Die Öffnung der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten ist fast 30 Jahre her. Der ehemals größte Grenzübergang Marienborn ist längst Gedenkstätte - und will sich seinen Besuchern neu erklären.
Zeitschleusen, historische Fotos und mehr Orientierung: Zum 30. Jahrestag der Grenzöffnung will sich die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn mit einem in Teilen neu gestalteten Außengelände zeigen. «Ich hoffe, dass es für Besucher greifbarer und eindrücklicher wird», sagte Gedenkstättenleiterin Susan Baumgartl der Deutschen Presse-Agentur. Geplant seien neben einem neuen Leitsystem auch Mini-Ausstellungen in bislang geschlossenen Bereichen wie der Wechselstube und der Passkontrolle. Erlebbar soll das neue Außengelände vom 9. November an sein. Dann wird in Marienborn die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze 1989 gefeiert.
Neben Informationsstelen sollen die Besucher künftig auch über drei mal drei Meter große trapezförmige Zeitschleusen an den beiden Eingängen und mitten auf dem zentralen Platz über die Geschichte des Ortes informiert werden. Die Schleusen verengten sich und sollen Besuchern so die Reglementierung an dem ehemals größten deutsch-deutschen Grenzübergang andeuten. Besuchern werde der historische Ort erklärt, Fotos sollen verdeutlichen, wie es hier einst zuging.
«Besuchern, die den Ort und die Teilungsgeschichte nicht kennen, erschließt er sich nicht ohne weiteres», sagte Baumgartl zum Hintergrund der Neugestaltung. Und: «Auf dem großen Gelände gehen viele Dinge verloren.» Das ehemalige Kontrollareal ist sehr weitläufig. Erhalten sind die historischen Abfertigungsbereiche, der Zollbereich sowie der Kommandantenturm der Grenztruppen.
«Bislang sind die historischen Gebäude nur zum Teil geöffnet», sagte Baumgartl. Die Wechselstube etwa, in der der Zwangsumtausch von D-Mark in Mark der DDR vollzogen wurde, werde künftig zum kleinen Teil zugänglich. Im Vorraum zum Kassenraum werde es eine Mini-Ausstellung geben. Westdeutsche mussten laut Baumgartl bei der Einreise in die DDR in den 1970er und 1980er Jahren 25 Mark je Tag und Kopf in DDR-Geld umtauschen.
Auch ein Gang im Bereich der Passkontrolle solle geöffnet werden. Durch eine Glasscheibe könnten die Besucher den Arbeitsplatz eines Beschäftigten sehen, der einst Dokumente kontrollierte und abstempelte. Wer damals Marienborn passierte, brauchte viel Geduld. Warten und Schikane waren Teile des Systems.
Die Neugestaltung in Marienborn wurde von der Bundbeauftragten für Kultur und Medien sowie vom Land Sachsen-Anhalt mit zusammen rund 700 000 Euro gefördert, wie Gedenkstättenleiterin Baumgartl sagte. Eine neue Dauerausstellung wird voraussichtlich im Sommer 2020 eröffnet.
Im vergangenen Jahr hatten rund 136 300 Menschen die Gedenkstätte direkt an der Autobahn 2 besucht, wie der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, Kai Langer, mitteilte. 86 Prozent seien Einzelgäste gewesen, 10 Prozent Erwachsenengruppen und 4 Prozent Jugendgruppen.