Walter Plathe

Walter Plathe wird 70

Am Donnerstag, 5. Novemberwird Walter Plathe 70 Jahre alt. Er ist einer der beliebtesten Schauspieler aus dem Osten, der auch nach der Wiedervereinigung eine Glanz-Karriere hinlegte. Wo er doch eigentlich Zoo-Fachverkäufer ist und am liebsten Kneiper geworden wäre ...

Geboren wurdePlathe1950, aufgewachsen ist er in Ackerstraße in Berlin-Mitte.Sein früheres Viertel ist ihm immer noch wichtig, er hat auch schon Besucher durch die Stadt geführt.In seiner Biografie «Ich habe nichts ausgelassen» erzählt er viel von seiner Kindheit. Etwa davon, wie er Hühnchen für einen Tauschhandel in den Westen brachte. Das habe er sicher ein, zwei Jahre lang gemacht. «Bis dann die Mauer kam, dann war aus», sagtPlathe. Sie hätten die Hühnchen beim Fleischer im Osten abgeholt, seien mit dem Schulranzen rüber und hätten sie im Westen beim Zigarettenladen abgegeben. «Im Tausch gab es Geld und West-Zigaretten», heißt es im Buch.Als er auf'm Hinterhof in Berlin groß geworden sei, habe ihm seine Tante zum Geburtstag das große Zille-Buch geschenkt. Er habe darin geblättert und sich gedacht: «Mein Gott, dass kennst du ja alles.» Etwa die Gören, die auf dem Hof gespielt hätten. «Und oben aus dem dritten Stock rief eine Olle runter:"Iphigenie, olle Sau, komm' oben." Dit kannte ick alles so.»

Fotos von Plathe im Laufe der Jahre seht Ihr hier!

Seine Rollen

Seit 1972 war Plathe fast jährlich mit einer neuen Produktion im DDR-Kino zu sehen.Seine TV-Karriere begann er 1981 mit „Märkische Chronik“. Fünf Mal wurde er zum TV-Liebling der DDR gewählt. Zum Mädchenscharm wurde der smarte Schauspieler spätestens in der Verfilmung vom Buch "Das Puppenheim in Pinnow" (1983). Er spielte im Polizeiruf und in der DDR-Serie "Treffpunkt Flughafen" (1986). Er durfte sogar die wichtigste DDR-Show, den "Kessel Buntes" moderieren.

Kurz vor der Wende verließ er die DDR und begann noch einmal ganz von vorn.Nach der Wende blieb er gleich in den Premiumformaten und spielte in "Derrick","Der Alte" und "Großstadtrevier" mit. Wer war auf dem "Traumschiff". Dann kam "Der Landarzt" - sein absoluter Durchbruch in Gesamtdeutschland.

Anfangs hatWalterPlathesogar noch überlegt. Soll er wirklich der «Landarzt» im ZDFwerden? Er habe die Serie nicht gekannt und sich das erst einmal anschauen wollen, erzählt der Berliner Schauspieler heute. Der Produzent habe ihm damals gesagt, er sei bekloppt. Schließlich übernahm er die Rolle - und war im Fernsehen dann 17 Jahre lang darin zu sehen.Das ist fast ein Viertel seines Lebens. Neben seiner Rolle in «Der Landarzt» spieltePlatheden früheren Bürgermeister in der ARD-Serie «Familie Dr. Kleist». Er war auf dem «Traumschiff» im Zweiten zu sehen, beim ZDF-Krimi «Derrick» und natürlich im Theater. Bei den Berliner Kudammbühnen etwa im Stück «Monsieur Pierre geht online».

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Neue Hüfte, neues Buch

Im Interview mit Julia Kilian von der Deutschen Presseagenturredet Plathe am Telefon ziemlich frei Schnauze, er muss gleich los. Wie es ihm gehe? «Eigentlich ganz gut», sagtPlathe. Mit der neuen Hüfte, die er imFrühjahr bekommen habe, laufe es gut. Gerade habe er ein neues Buch über Heinrich Zille vorgestellt. Der sozialkritische Berliner Maler (1858-1929) liegt ihm am Herzen, zusammen mit anderen Prominenten hatPlatheauch ein Museum für Zille ins Leben gerufen.Plathespielte in der DDR in mehreren Spielfilmen mit und moderierte zum Beispiel auch mal die Unterhaltungsshow «Ein Kessel Buntes». Kurz vor dem Mauerfall ging er in den Westen. Das sei kein plötzlicher Entschluss gewesen, sondern habe sich nach und nach entwickelt, sagt er heute.

Mit dabei hatte er seinen Dackel Hennes, wie er im Buch beschreibt.Platheund die Dackel, das ist eine ganz eigene Liebesgeschichte. Mittlerweile lebt er ohne Hund. Aber vielleicht schaue er sich demnächst mal im Tierheim um, erzählt er. Was er imBuch vor einigen Jahren auch beschrieb: dass er sowohl Frauen als auch Männer liebt. Seine Freunde und Kollegen hätten das damals ohnehin gewusst, sagt der Schauspieler.

Dass er sich dann damals doch für den ZDF-«Landarzt» entschied, hat er nach eigenen Worten nie bereut. Es sei eine schöne Zeit gewesen, sagte er. «Aber wie man so sagt: Alles hat seine Zeit.» Ob er jetzt vielleicht doch noch eine Kneipe aufmacht, wie er im Buch überlegt hat? «Ich wäre wirklich ganz gerne Kneipier geworden. Aber ich glaube, das ist jetzt vorbei.»

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