Geschenke

Was Schenken mit Menschen macht

Ob zum Geburtstag, als höfliches Mitbringsel oder einfach mal zwischendurch. Geschenke sind ein integraler Bestandteil unserer Kultur.

Dabei drücken sie stets das Gleiche aus: Ich habe dich nicht vergessen. Auf einer weiteren Ebene sagt es aber auch noch viel mehr aus. Passt das Geschenk, spricht das für eine tiefe Verbundenheit des Schenkers und des Beschenkten.

Jedoch kann es auch das komplette Gegenteil ausdrücken. Schenken ist einfach eine Kunst für sich. Dabei ist Schenken jedoch nicht der bloße Austausch eines Objektes zwischen zwei Personen.

Es passiert noch viel mehr, was dem menschlichen Auge vorenthalten bleibt.

Weihnachten
Nicht nur zu Weihnachten werden Geschenke ausgetauscht

Im Sinne des französischen Soziologen und Ethnologe Marcel Mauss ist das Schenken keine Handlung, die im Moment der Geschenkübergabe abgeschlossen ist, sondern den Startpunkt für eine weitere Reihe von Handlungen bildet: zunächst muss das Geschenken erst angenommen werden, worauf in der Regel nach einiger Zeit ein Gegenschenk folgt.

Mauss prägte in Zuge dessen den Begriff „Schenkökonomie“. Hierbei stehen allerdings keine wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund, es geht um Vertrauen. Das Vertrauen, darauf, dass unter Freunden die Freundschaft weiterbesteht und das Vertrauen, dass in einer funktionierenden Gesellschaft Dinge auch indirekt erwidert werden.

Allgemein gesprochen ein Vertrauen in die Gültigkeit der Wechselseitigkeit des eigenen Handelns. Eine Art positive Auslegung des Sprichwortes „Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus“. In der Soziologie spricht man von Reziprozität.

Es ist immer wieder zu beobachten wie Menschen sich gegenseitig Dinge schenken, die von vorne herein nicht ernst gemeint sind. Der Schenker entzieht sich so jeglicher Kritik, da er zum einen höchstwahrscheinlich nicht viel Aufwand in den Schenkakt gesteckt hat und zum anderen sicherlich nicht erwartet, dass der Geschenkkreislauf fortgesetzt wird.

Wer schon mal einen Stressball in Form eines Busens verschenkt hat, wird nicht erwarten, dass diese Gabe bei einer zukünftigen Gelegenheit mit einem ähnlichen Geschenk erwidert wird. Aber ist ein witziger Aschenbecher oder ähnliches, wie sich derzeit in beispielweise Online Shops finden lässt, denn etwa jetzt ein Zeichen für den Niedergang der Schenkkultur?

Ganz gewiss nicht. Dahinter können viele Dinge stecken. Vielleicht kennen sich Schenker und Beschenkter erst seit Kurzem oder vielleicht geht es nur darum auf einer Party ein paar Lacher abzugreifen. Diese Art des Schenkens läuft lediglich auf einer anderen Ebene ab. Die Geste des Schenkens dennoch erhalten, obwohl sie ist als Einbahnstraße gedacht.

Das kurzzeitige Schmunzeln bei Spaßgeschenken außen vorgelassen, Schenken macht glücklich!

Eine Studie am Rehabilitation Institue of Chicago hat das beleget. Die Probanden stand ein gewisser Betrag an Geld zur Verfügung, welches sie an Hilfsorganisationen spenden durften. Manchmal bekamen sie auch selbst etwas überwiesen. Der Hirnscan zeigte, dass ihr Belohnungssystem auf die Geldgeschenke reagierte und ein wohliges Gefühl bei den Probanden auslöste.

Gaben sie allerdings Geld, war das Belohnungssystem noch weitaus aktiver, worduch feststand: Schenken macht glücklich!

Schenken ist daher auch immer ein Stück weit eigennützig. In erster Linie tut Schenken einem selbst gut und dann erst dem anderen. Daher schenken Menschen gerne.

Das wissen auch die Spendenvereine und -initiativen, die vor allem zur Weihnachtszeit aktiv werden. Böse Zungen würden jetzt behaupte, dass diese die Großzügigkeit der Menschen bereitwillig ausnutzen würden, jedoch darf das sinnstiftende Elemente des Spendenakt nicht unterschätzt werden.

Und das macht dauerhaft glücklich.

glücklich
Schenken ist Balsam für die Seele

Den gesundheitsfördernden Aspekt des Schenkens brachte eine Studie an der University of British Columbia zu Tage. In einer Studie mit Erwachsenen mit hohem Blutdruck bekamen die Teilnehmer über einen Zeitraum von drei Wochen 120 kanadische Dollar, die sie ausgeben sollten. Das Geld war in Flaschen - in 20-Dollar-Scheinen gestückelt - die registrierten, wenn Geld entnommen wurde. Die Instruktionen waren simpel: eine Gruppe sollte das Geld für sich ausgeben, die andere für andere.

Die Probanden der ersten Gruppe gaben das Geld für Konsumgüter und Dienstleistungen aus, die zweite Gruppe nutzte das Geld, um Familie, Freunden und Bekannten eine Freude zu machen. Beiden Gruppen war gemein, dass sie am Ende berichteten, es genossen zu haben Geld zu bekommen. Bei den Probanden, die das Geld zum Schenken nutzten, war der Blutdruck maßgeblich gesunken. In etwa so viel als hätten sie in der Zeit angefangen Sport zu treiben.

Kekse
Probanden verschenkten Cookies an ihre Nachbarn - Ihr Blutdruck sank

Schenken macht Spaß. Schenken macht glücklich. Schenken macht gesund. Und in erster Linie stiftet Schenken Sinn. Während sich in Deutschland das Schenken auf bestimmte Anlässe wie Geburtstage, Weihnachten oder Partys beschränkt, so ist Japan das Land des Schenkens.

Nicht nur, dass sich die japanische Durchschnittsfamilie im Jahr 26 mal beschenkt, die japanische Sprache kennt ungefähr 35 verschiedene Ausdrücke für die unterschiedlichsten Anlässe.

Einmal öfters zu schenken, kann auf jeden Fall nicht schaden. Denn letzten Endes gilt bei ironischen Spaßgeschenken und Zeichen der Freundschaft dasselbe: Schenken bereitet anderen - und vor allem einem selbst - Freude.

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