplex werde der Staatsanwaltschaft in der kommenden Woche zugeleitet.
Andere Verfahren sind laut Liebe schon an die Anklagebehörde gegangen, insgesamt 85 Ermittlungsverfahren gegen 43 Beschuldigte. Es gebe auch schon 18 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen und Geldstrafen. Nicht alle Täter und Tatverdächtigen sind durch die EG «Aufstieg» ermittelt worden, bei anderen wurden auch gleich nach den Taten die Personalien ermittelt.
Der Leiter des Polizeireviers Magdeburg, Marco Weigelt, betonte, die Ermittlungen endeten nicht. Sie würden nach der Auflösung der EG «Aufstieg» im Revierkriminaldienst weitergeführt.
Am 21. April 2018 war dem 1. FC Magdeburg vorzeitig der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelungen. Am Abend feierten zunächst bis zu 2000 Menschen friedlich an der Kneipenmeile Hasselbachplatz. Es kam allerdings zu schweren Ausschreitungen. Aus einer zum Teil 150 Personen umfassenden Menschenmenge wurden Polizeibeamte mit Steinen, Flaschen, Straßenschildern und Pyrotechnik angegriffen. 32 Polizeibeamte wurden den Angaben zufolge teils schwer verletzt. Zudem war ein Sachschaden im fünfstelligen Eurobereich entstanden, Mobiliar gastronomischer Einrichtungen wurde beschädigt ebenso wie Oberleitungen der Straßenbahn, Haltestellen und Straßenschilder.