Planenschlitzerbande gefasst

Projektgruppe Cargo und Europol unterstützen polnische Behörden

Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt wertet bundes- und europaweit Ladungsdiebstähle durch Planenschlitzen im eigens dafür ins Leben gerufenen und von der EU geförderten Projekt Cargo aus. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dabei den beteiligten in- und ausländischen Polizeibehörden zur Verfügung gestellt und an Europol geliefert. Europol prüft in einer internationalen Datenbank, ob es Übereinstimmungen mit Fällen in anderen Ländern gibt und koordiniert die Zusammenarbeit der nationalen Sicherheitsbehörden.

Durch diese internationale Zusammenarbeit konnten die polnischen Sicherheitsbehörden im Januar zehn Verdächtige festnehmen und Diebesgut im Wert von über 100.000 Euro sicherstellen.

Am 10. Januar 2019 führte das Zentrale Ermittlungsbüro der Polizei Gorzow Wielkopolski einen Einsatz gegen Planenschlitzer, die seit zwei Jahren in Polen, Dänemark, Italien, Österreich, Tschechien und der Slowakei tätig waren. Am Einsatz waren ca. 200 Polizisten und Beamte der polnischen Zoll- und Finanzbehörden, tschechische, österreichische und deutsche Polizeibeamte beteiligt.

Sechs der Verdächtigen wurden von SEK-Beamten aus Warschau und Gorzow unmittelbar beim Entladen gestohlener LKW-Ladungen festgenommen, vier Weitere im Laufe der Durchsuchungen von 30 Wohnungen, Keller, Garagen und Lagerräumen. Zahlreiche Beweismittel und diverses Diebesgut wurden beschlagnahmt. In den Lagern fanden die Ermittler hochwertige Heim- und Elektrogeräte sowie Rasenmäher, Motorsägen etc.

Darüber hinaus beschlagnahmten die polnischen Behörden Luxusfahrzeuge und Vermögen der Bandenmitglieder in Höhe von ca. 600.000 Euro.

Den Verdächtigen wird vorgeworfen, als Bande in mehr als 40 Fällen Ladungen von LKW entlang der Autobahnen in mehreren europäischen Ländern entwendet zu haben. Dabei gingen sie immer arbeitsteilig vor. Die sog. Schlitzer waren für die Auswahl der Ware zuständig. Dazu schnitten sie nachts auf den Parkplätzen die Planen der LKW-Auflieger auf. War die Ware von Interesse, informierten sie die sog. Transporteure. Die verluden das Diebesgut auf Kleintransporter mit gefälschten Kennzeichen und brachten es umgehend nach Polen. Dort wurde die Ware gelagert und durch die Verkäufer weiter veräußert.

Um Deutschland machte diese Bande in den zurückliegenden Monaten einen großen Bogen, weil einige Mitglieder bereits mit Haftbefehl gesucht wurden. Sie sollen vorwiegend in Süddeutschland diverse Diebstähle begangen haben.

Ziel des Projekts Cargo ist u. a. die Zusammenfassung aller Fälle von Ladungsdiebstahl in eine länderübergreifende Datenbank, das Betreiben einer Diebesgutdatenbank, die Koordinierung der Ermittlungen auf nationaler Ebene und die Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere über Europol. Das Projekt CARGO startete am 01.07.2018. Es ist für einen Zeitraum von zwei Jahren angelegt und von der EU gefördert.

So wurden von den Landeskriminalämtern Brandenburg, Sachsen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, dem BKA, Europol und Eurojust einePartnerschaftsdeklaration unterzeichnet, in der die avisierten Ziele der Zusammenarbeit formuliert wurden. Weitere Partnerschaften bestehen mit internationalen Projektteilnehmern wie Polen, Frankreich und Österreich.

Vertreter der Polizeibehörden aus Schweden, Dänemark und den Niederlanden haben ihr Interesse bekundet und prüfen aktuell die rechtlichen Voraussetzungen zur Teilnahme am Projekt. Aufgrund der hohen Mobilität der Täter und deren internationaler Tatbegehung erstreckt sich der räumliche Wirkungsbereich des Projektes auf alle EU-Mitgliedstaaten. Die Teilnahme am Projekt ist insbesondere für Staaten vorgesehen, die Herkunftsland, Rückzugsraum oder Aktionsraum der Straftäter sind. In Abhängigkeit von der Lageentwicklung ist demnach eine Projektbeteiligung weiterer Staaten möglich.

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