Künftig keine Wölfe mehr im Dessauer Tierpark

Wolf wird hungriger

Risszahlen von 2019 schon jetzt überschritten

Rückkehr ohne Feinde

Lange war der Wolf in Deutschland ausgerottet. Seit den1990ern steht er europaweit unter Schutz. Vor 12 Jahren kamen die ersten Tiere zurück nach Sachsen-Anhalt. Jetzt leben hier 127 Tiere in 28 Rudeln (Zahl von 2018/19), vor allem im Jerichower Land und in der Altmark.In Sachsen-Anhalt sind schon jetzt, Anfang November, mehr Weidetiere vom Wolf gerissen worden als im gesamten letzten Jahr. Knappe 250 Rinder und Schafe wurden vom Wolf getötet. Vor 10 Jahren waren es noch 2.

Durch das Bundesnaturschutzgesetz und Natura 2000 macht es sich der Wolf ohnenatürlicheFeinde gemütlich. Das hat Vorteile, weil Wölfe verhindern, dass sich die Population der Rehe zu stark erhöht und vor allem kranke Wildtiere erlegen, bevor sich die Erreger ausbreiten. Andererseits sparen sich Wölfe auch gernedie Mühe und machen auf Weidetiere Jagd.

Sachsen-Anhalt hat deshalb ein Wolfskompetenzzentrum (WZI) gegründet. Das hat ein Auge auf die Bestände, kümmert sich um den Schutz von Herdentieren und prüft, ob der Wolf etwa für getötete Schafe verantwortlich ist.Die Angst vieler Menschen ist, dass die Tiere zunehmend ihre Scheu verlieren und Spaziergänger anfallen. Bisher gibt es in Deutschland aber keinen bestätigten Fall.

Bauern sind unzufrieden

Das Land Sachsen-Anhalt fördert etwa die Anschaffung von mobilen Elektrozäunen.Die hängen mindestens 20 Zentimeter über dem Boden, damit die Elektrizität nicht abgeleitet wird. Bauern monieren, die Zäune ständig von Grasbewuchs frei zu halten ist mit erheblichem Aufwand verbunden – den Wolf würden sie trotzdem nicht immer aufhalten. Sind diese Vorgaben nicht eingehalten, kann es sein das keine Entschädigung für tote Tiere gezahlt wird.Und: die Betriebskosten werden nicht gefördert. Das Umweltministerium des Landes sagte uns aber, man wolle sich dafür bei der EU stark machen.

Hat der Wolf den Zaun überwunden und reißt ein Tier, muss das Wolfskompetenzzentrum so schnell wie möglich ausrücken um Beweise zu sichern und DNA-Proben zu nehmen. Auch hier kann es zu Problemen kommen, beispielsweise wenn ein Riss spät abends festgestellt wird, oder bei Starkregen, sind z.T. keine verlässlichen DNA-Abstriche mehr möglich.

Wird ein Wolf als Täter festgestellt oder kann nicht ausgeschlossen werden, erhalten die Landwirte eine Entschädigung. Aufgrund des bürokratischen Aufwands melden auch einige Tierhalter die Risse gar nicht erst, wie uns der Bauernverband sagte. Klappt alles, gibt es am Ende den Tageswert des Tieres zurückgezahlt. Bauern wünschen sich mehr Geld etwa für junge Schafe, die noch viele Lämmer hätten bekommen können.

Lösung: Jagdrecht?

Um sich den ganzen Ärger zu sparen, wäre es denn Landwirten lieber, wenn Wiederholungstäter unter den Wölfen geschossen werden dürften. Das muss aber eingehend geprüft und abgesegnet werden. Bisher ist es in Sachsen-Anhalt noch nicht vorgekommen.

Wölfe sterben hauptsächlich bei Kämpfen oderVerkehrsunfällen. Wer einen Wolf illegal erschießt muss mit hohen Bußgeldern rechnen.

In Niedersachsen will die Regierung derweil den Weg frei machen und den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen. Dafür soll ein Mindestbestand an Wölfen festgelegt werden. Jeder Wolf mehr würde dann zum Abschuss stehen. Auf eine Ober- oder Untergrenze konnte man sich bisher deutschlandweit nicht einigen.

Pläne für Sachsen-Anhalt

Das Land Sachsen-Anhalt fördert im Rahmen des Herdenschutzes derzeit mobile Elektrozäune zu 100% über Landesmittel. Außerdem ist geplant, ab dem Jahr 2021 laufende Betriebsausgaben wie zum Beispiel die Kosten für das Freihalten der Zäune oder für den Unterhalt von Herdenschutzhunden zu fördern. Die Gelder kommen dann von Bund (GAK-Förderung) und Land. Derzeit laufen dafür die Vorbereitungen.

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