Chefcoach Torsten Ziegner erhält eine weitere Chance, um die Misere beim Fußball-Drittligisten Hallescher FCzu beenden. Die Gremien verzichteten am Dienstagabend auf eine sofortige Trennung - die Partie gegen die SpVgg Unterhaching am Sonntag dürfte aber zum Schicksalsspiel für den Trainer werden.
In «intensiven Gesprächen» sei deutlich geworden, «dass das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft intakt ist», sagte Sportdirektor Ralf Heskamp nach einer Sitzung mit Vorstand und Verwaltungsrat am Dienstagabend. «Spieler und Trainer sind überzeugt, gemeinsam die schwierige sportliche Situation überwinden zu können. Diesen Worten muss nun aber auch eine entsprechende Leistung am Sonntag folgen. Spieler und Trainer wissen, dass in der aktuellen sportlichen Misere gegen Unterhaching Taten folgen müssen.»
Nach dem 1:6-Debakel beim FCBayern München II hatte Ziegner erklärt, dass er «keine Sorge» um seinen Job habe. «Aber ich finde es vom Verein nur professionell, sich aufgrund der Gesamtsituation und der Tendenz Gedanken zu machen, was der richtige Weg ist. Alle anderen Dinge kann ich gerade nicht entscheiden», sagte er am Dienstagmittag.
Die sportliche Talfahrt der Mannschaft bereitet nicht nur Ziegner, sondern auch den Verantwortlichen des HFC große Sorgen. Damit, dass Mitte Februar ein solches Krisengespräch anberaumt werden muss, war noch im Herbst nicht zu rechnen. Nach einem prächtigen Saisonstart lag Halle nach dem 13. Spieltag auf dem ersten Tabellenplatz. Das Umfeld und die Fans begannen schon vom Aufstieg in die 2. Bundesliga zu träumen. Um ein Zeichen zu setzen, wurde Anfang November der Vertrag mit Ziegner vorzeitig bis 2021 verlängert. Die HFC-Bosse waren mit der Arbeit des Cheftrainers, der 2018 von Ligakonkurrent FSV Zwickau kam, offenkundig sehr zufrieden.
Doch inzwischen ist von der Euphorie nichts mehr zu spüren. Seit Dezember befindet sich der Drittligist in einer schweren Leistungs- und Ergebniskrise. Aus den vergangenen sieben Ligaspielen holte Halle nur einen Punkt. Dazu scheiterte das Ziegner-Team Anfang Februar im Landespokal-Viertelfinale an Viertligist Germania Halberstadt. Mit dem 1:6 am Montag in München ist der vorläufige Tiefpunkt der sportlichen Krise erreicht.
«Ich war nicht resigniert, aber aufgrund der zweiten Halbzeit erschrocken», sagte Ziegner, der sich den Einbruch nach der Pause nicht erklären konnte: «Das war total unverständlich für mich. Jeder hat sich zurückgezogen und keiner hat mehr daran geglaubt. Wir sind momentan nicht in der Verfassung, uns gegen Widerstände zu wehren. Derzeit machen wir alles verkehrt, was man verkehrt machen kann.» Auch HFC-Defensivspieler Toni Lindenhahn wirkte bei «Magentasport» ratlos:«Die Lage ist sehr kritisch, da gibt es nichts schönzureden.»
Dass die Mannschaft gegen ihn spiele, glaube er nicht, betonte Ziegner. Sämtliche Maßnahmen, um die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen, haben bislang aber auch nicht gegriffen. Ob verschiedene taktische Ausrichtungen oder personelle Veränderungen: Das Team wirkt von Spiel zu Spiel verunsicherter und taumelt als Tabellenzwölfter derAbstiegszone entgegen. «Um bessere Leistungen und Ergebnisse zu erzielen, hinterfragt man natürlich alles», sagte Ziegner. «Bei aller Dramatik und Enttäuschung können wir am Ende des Tages in den Spiegel schauen und sagen, dass wir immer alles dafür getan haben, die Mannschaft gut vorbereitet in das Spiel zu schicken.»