Wahrhaft keine Toten Hosen

„Am Anfang war der Lärm- Live 2015“ heißt die Tour von Campinos Toten Hosen. Und mit 70.000 Zuschauern auf der Festwiese neben der Red-Bull-Arena in Leipzig war das ausverkaufte Konzert zugleich ihr größter Deutschland-Auftritt in diesem Jahr. Damit die Menschenmassen auch gut unterhalten wurden (Einlass war immerhin schon ab 16 Uhr) spielten die US-Punker Bad Religion und Kraftklub aus Chemnitz schon ein beachtliches Vorprogramm. Gegen 20.45 Uhr war es dann aber endlich soweit: Die Toten Hosen enterten die riesige Bühne und brannten ihr Feuerwerk aus Rock- und Punksongs ab. „1000 Jahre Leipzig – da sind wir gerne dabei“ hatte Sänger Campino im Vorfeld bei Interviews immer wieder betont. Und das kommt nicht von ungefähr. Schließlich heißt der 52-Jährige mit bürgerlichem Namen Andreas Frege und hat in der Tat berühmte Vorfahren in der Messestadt. Christian Gottlob Frege (1715 bis 1781) war ein bedeutender Leipziger Bankier und Handelsherr. Noch heute gibt es ein Fregehaus in der Innenstadt und eine Fregestrasse sogar unweit des musikalischen Konzertspektakels. Doch zurück zum eigentlichen Ereignis des 22. August 2015 in Leipzig. Seit Jahrzehnten sind die Hosen berühmt-berüchtigt für ihre aussergewöhnlich guten Live-Shows. Kreisende Fahnen, lautstarke Fanchöre und natürlich exzessives Pogen, gehören zu den Markenzeichen eines waschechten Hosen-Konzertes. Wer schon einmal auf einem Konzert der Toten Hosen war, weiß, dass „Crowdsurfing“ hier zum festen Betandteil der Show bloß eben vor der Bühne im Publikum gehört. „Als Crowdsurfing bezeichnet man eine Betätigung auf einem Konzert, insbesondere auf Rock-, Punk- oder Metal-Konzerten. Ein Anwesender auf dem Konzert wird –auf dem Rücken oder Bauch liegend– von der Menge über die Menschen getragen, quasi ein „Surfen“ über dem Publikum (englisch crowd ‚Menschenmenge‘). Es kommt vor allem bei größeren Shows und auf Musikfestivals vor“, so ist es bei Wikipedia definiert. Mit dem Klassiker “Bonnie & Clyde” begann das Konzertspektakel. Gleich vom ersten Takt an hatte Campino das ganze Konzertgelände unter Kontrolle. Keine Spur von Stimmbandproblemen. Sein Laufpensum auf der Bühne ist enorm, zudem schrie er sich beinahe die Seele aus dem Leib. Neben ihren Mitgröhl-Hymnen zeigten auch die melancholischen und gesellschaftskritischen Songs beim Publikum Wirkung. Selbstredend, dass die Deutsche Rebellentruppe bei ihrem zweieinhalbstündigen Konzert schlussendlich alle Klassiker im Programm hatte. Ein unvergessliches Erlebnis nicht nur für die zigtausenden Besucher vor Ort, sondern auch die Anwohner von Innenstadt und angrenzenden Stadtteilen - die akkustisch auch gleich mit versorgt wurden.
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