"Fulgencio, du bist hübsch geworden. So taufe ich dich: Fulgencio." Diese Worte von Carlos Elizondo Frías richten sich an einen Pfannkuchen, dem er mit Speck und Würstchen ein Gesicht verpasst hat. Mit kurzen Koch-Videos wie diesem ist der 78 Jahre alte Elizondo Frías - besser bekannt als Tito Charly - während der Corona-Krise in Mexiko zum YouTube-Star geworden.
Sein Kanal, in dem erst vor einem Monat das erste Video erschien, hat jetzt schon mehr als 400 000 Abonnenten. "Das boomt richtig", sagt er der Deutschen Presse-Agentur von zu Hause in der nördlichen Stadt Monterrey. Er nutzt seine Beliebtheit auch, um Lebensmittelprodukte seiner eigenen Marke über Facebook zu verkaufen. "Zu unterhalten, ist mir am wichtigsten", betont der sanftmütige, kleine Brillenträger.
Tito Charly hatte früher eine Spedition, dann eine Firma für die Elektrifizierung von neu gebauten Häusern. Als der inzwischen verwitwete Vater dreier Töchter und Großvater von sechs Enkeln schon im Ruhestand war, entschied er sich, noch einmal in einem Supermarkt als Einpacker von Einkäufen anzuheuern. Das machen viele Rentner in Mexiko, um ein bisschen dazu zu verdienen und nicht allein zu sein.
Dann kam die Corona-Pandemie. Ältere Menschen wurden als Risikogruppe aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Tito Charly hatte auf einmal nichts mehr zu tun. "Ich bin sehr aktiv. Nach kurzer Zeit hatte ich schon das ganze Haus geputzt", erzählt er. Seine jüngste Tochter, Verónica Elizondo, habe bemerkt, dass er immer mehr zu altern schien. Gegen die Langeweile Koch-Videos zu drehen, sei ihre Idee gewesen.
Sieben solcher Videos haben sie inzwischen hochgeladen. Tito Charly zaubert darin am heimischen Herd Gerichte mit Zutaten wie Grillkäse, Trockenfleisch, Chilis oder Garnelen. Immer wieder tauchen Smileys im Bild auf. Seine Tochter filmt und kommentiert dabei, wie lecker das Essen riecht, oder scherzt einfach mit ihrem Vater. "Es gefällt ihm, das Leben zu leben", erzählt die 47-Jährige im Interview.
Auch ihre zwei Schwestern und die Kinder sind in das neue Familiengeschäft eingebunden. Sie helfen, Produkte wie Wurst, Käse, Kaffee und Marmelade, die von Freunden selbst gemacht werden, unter der Marke Tito Charly zu verpacken und verschicken.
Im Moment gibt es neue Videos nur jeden Sonntag, aber die Familie überlegt, auf Wunsch der Fans auf zwei pro Woche aufzustocken. Was er nach der Corona-Krise machen will, weiß Tito Charly noch nicht. Dass sein neues Geschäft weiter wächst, interessiere ihn nicht sehr, sagt er. "Wichtig ist mir, dass ich Spaß habe."