Das obligatorische Auslaufen fiel aus. Stattdessen versammelte Trainer Torsten Ziegner seine Mannschaft am Montagvormittag in der Kabine und wertete das alarmierende 3:5 des Halleschen FC gegen die SpVgg Unterhaching stundenlang aus. Doch es dürfte um mehr als nur taktische Fehler gegangen sein, zumal am Mittag auch Präsident Jens Rauschenbach auftauchte und kommentarlos ins Büro von Sportdirektor Ralf Heskamp eilte. Der Stuhl des Trainers wackelt beim seit Ende November sieglosen Fußball-Drittligisten gewaltig.
Womöglich bekommt Ziegner ihn schon am Montagabend vor die Tür gesetzt. Denn der Vorstand hat angesichts der sportlichen Misere eine Krisensitzung anberaumt. Mal wieder. Schon nach dem 1:6 bei Bayern München II vor einer Woche hatte die Chefetage die Köpfe zusammengesteckt. Im Resultat hatte man Ziegner eine Gnadenfrist eingeräumt. Nun dürfte es schwer werden, noch Argumente für den im Sommer 2018 gekommenen Trainer zu finden.
«Die Trainer leisten eine super Arbeit. Wir als Team sind es, die es verkacken», sagte Kapitän Sebastian Mai am Montag. «Wir machen hinten zu viele individuelle Fehler, da nehme ich mich selbst auch nicht heraus. Ich sah auch schlecht aus.» Doch die Verantwortung trägt letztlich Ziegner.
So funktioniert eben das Geschäft, zumal der Vorsprung vor der Abstiegszone immer weiter schmilzt. Gegen Unterhaching hatte man Taten sehen wollen. Die blieben aus. «Es war nicht so, dass die Mannschaft nicht gewollt hätte, aber es funktioniert einfach nicht mehr. Wir sind nicht in der Lage, in der Defensive die nötige Kompaktheit herzustellen. Wenn einer ausgespielt wird, schwimmt die Abwehr», sagte Heskamp.
Die Defensive stellte im «Goldenen Herbst 2019» noch das Prunkstück des Halleschen FC dar. In den ersten 17 Saisonspielen kassierten die Saalestädter nur 15 Gegentore. Danach folgte die Serie von acht Spielen ohne Dreier, in denen es 26 Gegentore gab. Allein in den vergangenen vier Spielen gab es satte 18. Statt um den Aufstieg mitzuspielen, kämpft der Verein nun gegen den Abstieg. Hinzu kam das sang- und klanglose Ausscheiden im Landespokal beim um den Klassenerhalt kämpfenden Regionalligisten Germania Halberstadt.
«Der Mannschaft mache ich keinen Vorwurf. Sie hat alles gegeben. Doch fünf Gegentore sind einfach zu viel. Bei uns wird derzeit jeder Stellungsfehler, Fehlpass oder Ausrutscher vom Gegner zu 100 Prozent bestraft», sagte Ziegner. Der 42-Jährige ist nach wie vor davon überzeugt, die Wende zu schaffen. Am Samstag muss der HFC zum Vorletzten SG Sonnenhof Großaspach. Womöglich sitzt dann ein neuer Trainer im knallroten Mannschaftsbus.