Weniger Spenden

Corona wirkt sich auf Kirchen aus

Von der Kollekte bis zur Online-Spende: Die Kirchen im Land haben in diesem Jahr auf verschiedenen Wegen um Geld für Hilfsprojekte gebeten. Vor allem die Online-Spende wurde wegen der Corona-Krise stärker beworben, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den evangelischen und katholischen Kirchen ergab. Es zeichnete sich aber ab, dass in einigen Kirchen coronabedingt weniger Geld zusammenkam.

Bei den Kollekten - den Geldsammlungen während und nach einem Gottesdienst - wurden in den Gemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bis einschließlich Oktober rund 632 000 Euro in diesem Jahr gesammelt, wie EKM-Sprecher Friedemann Kahl in Magdeburg erklärte. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch mehr als 967 000 Euro. Das Gebiet der EKM befindet sich vor allem in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

«Wenn kein Gottesdienst stattfinden darf, gibt es nun einmal keine Kollekte», erklärte der Finanzdezernent der EKM, Stefan Große, zur zurückgegangenen Spendenbereitschaft. Wegen der Corona-Maßnahmen waren in diesem Jahr zwischenzeitlich keine Gottesdienste möglich. Die Kirchen boten jedoch an, auf anderen Wegen zu spenden - etwa online.

«Die Möglichkeit, online zu spenden, wurde im Lockdown im Frühjahr zunächst verhalten, dann zunehmend genutzt», sagte Große. Jedoch sank das Spendenaufkommen im Sommer wieder. «Es ist schwierig und braucht viel Zeit, potenzielle Spenderinnen und Spender zu einem neuem Medium wie zum Beispiel der Online-Kollekte hinzuführen», erklärte Große.

Auch bei der Evangelischen Landeskirche Anhalts ging die Spendenbereitschaft in diesem Jahr zurück. In «normalen Zeiten» würden mit den Kollekten etwa 150 000 Euro im Jahr zusammenkommen, sagte Kirchensprecher Johannes Killyen in Dessau-Roßlau. In diesem Jahr sei mit einem Verlust im zweistelligen Prozentbereich zu rechnen. Genaue Zahlen lagen noch nicht vor.

Ähnlich wie bei der EKM und der Evangelischen Landeskirche Anhalts wurde auch bei der katholischen Kirche verstärkt zu Online-Spenden aufgerufen. Das Bistum Magdeburg habe unter anderem über soziale Netzwerke um Spenden für die Flüchtlingshilfe Sachsen-Anhalt gebeten, sagte Bistumssprecherin Susanne Sperling in Magdeburg. Auch das Babykrankenhaus in Bethlehem oder das Hilfswerk Missio seien in diesem Jahr unterstützt worden. Wie viel Geld für die Projekte in den vergangenen Monaten zusammenkam, könne nicht gesagt werden. Die Spenden würden direkt auf das Konto der Hilfsbedürftigen gehen.

Der Diakonie erging es hingegen anders. «Wir stellen in diesem Jahr bisher eine sehr hohe Spendenbereitschaft fest», sagte der Referent des Fundraising bei der Diakonie Mitteldeutschland, Andreas Hesse. Allein die Diakonie-Corona-Hilfe habe rund 120 000 Euro an Spenden eingebracht. Mit Blick auf die traditionelle Kollekte an Heiligabend für das Projekt «Brot für die Welt» könne noch keine Prognose abgegeben werden, sagte Hesse. Im vergangenen Jahr kamen für das Projekt in ganz Mitteldeutschland rund eine Million Euro zusammen.

Diakonie Mitteldeutschland ist die Wohlfahrtsorganisation der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Sie umfasst zu weiten Teilen die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt und Teile Brandenburgs und Sachsens. Die Spenden kommen nach Kirchenangaben sozialen Projekten, in Not geratenen Menschen und den Kirchen selbst zu.

Seite teilen