Winterwetter im SAW-Land

Unfälle, Notfahrpläne aber auch Winterspaß

Die Schneefälle im SAW-Land lassen mittlerweile zwar nach. In den Innenstädten fahren die MenschenSki oder rodeln.Der öffentliche Nahverkehr ist aber noch immer eingeschränkt.

Stand: Dienstag, 9. Februar, 16.20 Uhr

In den Wintersportgebieten stehen die Lifte still, aber auch im Flachland ist Wintersport möglich - auch auf ungewöhnliche Art und Weise. So hat die dicke Schneedeckedie Menschen auch in den Innenstädten in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zum Wintersport mit Ski und Rodel animiert. Besonders spektakulär: Im Erfurt stürzten sich Menschen mit Schlitten, Skiern und Snowboards die Stufen der langen Treppe am Dom hinunter.

Allerdings ist der Spaß spätestens am Mittwoch, 10. Februar 2021 schon wieder vorbei: Dann wird die verschneite und vereiste Treppenanlage, die über 70 lange Stufen zum Mariendom führt, für Ski- und Rodelfahrten gesperrt sein. «So leid es uns für die Kinder auch tut, aber wenn wir nicht einschreiten, werden die Stufen dauerhaft beschädigt», verteidigt Dombaumeister Andreas Gold die Maßnahme zugunsten des mittelalterlichen Bauwerks.

Am Montag sei die Schneedecke noch dick genug gewesen, mittlerweile würden jedoch die Stufenkanten hervortreten, und die könnten bei den rasanten Abfahrten ausbrechen. «Vor allem dann, wenn die Schlitten mit Erwachsenen besetzt sind, die natürlich ein anderes Gewicht auf die Waage bringen als Kinder», sagt Gold. Er ärgert sich ein wenig, weil er am Montag verpasst hat, einmal selbst mit dem Schlitten über die Domstufen zu brausen.

Sobald die erste Schneeflocke in Sachsen-Anhalt landet, zieht es Rodler auch zur Pauluskirche in Halle. «Tag und Nacht» sausten dann sowohl Kinder als auch Erwachsene den Hügel rund um die Kirche hinab, erzählt der Kirchmeister Detlef Feige. Allerdings: Trotz der Schneemassen seien in seiner Wahrnehmung weniger Rodler unterwegs als in einigen schneereichen Vorjahren.

Die Polizei inHalle warnt allerdings Eisflächen zu betreten, nachdem am Dienstag zwei Mädchen an der Fontäne auf der Ziegelwiese imEis eingebrochen waren.Noch ist das Eis zu dünn- bitte zugefrorene Gewässer nicht betreten! Zum Glück blieb der Einbruch ohne schlimmere Folgen. Die 13-jährigen kamen mit einer Unterkühlung davon.

Auf der Autobahn 9 kam es wegen starker Glätte zu mehreren Unfällen und Sperrungen gekommen. Wie die Polizei am mitteilte, wurden dabei aber keine Menschen schwer verletzt. In Richtung Berlin war die Strecke bei Vockerode (Landkreis Wittenberg) wegen Bergungsarbeiten komplett gesperrt. Auch in der Gegenrichtung wurden an der Anschlussstelle Coswig (Anhalt) zwei von drei Spuren gesperrt. Inzwischen ist die Sperrung bei Dessau aufgehoben, Einsatzkräfte haben den Sattelschlepper geborgen.Er kam in der Nacht ins Schleudern und hatte sich quergestellt.

Im Landkreis Börde ist bei Bregenstedt ein Mann bei den Minustemperaturen offenbar erfroren. Sein Sohn hatte den69-jährigen am Montag, 8. Februrar 2021 als vermisst gemeldet. Die Polizei fand ihn später an der B1 - dort lag er eingeschneit neben seinem Traktor. Anzeichen für ein Fremdverschulden gibt es nicht. Die Polizei warnt davor sich bei den Temperaturen länger im Freien aufzuhalten.

Die Stadt Magdeburg warnt indes vor Dachlawinen und Eiszapfen, die von Gebäuden fallen. Im Stadtteil Sudenburg sowie in der Altstadt hat das Ordnungsamt mehrere Gehwege streckenweisen gesperrt, um Fußgänger zu schützen. Hauseigentümer sollen die Dächer prüfen. Außerdem bittet die Stadt die Bürger, den Schnee nur auf den Gehwegrand oder das eigene Grundstück zu schieben, um Wege frei zu halten.Anwohnern bietet die Stadtjetzt auch Schneecontainer von den Stadtwerken an. Dieser kanntelefonisch kostenlosangefordert werden.Magdeburg kommt mit dem Räumen nicht hinterher und setzt deswegen auf die Hilfe von Anwohnern um etwa Fahrrad- und Fußwege frei zu schaufeln

In Hettstedt im Mansfelder Land wurde der real-Markt gesperrt, denn wegen der Schneemassen auf dem Dach besteht Einsturzgefahr.Bürgermeister Dirk Fuhlert sagte, er versuche jetzt das Technische Hilfswerk heranzuholen, um das Dach vom Schnee zu befreien. Das THW sei aber noch auf der Autobahn gebunden. Es sei derzeit unmöglich zu sagen, wann der real-markt wieder öffnen kann.

Bei Amazon in Leipzig liegt ebenfalls wie zuviel Schnee auf dem Dach. Deswegen hat das Unternehmen eineArbeitsstoppverhängt.Weil unklar war, wie viel Schnee noch fällt, habe man vorsorglich bereits am Montagabend, 8. Februar 2021 die Mitarbeiter der Spätschicht nach Hausegeschickt, so ein Sprecher. Wann der Betrieb wieder aufgenommen wird, sei zumjetzigenZeitpunkt noch nicht klar. Für die ausgefallenen Schichten werden die betroffenen Amazon-Mitarbeiter bezahlt.

Die haben nun womöglich Zeit, wie auch andere sächsische Wintersportfans die ungewöhnlich großen Schneemengen im Tiefland zu nutzen. So snd in Leipzig seit Sonntag zahlreiche Menschen auf Skiern unterwegs - angesichts des kniehohen Schnees und der kaum geräumten Straßen nicht das schlechteste Fortbewegungsmittel. Schon am Sonntag sorgte eine «Urban Snowboard»-Aktion für Aufsehen und virale Videos in den sozialen Netzwerken. Gezogen von einem Jeep kurvten Snowboarder durch die leere Fußgängerzone und über den verschneiten Marktplatz.

Bei den Verkehrsbetrieben normalisiert sich die Lage. «Vor allem die Hauptstrecken werden in der Nacht vom Schnee befreit. Dafür haben wir auch Räumfahrzeuge der Stadtreinigung im Einsatz», sagte der Sprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe Marc Backhaus. Meter für Meter sollen so die Gleise freigeräumt werden. Verzeinzelt fahren seit dem Morgen Busse und Bahnen in Leipzig.Auch in Dresden und Chemnitz können die Fahrgäste im ÖPNV noch nicht mit einem Regelbetrieb rechnen. «Wir hoffen auf Stabilität im Betrieb, es wird aber noch Verspätungen auf einigen Verbindungen geben», betonte Falk Lösch von den Dresdner Verkehrsbetrieben. Es erfordere viel Arbeit die Gleise von den enormen Schneemengen zu befreien.

Dass durch Eis und Schnee aber auch bei manchen Menschen Nerven blank liegen lassen, zeigte sich unter anderem am Montag, 8. Februar 2021 in Brandis bei Leipzig. Dort wurde eine Schneeschippe mal eben zur Waffe, nachdem ein Streit um die Räumpflicht eskalierte. Offenbar sah eine Anwohnerin nämlich nicht ein, was einen Rentner derart erzürnte, dass er kurzerhand mit seinem Arbeitsgerät zuschlug. Folgen sind beim Opfer ein riesiger blauer Fleck , gegen den erzürnte Senior wird jetztwegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt.

Niedersachsen

Ski und Rodel gut heißt es auch inWolfsburg. Neu im Programm ist Ski-Langlauf. Die Stadtförster haben ein 10 Kilometer langes Streckennetz angelegt – mitten im grünen Herzen der Stadt. Die Bahnen werden sogar regelmäßig gespurt, um möglichst trotz Schneeverwehungen gute Bedingungen anzubieten. Sogar eine Karte wurde schnell erstellt.

Allerdings wurden wegen des Schnees und Frosts an den meisten Schulen inNiedersachsender Präsenzunterricht für Dienstag abgesagt worden. Das teilten die Landkreise nahezu flächendeckend mit, ausgenommen war nur der Norden des Landes mit dem Elbe-Weser-Dreieck und Ostfriesland. Der Ausfall betreffe die allgemeinbildenden Schulen und die Berufsschulen, hieß es. Eine Notbetreuung werde aber gewährleistet. Auch bedeute die Schließung der Schulen nicht unterrichtsfrei. Homeschooling finde statt.

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