Sachsen-Anhalt

Vor 70 Jahren verschwand Sachsen-Anhalt

Verwaltungsreform in der DDR löste Länder auf

Vor 70 Jahren, genau am 23. Juli 1952, verschwand zeitweise das Land Sachsen-Anhalt.

An diesem Tag wurde in der DDR die Verwaltungsreform beschlossenen, welche in der DDR die Länder auflöste. Aus Sachsen-Anhalt wurden die Bezirke Halle und Magdeburg.

Bis heute wirkt das nach.

1990 entstand Sachsen-Anhalt als eines von fünf "neuen Bundesländern" wieder.

Die Teilung in zwei Bezirke habe den politischen Neubeginn nach der deutschen Wiedervereinigung in Sachsen-Anhalt stark erschwert. "Faktisch war unser Land 1990 zweigeteilt, und diese "Zweiteilung" hat noch lange nachgewirkt", so Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Aus fünf mach 15

Am 23. Juli 1952 trat das "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der Deutschen Demokratischen Republik" in Kraft.

Der Staat wurde neu gegliedert, aus fünf Ländern entstanden 14 Bezirke, nebst Hauptstadt Berlin.

Das Land Sachsen-Anhalt wurde im Wesentlichen in die Bezirke Halle und Magdeburg geteilt. Die Kreise Jessen, Herzberg und Bad Liebenwerda wurden dem neuen Bezirk Cottbus im heutigen Brandenburg, Torgau, Delitzsch und Eilenburg dem Bezirk Leipzig zugeschlagen. Der Kreis Artern kam zum Bezirk Erfurt. Die Prignitz-Stadt Havelberg, vormals Land Brandenburg, nun nordöstlichster Zipfel des Bezirkes Magdeburg, erhielt wie viele andere Kreisstadtstatus. Denn mit Wirkung vom 1. September 1952 wurden auch neue Kreise gebildet.

Halle als Landeshauptstadt abgelöst

Die Auflösung Sachsen-Anhalts brachte eine gewisse Entspannung im "ewigen Konflikt" zwischen Halle und Magdeburg. Halle war nach dem Zweiten Weltkrieg Hauptstadt der Provinz Sachsen und des 1947 daraus hervorgegangenen Landes Sachsen-Anhalt. Die Magdeburger fühlten sich benachteiligt. "Die Landesregierung in Halle hat Magdeburg wie einen kranken Hund behandelt. Nicht eine Landesbehörde war hier angesiedelt", berichtet Historiker Tullner.

Neuer Streit um Landeshautstadt 1990

1990 tobte im neuen Bundesland Sachsen-Anhalt ein heftiger Hauptstadtstreit zwischen den beiden großen Städten Halle und Magdeburg. Mit denkbar knapper Mehrheit fiel im frisch gewählten Landtag, der auf "neutralem Boden" in Dessau tagte, die Entscheidung - zugunsten Magdeburgs. Die Vertreter aus Anhalt hätten sich als Zünglein an der Waage gegen ihre bisherige Bezirksstadt Halle entschieden.

Nur Jessen wollte zurück

Bis auf Jessen wollten die Kreise, die 1952 anderen Bezirken zugeschlagen worden waren, allerdings nicht wieder zu Sachsen-Anhalt gehören. Das hatte Auswirkungen auf Wirtschaftskraft und Infrastruktur des Bundeslandes. Mitteldeutschlands Luftverkehrsdrehkreuz etwa würde heute in Sachsen-Anhalt liegen. Denn: "Ursprünglich gehört der Flughafen Leipzig-Halle zu uns", sagt Historiker Tullner als Sachsen-Anhalter. Die Landesgrenze verlief bis 1952 an der Stadtgrenze von Leipzig.

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