Wieder hoch hinaus für Flughafen Leipzig/Halle?

Betreiber sind optimistisch

Nach der coronabedingten Passagierflaute geht es an den beiden Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle nur langsam wieder aufwärts. «Bis Mai war es eigentlich ein Geisterflughafen, gefühlt hat es ewig keine Kundschaft gegeben», sagt etwa eine Verkäuferin in einem Zeitungsladen in der Abflughalle des Flughafens Leipzig/Halle. Auch im benachbarten Gemischtwarenladen ist kaum etwas los: «Nur mit Hilfe der Stammkundschaft, die von außerhalb kommt, konnten wir uns über Wasser halten», sagte Angelika Trehkopf. Auch am DresdnerFlughafenist an einem Vormittag in der Woche nur wenig Betrieb: Etwa zwei Dutzend Menschen stehen an den Schaltern, die Starts für zwei Tage passen auf eine Anzeigetafel - darunter Amsterdam und Mallorca.

In der Ferienzeit rechnet die MitteldeutscheFlughafenAG mit steigenden Passagierzahlen: «Die Menschen wollen verreisen. Sobald ein Angebot da ist, wird es auch angenommen», sagte Geschäftsführer Götz Ahmelmann am Dienstag. Mit sinkenden Inzidenzwerten, Aufhebung der Quarantäneregeln und Reisebeschränkungen laufe die Urlaubsfliegerei an. Flüge nach Spanien, Griechenland, in die Türkei und nach Ägypten seien wieder im Kommen. In Sachsen-Anhalt beginnen Ende nächster Woche die Sommerferien, Sachsen folgt ab 26. Juli.

Dennoch sind beide Airports weit vom Vorkrisenniveau entfernt. Normalerweise verbucht Dresden in einer Juliwoche etwa 270 Flüge - derzeit sind es gerade einmal rund 70. Auch in Leipzig/Halle gibt es mit 49 Flügen pro Woche nur ein Drittel des in dieser Jahreszeit üblichen touristischen Passagierverkehres. Während die Urlaubsflieger gut gebucht sind, sieht es bei den Linienflügen anders aus. Diese sind den Angaben zufolge meist nur zur Hälfte ausgelastet, weil viele internationale Ziele noch nicht wieder angesteuert werden.

Man blicke auf die «schwerste Krise überhaupt» zurück, soFlughafen-Chef Ahmelmann. «Die Krise ist noch nicht vorbei und es wird noch eine Zeit dauern, bis wir uns wieder erholt haben.» Die Branche geht davon aus, dass etwa im Jahr 2024 der Flugverkehr wieder an das Niveau vor der Corona-Krise anknüpfen kann.

Im ersten Halbjahr verbuchten die beiden Flughäfen zusammen gerade einmal rund 95 000 Passagiere - ein Minus von mehr als 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für 2021 hofft die MitteldeutscheFlughafenAG zumindest auf eine Million Passagiere. Zum Vergleich: Rund 4,2 Millionen waren es vor der Corona-Krise.

Weil derFlughafenLeipzig/Halle in den ersten sechs Monaten des Jahres etwa 20 Prozent mehr Luftfracht (knapp 766 000 Tonnen) umgeschlagen hat, konnten Verluste im Passagierverkehr zumindest teilweise abgefedert werden, so Ahmelmann. Unter anderem wurden medizinische Güter über das Drehkreuz Leipzig/Halle transportiert - darunter etwa allein 680 000 Corona-Tests für sächsische Schulen. Bis zu 75 Kollegen aus Dresden halfen vorübergehend amFlughafenLeipzig/Halle aus.

Nach Angaben des Finanzministeriums beläuft sich der coronabedingte Umsatzeinbruch an den beiden Flughäfen im Geschäftsjahr 2020 zusammen auf rund 50 Millionen. Rund 18 Millionen Euro flossen von Bund und Aktionären als Corona-Zuschuss an die Airports, hinzu kamen zehn Millionen Euro für die Fixkosten. Der Freistaat ist mit mehr als 77 Prozent an den beiden Flughäfen beteiligt.

Ahmelmann zeigte sich trotz Krise mit Blick auf die Zukunft zuversichtlich. Einen Stellenabbau soll es nicht geben, auch an dem geplanten Investitionsprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro wolle man festhalten. Dafür soll vor allem Leipzig/Halle als Logistikstandort weiter ausgebaut werden. Die MitteldeutscheFlughafenAG beschäftigt rund 1400 Mitarbeiter an beiden Standorten.

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