Sie will keinen Fehler machen:Die heißdiskutierte Frage, ob Sahra Wagenknecht eine eigene Partei gründet, will die prominente Linke-Politikerin erst in den nächsten Monaten beantworten. «Ich gehe davon aus, dass innerhalb des nächsten Dreivierteljahres die Entscheidungen fallen. Bis Ende des Jahres muss klar sein, wie es weitergeht», sagte die 53-Jährige«ZDFheute.de». Die Linken-Spitze kritisierte die Äußerungen Wagenknechts scharf.
In dem Gespräch nennt Wagenknecht die Gründe für ihr vorsichtiges Vorgehen: «Die Erwartung, man könnte - selbst wenn man sich entschieden hätte - mal eben so eine Partei aus der Taufe heben, von einer Woche zur nächsten, das wäre zum Scheitern verurteilt.» Wagenknecht verweist auf nötige Strukturen, juristische Überlegungen und darauf, dass sie genügend Unterstützer bräuchte. Ein neues Projekt könne nur mit einem wirklich verlässlichen Team funktionieren, das ihr viele von den Dingen abnehme, für die sie schlicht kein Talent habe. «Als One-Woman-Show kann ich das nicht.»
In der Linkspartei selbst sieht Wagenknecht keine Zukunft mehr für sich. Anfang März hatte sie klargemacht, dass sie für die Linke nicht mehr für den Bundestag kandidieren wolle. Nach Ablauf dieser Legislaturperiode 2025 soll entweder Schluss sein mit der Politik «oder es ergibt sich politisch etwas Neues». Seit Jahren hadert sie mit ihrer Partei, diese aber genauso mit ihr. Einerseits ist Wagenknecht so etwas wie das prominente Aushängeschild der Linken und wird in jede Talkshow eingeladen, andererseits bürstet sie bei kontroversen Themen immer wieder gegen den Strich und den offiziellen Kurs der Partei:In der Flüchtlingspolitik sprach sie sich gegen offene Grenzen aus,sie äußerte sich bei Corona skeptisch zur Impfungund in ihrem Buch «Die Selbstgerechten» rechnete sie mit dem gender- und klimaengagierten Teil ihrer Partei ab.
Auch beim Thema Russland und Ukraine eckte Wagenknecht an, als sie der Bundesregierung einen Wirtschaftskrieg gegen Russland vorwarf - eins zu eins die Wortwahl von AfD-Chef Tino Chrupalla. Zuletzt hatte sie mit einem «Manifest für Frieden» gemeinsam mit Alice Schwarzer für Verhandlungen und Kompromisse «auf beiden Seiten» geworben und mobilisierte Tausende in Berlin bei einer Großdemo. Von Thüringens AfD-Chef Björn Höcke bekam Wagenknecht eine Einladung, in die AfD einzutreten.
Die Spitze der Linken kritisierte am Samstag die Gedankenspiele der Politikerin bezüglich einer möglichen Parteigründung:«Anzukündigen, dass man im Verlauf der nächsten Monate über die Bildung einer konkurrierenden Partei entscheiden will, ist verantwortungslos», erklärten die Linken-Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan. Die Linke sei angesichts von Krieg, Klimakrise, Inflation und Streiks mehr denn je gefordert. «Wir fordern alle auf, Spaltungsbestrebungen eine Absage zu erteilen», fügten sie hinzu.