Der Strukturwandel im mitteldeutschen Braunkohlerevier muss nach Ansicht einer Initiative mehr als Chance auf Neues als ein Bruch bewältigt werden. Es gehe darum, in der Region Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen eine Vision für die Zeit nach der Braunkohle zu entwickeln, sagte der Leiter des Projekts «Innovationsregion Mitteldeutschland», Werner Bohnenschäfer, anlässlich einer Tagung in Halle. Daran nahmen Vertreter aus der Wirtschaft, Wissenschaft und von Verbänden und aus der Gesellschaft teil.
«Wir haben im mitteldeutschen Revier eine Reihe von Anknüpfungspunkten, mit der chemischen Industrie, die auch nach neuen Wegen der Energiegewinnung sucht, mit der Automobilindustrie und Logistik», sagte Bohnenschäfer. Hinzu komme der Tourismus durch die Rekultivierung von Tagebauflächen. «Wir wollen keinen Strukturbruch, wie es ihn nach 1990 gab», sagte er.
Hintergrund ist, dass mit dem nach der Wende besiegelten Ende der Förderung von Braunkohle aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen etwa im Bitterfelder Revier, im Geiseltal bei Merseburg (Saalekreis) oder im Kupferbergbau im Mansfelder Land Zehntausende Arbeitsplätze binnen kurzer Zeit abgebaut wurden. Alternative und gut bezahlte Arbeitsplätze gab es nicht genügend. Viele Menschen wurden arbeitslos oder über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beschäftigt.
«Wir entwickeln Ideen für Alternativen aus der Region, von vor Ort», erklärte er das Anliegen. In drei Jahren sollen diese vorliegen. Die vom Bund eingesetzte Kohlekommission hat vorgeschlagen, bis spätestens 2038 aus der umweltschädigenden Verstromung von Braunkohle in Deutschland auszusteigen.
Unter dem Titel «Innovationsregion Mitteldeutschland» haben sich seit einigen Jahren sieben Landkreise und die Städte Halle und Leipzig zusammengeschlossen. Anliegen sei es, eine Vision für die Zeit nach der Braunkohle zu entwickeln, wie die Organisatoren mitteilten.
Im Mitteldeutschen Revier sind den Angaben zufolge rund 2.200 Kohle-Arbeitsplätze direkt betroffen sowie zwischen 7.500 und 9.000 weitere Jobs in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen davon abhängig.