Die Wahlkommission inBelarus(Weißrussland) hat Staatschef Alexander Lukaschenko ungeachtet gewaltsamer Proteste zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt.
Der 65-Jährige habe bei dem Urnengang am Sonntag 80,23 Prozent der Stimmen erzielt, teilte Wahlleiterin Lidija Jermoschina am Montag in Minsk als vorläufiges Ergebnis mit.
Lukaschenko regiert seit 26 Jahren die ehemalige Sowjetrepublik Belarus und wird aufgrund seiner politischen Machtstellung auch oft als "Letzter Diktator Europas" bezeichnet.
Lukaschenkos Gegnerin, Swetlana Tichanowskaja, kam demnach nur auf 9,9 Prozent der Stimmen. Sie kündigte bereits an, eine Niederlage nicht anzuerkennen.
Die 28 jährige Oppositionspolitikerin ging stellvertretend für ihren MannSjarhej Zichanouski an den Start nach dem diesem zunächst die Teilnahme untersagt und er später wegen angeblichen schwerwiegenden Verstößengegen die öffentliche Ordnung festgenommen wurde.
Tichanowskajas Wahlkampfstab geht davon aus, dass sie zwischen 70 und 80 Prozent der Stimmen bei der Präsidentenwahl am Sonntag errungen hat. Der Stab veröffentlichte dazu auch einzelne Protokolle aus Wahllokalen, in denen ehrlich ausgezählt worden sein soll.
Ihre Unterstützer hatten nachts zu Tausenden gegen Lukaschenko und Wahlfälschungen protestiert. Es gab viele Verletzte und Festnahmen.
Bei den Protesten gegen den Ausgang der Präsidentenwahl inBelarus(Weißrussland) hat es landesweit mehr als 3000 Festnahmen gegeben.
Das teilte das Innenministerium Medien zufolge in der Hauptstadt Minsk am Montag mit. Es seien zudem fast 100 Verletzte auf beiden Seiten - bei den Sicherheitsorganen und den Bürgern - gezählt worden, hieß es.Das Ministerium betonte, dass es keinen Todesfall gegeben habe.
Die Menschenrechtsorganisation Wesna hatte zuvor mitgeteilt, dass ein junger Mann durch die Gewalt der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen sei. Es war aber weiter unklar, ob die Behörden in dem autoritär geführten Land die Wahrheit sagten. In den sozialen Netzwerken gab es Bilder von einem leblosen Körper.
Nach stundenlangen blutigen Protestenhat sich die Lage im Land am Morgen zunächst wieder beruhigt.
Die Oppositionsbewegung Ein Land zum Leben (Strana dlja Schisni) schrieb nach siebenstündigen Kundgebungen gegen Wahlfälschungen unter dem autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko am Dienstag: "Das war ein historischer Abend".
Die Tage von Lukaschenko seien nach den Gewaltexzessen mit Gummigeschossen und Blendgranaten gegen die Bürger gezählt, hieß es.
"Der Sieg über den Tyrann in den nächsten Tagen ist einfach offensichtlich", teilte die oppositionelle Plattform mit. Insgesamt war die Lage aber unübersichtlich. Es gab zunächst keine offiziellen Zahlen zu Verletzten und Festnahmen. Auf Bildern waren viele blutüberströmte Menschen zu sehen.
Lukaschenko kann sich bisher auf einen starken Sicherheitsapparat verlassen.Er drohte mit dem Einsatz der Armee, um sich nach 26 Jahren weiter an der Macht zu halten.
Die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja hat das Land verlassen und hält sich im EU-Land Litauen auf.
Die 37-Jährige sei nun in Sicherheit, teilte der litauische Außenminister Linas Linkevicius am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit.Der Minister hatte sich am Montagabend angesichts der Gewalt inBelarusbesorgt gezeigt um die Sicherheit der zweifachen Mutter.
Tichanowskaja hatte am Vortag noch bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sie im Land bleiben werde und weiter kämpfen wolle. Sie beansprucht den Sieg bei der Präsidentenwahl vom Sonntag für sich.
Tichanowskaja hatte sich aber auch massiv bedroht gefühlt von den Sicherheitskräften um den autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko. Der 65-Jährige hat mit dem Einsatz der Armee gedroht, um seine Macht auch nach 26 Jahren für eine sechste Amtszeit zu verteidigen.
Tichanowskaja hatte zuvor auch ihre Kinder außer Landes bringen lassen. Ihr Mann Sergej Tichanowski, ein regierungskritischer Blogger, sitzt in Haft. Tichanowskaja war an seiner Stelle bei der Wahl angetreten und hatte als einzige Oppositionelle eine Zulassung als Kandidatin erhalten.
In einer ergreifenden Videobotschaft hat sie nun ihre Ausreise ins Ausland gerechtfertigt. "Ich dachte, der Wahlkampf hätte mich abgehärtet und mir die Kraft gegeben, alles durchzustehen. Aber wahrscheinlich bin ich doch die schwache Frau geblieben, die ich zu Beginn war", sagte die zweifache Mutter mit stockender Stimme.